Dennoch weiter Risikogebiet
Seit Jahren kein FSME-Fall im Nationalparklandkreis
Nicht nur, wer während einer Wanderung so ein Schild sieht, sollte sich nach dem Naturbesuch am Abend gut nach Zecken absuchen. Im FSME-Risikogebiet Kreis Birkenfeld sind solche Schilder nicht zu finden.
Sven Hoppe. dpa

Zeckenbisse jucken und können im Extremfall zu schweren Erkrankungen wie Hirnhautentzündungen führen. Das Risiko ist aber minimal - auch im Nationalparklandkreis. 

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Auch in diesem Jahr gilt – nach mildem Winter und nun seit Wochen sonnigem Frühling – die Warnung vor Zecken und damit vor Borreliose und der Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME). Der aktuelle Witterungsverlauf dürfte die Verbreitung der kleinen Schädlinge begünstigen: Im Winter kaum dezimiert, können sie sich jetzt ungestört ausbreiten.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) weist den Landkreis Birkenfeld auch weiterhin als einziges Risikogebiet für FSME in Rheinland-Pfalz aus. Weshalb das so ist, kann jedoch niemand schlüssig beantworten, denn laut Gesundheitsamt Idar-Oberstein gab es in den Jahren 2023 und 2024 keinen einzigen bestätigten FSME-Fall im Nationalparklandkreis, wie die in der Kreisverwaltung ansässige Behörde auf NZ-Nachfrage bestätigt. Auch in diesem Jahr gab es noch keinen Fall. „Abhängig davon, ob weitere Fälle gemeldet werden, bleibt abzuwarten, ob unser Landkreis vom RKI weiterhin als FSME-Risikogebiet eingestuft wird“, formuliert die Kreisverwaltung in ihrer Antwort auf die NZ-Anfrage.

2020 und 2022 war jeweils ein FSME-Fall im Nationalparklandkreis gemeldet worden. Im Jahr 2023 wurden dem Gesundheitsamt Idar-Oberstein aber 90 Borreliose-Fälle gemeldet, 2022 waren es 67, aufgetreten im Zeitraum Mai bis Dezember.

Bei der Frühsommer-Meningoencephalitis kann es zu Entzündungen des Gehirns, der Hirnhaut oder des Rückenmarks kommen, in seltenen Fällen endet sie tödlich. Menschen ab 40 Jahren haben ein höheres Risiko einer schweren FSME-Erkrankung. Eine medikamentöse Behandlung gegen das FSME-Virus gibt es nicht – nur die (vollständige) Impfung schützt laut RKI wirksam. Gegen die bakterielle Lyme-Borreliose gibt es derzeit noch keinen Impfschutz für den Menschen, wohl aber für Hunde und Pferde.

Aktuell sind 183 Kreise in Deutschland als FSME-Risikogebiete vom RKI ausgewiesen – hauptsächlich im süddeutschen Raum vor, insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg sowie in Thüringen, in Südhessen, in Sachsen und Brandenburg. Neu hinzugekommen sind 2025: der Stadtkreis Augsburg (Bayern), der Landkreis Elbe-Elster (Brandenburg) und der Landkreis Celle (Niedersachsen).

Zecken lauern in Gebüschen oder in hohem Gras und können Krankheiten wie Borreliose und FSME übertragen.
Patrick Pleul. EXT

Das Risiko, von einer Zecke gebissen zu werden, ist gar nicht so groß, wenn man entsprechende Vorsichtsmaßnahmen beachtet. Das Kreisgesundheitsamt gibt Tipps für den Ausflug in die Natur:

1 Wo ist mit einem vermehrten Zeckenaufkommen zu rechnen?

Zecken kann man das ganze Jahr über finden. Die größte Aktivität ist im Frühling und Herbst. Zecken leben insbesondere dort, wo es grün ist: im Wald, in Gebüschen, im hohen Gras sowie im Unterholz. Jedoch können sie auch im Stadtpark, im Schrebergarten und sogar auf dem Fußballplatz oder dem heimischen Garten vorkommen.

2 Wie kann man sich vor einem Zeckenbiss schützen?

Jeder Waldbesucher sollte allgemeine Schutzmaßnahmen beachten: Beim Aufenthalt im hohen Gras, Gebüsch oder Unterholz bietet das Tragen geschlossener Kleidung (feste Schuhe, lange Hosen, lange Ärmel) guten Schutz, da es den Zecken erschwert, eine geeignete Hautstelle zu finden. Werden die Hosenbeine in die Socken gesteckt, ist die Zecke gezwungen, auf der Kleidung nach oben zu laufen, was ihr Auffinden erleichtert. Besonders auf heller Kleidung sind Zecken leichter zu entdecken.

