Zehn Jahre Nationalpark Hunsrück-Hochwald – das wurde am Samstag groß am Erbeskopf gefeiert. Rund um das Hunsrückhaus, das mittlerweile als Nationalparktor fungiert, waren zahlreiche Info- und Verpflegungsstände sowie ein großes Festzelt aufgebaut. Zahlreiche Politiker aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland reisten an, darunter mehrere Bundestags- und zahlreiche Landtagsabgeordnete. Die Festrede hielt Ministerpräsident Alexander Schweitzer, seine saarländische Amtskollegin Anke Rehlinger wurde per Videobotschaft eingespielt.
Neben den beiden Umweltministerinnen Katrin Eder und Petra Berg waren auch mehrere aktive und ehemalige Staatssekretäre, unter anderem der in der Gründungsphase stark ins Projekt eingebundene Thomas Griese angereist. Besonders begrüßte Nationalparkleiter Harald Egidi in seinen einleitenden Worten die „Gründungsministerin“ Ulrike Höfken. Egidi hieß auch die Landräte, Beigeordneten und Bürgermeister der Anrainergemeinden und den US-Generalkonsul Brian Heath willkommen, der in seiner Rede den Nationalpark Hunsrück-Hochwald in eine Reihe mit Yellowstone und anderen Nationalparken in seiner Heimat stellte.

Schweitzer dankte in seiner Festrede allen, die sich um die Verwirklichung des „erfolgreichen länderübergreifenden Projekts“ verdient gemacht haben. Der MP bezeichnete den Nationalpark als „Erfolgsgeschichte“: Es sei damals ein ehrgeiziges Ziel gewesen, zehn Prozent der Waldfläche im Landesbesitz aus der Nutzung zu nehmen. Damals wie heute brauche der Klimawandel eine starke Reaktion, und die habe man gezeigt. Das Schutzgebiet habe sich sehr gut entwickelt, die Forschungsergebnisse könnten sich sehen lassen, lobte Schweitzer die Arbeit vor Ort.
„Der Nationalpark zeigt, wie erfolgreiche, föderale Kooperation geht. Planung, Management, Regionalentwicklung, Bürgerbeteiligung und Kommunikation erfolgten von Anfang an länderübergreifend zwischen Rheinland-Pfalz und dem Saarland.“ Der Nationalpark schütze seit 2015 wertvolle Buchenwälder, Moore und seltene Arten und leiste damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt und zur Umsetzung internationaler Naturschutzziele. Er sei aber auch „ein Meilenstein für den Tourismus und die nachhaltige regionale Entwicklung der Region“.
Insbesondere das massiv verbesserte Nahverkehrsangebot durch Umsetzung neuer ÖPNV-Konzepte und die mehr als 50 Partnerbetriebe des Nationalparks in der Region „zeigen, dass der Nationalpark Leuchtturm und Motor für naturnahen, sanften Tourismus sein kann“. Ein großer Gewinn seien auch „die starken Netzwerke von Wissenschaft und Umweltbildung, die sich mit und um den Nationalpark entwickelt haben. Diese positiven Entwicklungen wollen wir auf der nächsten Etappe gemeinsam mit der Region weiter vorantreiben und verstärken, etwa mit der Einführung eines Gästetickets“, so der Ministerpräsident weiter.

Unter der Moderation von Rouven Voigt beleuchteten die beiden Umweltministerinnen einzelne Aspekte des Schutzgebiets wie die Forschung in enger Zusammenarbeit mit dem Umwelt-Campus, das Monitoring bei den Wildtieren und vor allem die Bildungsarbeit mit Schulen und Kindergärten. Die Jugend von heute könne hier lernen, wie man sorgsam mit der Natur umgeht, sagte Petra Berg. Katrin Eder erinnerte sich, wie sie einmal mit Harald Egidi den Nationalpark querfeldein durchschritten hatte und plötzlich ohne wasserdichte Schuhe mitten in einem Bach stand: „Das ist ein Bild, das ich seither immer im Kopf habe.“ Beide betonten, dass die Regionen und die Bundesländer durch das Projekt zusammengewachsen seien, auch im Bereich Tourismus. Diesen Weg gelte es weiterzugehen.

In einer zweiten Talkrunde mit Harald Egidi, Ulrike Höfken, dem Hermeskeiler Bürgermeister Stefan Ding und dem früheren saarländischen Umweltstaatssekretär Roland Krämer wurden die durchaus komplizierten Anfänge beleuchtet. Höfken sprach von „wilden Zeiten“, es sei sehr aufregend gewesen, immer sei die Idee aber auch ein „politisches Risiko“ gewesen – darüber seien sich alle Beteiligten im Klaren gewesen. Krämer erzählte, wie es zur Namensfindung kam. Denn ursprünglich hätte der Nationalpark nur Hunsrück heißen sollen, doch darin fanden sich die Saarländer nicht wieder – so kam es zum Zusatz „Hochwald“, der mittlerweile längst nicht mehr holpert wie damals.
Die Jahre vor der Gründung seien die spannendsten in seinem Arbeitsleben gewesen, bekundete Egidi: Bei mehr als 400 Terminen sei er damals vor Ort gewesen, oft erst spät nachts heimgekommen: „Das war anstrengend, aber es hat sich gelohnt.“ Er finde es immer noch faszinierend, wie am Ende, „nachdem uns Pfälzer Wald und Soonwald einen Korb gegeben hatten, hier alle an einem Strang zogen: Das hat unheimliche Kräfte gehebelt.“
Das Jubiläumsfest und die Anwesenheit des „Landesvaters“ wurden auch genutzt, um den neuen Spielplatz, der in Kooperation mit Landesforsten neben dem Hunsrückhaus entstanden ist, offiziell freizugeben. Auf dem Weg dahin wartete noch eine Überraschung: Schweitzer und Egidis „Chefinnen“ enthüllten eine Holzskulptur des Idar-Obersteiner Künstlers Matzi Müller. In vielwöchiger Arbeit hatte der aus einem mehr als sechs Tonnen schweren Eichenstamm einen hölzernen Thron geschaffen – mit Wildkatze, Uhu und einem frechen Mäuschen. Er dient nun als Fotopoint für Besucher. Ein ähnliches Holz-Objekt Müllers steht bereits auf Rügen, der Zweitheimat des Künstlers. Harald Egidi dankte der Kreissparkasse Birkenfeld, die sich an der Finanzierung beteiligte.

Anschließend besuchte die Delegation um den Ministerpräsidenten die zahlreichen Stände, die auf dem Zufahrtsweg zur Sommerrodelbahn und auf der großen Wiese am Nationalparkdenkmal aufgebaut waren. Dort präsentierten sich unter anderem Landesforsten und die Nationalparkschulen, diverse Umweltschutzorganisationen, die Hochschule Trier, der Umwelt-Campus Birkenfeld, die Nationalpark-Partnerbetriebe, die Tourist-Infos der Region, der RNN sowie zahlreiche Verpflegungsstände unter anderem mit Wildspezialitäten.
Das Geburtstagsfest geht am Sonntag und Montag am Nationalparktor Keltenpark Otzenhausen mit einem breit gefächerten Programm weiter. Infos: nlphh.de

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