Der wichtigste Baustein der Nachwuchsgewinnung ist die dreijährige Ausbildung in der eigenen Krankenpflegeschule. Schon während der Lehrzeit ermöglicht die Anbindung an die Klinik eine enge Verknüpfung von Theorie und Praxis. „Wir haben rund 100 Schüler, etwa 20 bis 25 machen jährlich ihren Abschluss, und der größte Teil wird von uns übernommen“, berichtet Pflegedirektorin Claudia Hamann im Gespräch mit unserer Zeitung. „Aber wir begrüßen es natürlich auch, wenn die Absolventen erst in anderen Krankenhäusern Erfahrungen sammeln und dann irgendwann zurückkommen. So etwas bringt immer wichtige Impulse von außen.“
Großen Wert legt man auf die Weiterbildungsmöglichkeiten des Pflegepersonals. „Das ist bei uns bis hin zum dualen Studium sowohl im pflegerischen als auch im administrativen Bereich möglich“, erläutert Verwaltungsdirektor Hendrik Weinz. „Aber auch die Weiterbildung der schon fertig ausgebildeten und im Beruf stehenden Pflegekräfte liegt uns sehr am Herzen und spielt letztlich eine wichtige Rolle für die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz. Wir schauen immer, an welchen Fortbildungen Interesse besteht und wo Bedarf vorhanden ist. Das unterstützen wir auch mit entsprechenden Freistellungen.“
Ein wichtiges Arbeitskräftereservoir bilden Berufsrückkehrerinnen nach der Elternzeit. „Vor allem bei Müttern mit kleinen Kindern ist eine flexible Gestaltung der Arbeitszeit das A und O“, weiß Pflegedirektorin Hamann. Um deren Bedürfnisse entgegenzukommen, hat man einen Springerpool angelegt, aus dem man sich seinen Dienstplan inklusive Urlaubszeiten eigenständig zusammenstellen kann. „Die Idee ist anfangs auf sehr viel Skepsis gestoßen, aber das ist gerade für Mütter optimal und wird mittlerweile von vielen sehr gern genutzt“, erklärt die Pflegedirektorin. Darüber hinaus habe man in der Pflege insgesamt 70 verschiedene Arbeitszeitmodelle, um möglichst allen Bedürfnissen gerecht zu werden, erläutert Claudia Hamann.
Eines der größten Probleme bei den Pflegeberufen, das auch viele zum Ausstieg veranlasst, sind die unsicheren Arbeitszeiten und die ständige Nachbesserung der Dienstpläne. Das wiederum hängt mit einem hohen Krankenstand zusammen, der in Göttschied durch präventive Maßnahmen reduziert werden soll. „Wir haben gerade erst einen Workshop zum betrieblichen Gesundheitsmanagement durchgeführt“, berichtet Weinz. „Da haben wir versucht ganz konkret zu erarbeiten, was der einzelne Mitarbeiter braucht und was verändert werden muss.“ In Gesundheitswerkstätten können sich die Mitarbeiter über Ernährung, rückengerechtes Arbeiten, Umgang mit Wechselschichten und anderen Problemen befassen. Im psychiatrischen Bereich, wo es auch längere Aufenthaltszeiten der Patienten gibt, soll Supervision dabei helfen, mit der Belastung umzugehen. Da auch Konflikte am Arbeitsplatz krank machen können, wird Deeskalationstraining angeboten, um Belastung und Stress zu minimieren.
Allerdings reichen solche Maßnahmen nicht aus, um den mittel- und langfristigen Bedarf an Pflegepersonal zu decken. Neben Beteiligungen an Ausbildungsmessen oder Banner und Plakate werden auch schon einmal unkonventionelle Wege beschritten, wie etwa ein Werbefilm, der in Kinos auch über die Region hinaus gezeigt wird. Aber inzwischen sucht man auch gezielt in China nach Pflegenachwuchs. „Bevor wir sie nach Deutschland holen, müssen die Bewerber allerdings erst eine Sprach- und eine Zulassungsprüfung bestehen“, erläutert Weinz.