Entgegen einer weitverbreiteten Meinung lassen sich Zecken nicht von Bäumen auf Menschen oder Tiere herabfallen. Vielmehr werden sie meist im Vorübergehen von Hecken, Büschen und Ästen abgestreift. Nach einem Aufenthalt im Freien sollte man deshalb den ganzen Körper gründlich auf Zecken absuchen. Auch zeckenabweisende Mittel, auf unbedeckte Hautstellen und Kleidung aufgetragen, bieten einen gewissen Schutz, der aber nur wenige Stunden anhält.

3Ist eine FSME-Impfung sinnvoll?

Die Impfung gegen FSME wird von der Stiko (Ständige Impfkommission) für bestimmte Personengruppen empfohlen. Generell sollte vor einer Impfung immer Rücksprache mit dem Hausarzt gehalten werden. Die Stiko empfiehlt die FSME-Impfung mit einem für Kinder sowie Erwachsene zugelassenen Impfstoff, wenn diese in Risikogebieten unterwegs oder beruflich besonders gefährdet sind, zum Beispiel Beschäftigte in der Forst- oder Landwirtschaft sowie Laborpersonal, das oft im Wald und der freien Natur unterwegs ist. Außerdem gibt es eine Impfempfehlung für Reisen in FSME-Risikogebiete auch außerhalb Deutschlands.

In der Regel sind drei Impfungen notwendig, um den vollen Impfschutz zu erreichen. Nach der ersten Impfung findet entsprechend dem Standardimpfschema die zweite Impfung zwei bis zwölf Wochen später statt. Die dritte Impfung ist dann fünf bis zwölf Monate nach der zweiten Impfung fällig. Nach vollständiger Impfung kann bei 99 Prozent der Geimpften mit einem vollständigen Schutz vor FSME gerechnet werden.

Wenn es ein Ansteckungsrisiko gibt, wird eine Auffrischungsimpfung nach drei Jahren empfohlen, danach alle fünf Jahre. Bei älteren Personen ab 50 beziehungsweise 60 Jahren wird eine Auffrischung je nach Impfstoff alle drei Jahre empfohlen. Derzeit werden von den Herstellern verschiedene Impfschemata angeboten. Es gibt auch kurzfristig verabreichte Impfungen, die etwa bei einer anstehenden Reise in ein Risikogebiet sinnvoll sein können.

4Was soll man tun, wenn man einen Zeckenbiss hat?

Um das Infektionsrisiko zu minimieren, sollte die Zecke mit einem speziellen Werkzeug (gibt es in der Apotheke) so schnell wie möglich herausgezogen werden, denn die Erreger der Borreliose gehen meist erst nach einer mehrstündigen Saugzeit der Zecke auf den Menschen über. Bei FSME hilft das nicht, da die Viren schon kurz nach dem Zeckenstich übertragen werden können.

5Was sollte man beachten, wenn man Zecken entfernt?

Wenn man sie herauszieht, sollten möglichst alle Teile entfernt werden, um eine Entzündung zu vermeiden. Hierzu greift man die Zecke mit einer speziellen Pinzette nahe der Hautoberfläche, also an ihren Mundwerkzeugen, nicht am vollgesogenen Körper, und zieht sie langsam und gerade aus der Haut. Möglichst sollte die Zecke dabei nicht gedreht werden, wie es früher empfohlen wurde. Auf keinen Fall darf sie vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden – auch das ist ein „altes Hausmittel“, das völlig verfehlt ist. Dies würde das Tier unnötig reizen und könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit Infektionserreger schneller abgibt. Nach der Entfernung (darauf achten, dass wirklich alle Teile entfernt wurden) sollte man die Wunde desinfizieren.

6Wann sollte man besser zum Arzt gehen?

Wenn sich im Anschluss an den Biss ein roter Infektionsring in der Haut ausbreitet, die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans, ein früher Hinweis auf eine beginnende Borreliose), empfiehlt es sich, die Einstichstelle zu beobachten. Sollte nach einigen Tagen eine deutliche ringförmige Hautrötung auftreten, die im Zentrum blasser ist als am Rand und sich ausweitet, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Das gilt auch, wenn 7 bis 14 Tage nach einem Zeckenstich und einem Aufenthalt in einem FSME-Risikogebiet grippeähnliche Symptome wie Fieber, Unwohlsein, Abgeschlagenheit, Kopf- oder Gliederschmerzen auftreten. Eine generelle Antibiotikatherapie nach einem Zeckenstich wird vom RKI derzeit nicht empfohlen, sie ist erst bei einem begründeten Borrelioseverdacht angezeigt.

Ob eine Impfung empfohlen ist, lässt sich einfach mit dem digitalen „FSME-Impfcheck“ des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit prüfen: www.impfen-info.de/der-fsme-impfcheck/

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