Catarina Klos, die die Realschule plus Rostocker Straße betreut, sieht als größte Herausforderung die Präventionsarbeit: „In der Vergangenheit habe ich in unserem Schulfach ,Mut‘ (miteinander umgehen trainieren) sehr viele Kooperationsspiele gespielt, wo man auch Körperkontakt hat oder die Klasse umbauen muss. Dies geht zurzeit ja nicht, daher habe ich Alternativen gesucht, die in der Klasse am Platz mit Abstand machbar sind.“
Es fehlt an Ausrüstung fehlte
Die Kinder und Jugendlichen freuten sich über diese Abwechslung und seien engagiert, aber dennoch sei es nicht vergleichbar mit dem, was vor der Pandemie in der Klassenentwicklung zu sehen gewesen sei. Die 36-Jährige erläutert: „Es fehlen die umfangreichen Angebote im Jugendraum, der normalerweise für alle Schüler in der Mittagspause geöffnet ist, wo sie miteinander spielen können oder sich Spielgeräte ausleihen. Der fehlende Regelbetrieb der Ganztagsschule reduziert die Zeit der Schüler in der Peergroup.“ Einige Familien hätten Probleme, weil im Fernunterricht nicht genug Geräte zu Hause für alle Kinder zur Verfügung stehen, sodass nur am kleinen Bildschirm des Handys gearbeitet werden konnte: „Hier konnten wir jedoch Hilfe durch die Notbetreuung leisten. So konnten die Schüler die Computer der Schule nutzen und hatten eine Lehrkraft oder pädagogische Fachkraft zur Betreuung dabei. Die Notbetreuung wird auch nach wie vor angeboten. In der Zeit des Fernunterrichtes haben einige Schüler von dem Modell profitiert. Andere beteiligten sich kaum und waren schwer zu erreichen.“ Dies erfordert dann mehr Hausbesuche. Catarina Klos geht davon aus, dass Probleme innerhalb der Familie in Zeiten der Pandemie oft verschwiegen oder zu spät thematisiert wurden. Die Hürden zur Nutzung von Unterstützungs- und Hilfsangeboten seien im Moment für viele zu hoch: „Daher ist Schulsozialarbeit gerade jetzt sehr wichtig.“
Gibt es eine spezielle Problematik in diesem Bereich, die Migranten besonders schwer trifft? „Ja, da den Familien im Moment niedrigschwellige Hilfen fehlen. Es kommt darauf an, wie lange die Familien schon hier leben und wie gut sie Deutsch sprechen. In den vergangenen Wochen haben wir wieder einige neue Schüler aus anderen Ländern aufgenommen. Für diese Familien wirken sich die Kontaktbeschränkungen besonders aus, da der Kontakt der Kinder zu Gleichaltrigen fehlt und der Sprachunterricht in der Schule aufgrund der Hygienebestimmungen nicht so umfänglich wie vor der Pandemie stattfinden kann.“
Schulsozialarbeit sei mit sämtlichen Einrichtungen im Landkreis vernetzt: „Nur stehen manche Arbeitskreise zurzeit still.“ Die Ansiedlung der Schulsozialarbeit beim Jugendamt ermögliche kurze Wege und damit schnelle Hilfe. Die einzelnen Fachbereiche dort seien gut miteinander vernetzt. „Die Schule steht auch schon mit Konzepten und Ideen für zusätzliche Angebote zur Aufarbeitung in den Startlöchern.“
Auch Annkatrin Remuta, die für die Grundschulen Weierbach, Algenrodt und Idar zuständig ist, berichtet: „Eine große Herausforderung für uns ist seit Beginn der Pandemie die Frage, wie wir weiterhin den Kontakt zu den Kindern und ihren Familien halten können. Wir haben deshalb zunächst unterschiedliche Kontaktwege auf- und ausgebaut. Per E-Mail, Telefon, auf dem Postweg, bei Treffen zum Spaziergang oder Corona-konformen Hausbesuchen wird so versucht, die Kommunikation aufrechtzuerhalten, um vor allem für die Kinder weiterhin präsent zu sein. Ich mache die Erfahrung, dass in der Pandemiezeit vor allem für Kinder regelmäßige, vertrauensvolle Gespräche und Rituale noch wichtiger geworden sind.“
Der Schwerpunkt in den Beratungen und Gesprächen mit Kindern und deren Familien liege besonders darauf, gemeinsam sinnvolle Strukturen für das gemeinsame Leben zu Hause zu entwickeln, Unsicherheiten abzubauen, die Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus zu fördern, Lernmaterialien zu organisieren, Schwierigkeiten im Homeschooling aufzufangen oder einfach Ansprechpartnerin für Fragen, Sorgen und Ängste der Familien zu sein.
Flut an Informationen
Herausfordernd seien zunehmend auch Situationen, in denen sich der Kontakt zwischen Schule und Elternhaus schwierig gestaltet oder aus den unterschiedlichsten Gründen ganz abreißt: „Hier unterstützen wir, suchen die Familien auf, führen Gespräche und versuchen in Zusammenarbeit mit dem Lehrpersonal, eine neue Kommunikationsstruktur aufzubauen.“ In Zeiten der Pandemie, in denen jeden Tag etliche neue Informationen fließen und auch die Schulen fast jeden Tag neue Informationen, neue Regelungen und Hinweise mit den Familien kommunizieren müssen, könne dies schnell zu Unsicherheit und Überforderung führen. Besonders herausfordernd sei dies natürlich für Familien, die kein oder nur wenig Deutsch sprechen, führt die 27-Jährige aus.
Julia Traver betreut die Grundschulen Tiefenstein, Oberstein und Göttschied: „Gemeinsames Lernen im Klassenverband fällt den Kindern leichter und macht ihnen mehr Spaß als im häuslichen Umfeld. Familien mit einem hohen Betreuungsaufwand, in prekären Lebenssituationen oder mit sprachlichen Barrieren benötigen zum Teil Hilfe im Homeschooling. Die große Flut an Informationen über E-Mail für das Homeschooling kann bei manchen Familien durchaus Überforderung auslösen. Mit Lehrern stehen wir weiterhin im Austausch, wenn sich der Kontakt zu einzelnen Schülern schwierig gestaltet oder gar ganz abbricht.“
Kontakt: Julia Traver (Grundschulen Tiefenstein, Oberstein und Göttschied), Tel. 06781/645 52, E-Mail an julia.traver@idar-oberstein. de, Annkatrin Remuta (GS Weierbach, Algenrodt und Idar), Tel. 06781/ 645 52, E-Mail annkatrin.remuta@idar-oberstein.de