Herrstein/Rhaunen – Wolfgang Keller, Leiter der Integrierten Gesamtschule Herrstein/Rhaunen, hält an seinem Vorschlag fest, die IGS nach Magister Laukhard zu benennen. Der Pädagoge ist nach wie vor davon überzeugt, dass der Name bestens zu der neuen Schule passt. Er wolle dessen zweifelhaften Lebenswandel keinesfalls beschönigen, betont er im Gespräch mit der Nahe-Zeitung. „Aber der ist doch bei der Bewertung seines Werks und seines Wirkens völlig nebensächlich“, meint der Schulleiter, der auf eine baldige Abstimmung im Kreistag drängt.
Volle Unterstützung erhält er von Heimathistoriker Hans Peter Brandt, der sich intensiv mit dem Magister auseinandergesetzt und 2001 einen knapp 60-seitigen biografischen Essay zu „Friedrich Christian Laukhards Leben und Leiden“ veröffentlicht hat. Sein Urteil: Laukhard fiel durch das damalige gesellschaftliche Raster, war aber kein Krimineller und auch „weit mehr als ein versoffener Landpfarrer und ein verdorbener Mensch. Eigentlich war er ein Philosoph, ein kritischer Denker und hellsichtiger Zeitgenosse, der seiner Umwelt einen Spiegel vorhielt, in dem sie sich nicht sehen wollte.“ Brandt geht davon aus, dass der „unbequeme Querdenker“ mit seinen Ansichten auch heute sicher einen schweren Stand hätte.
Er hält es auch für grundfalsch, dem von 1804 bis 1811 als Pfarrer in Veitsrodt tätigen Aufklärer jegliche Moral abzusprechen. „Gewisse ethische Grundsätze lassen sich seinem Leben und Werk nicht absprechen.“ Für den Historiker und Vorsitzenden der Laukhard-Gesellschaft ist es kein Zufall, dass zwischen 1933 und 1945 kein einziges seiner Bücher, die sonst im Schnitt alle drei bis vier Jahre neu aufgelegt wurden, erschien. Laukhard habe als aktiver Soldat, der sogar mitten im Krieg seinen Feind nicht hassen konnte, mit seiner Selbstbiografie „eines der eindrucksvollsten Antikriegsbücher geschrieben, das je publiziert wurde“. Und sich zudem als einer der Ersten für eine europäische Völkerverständigung eingesetzt. Wer Laukhard fair und umfassend beurteilen wolle, dürfe sich natürlich nicht nur über das Internet-Portal Wikipedia informieren, sondern müsse sich intensiv mit ihm auseinandersetzen, meint Brandt.
Bei einem Infoabend in Idar-Oberstein (die Nahe-Zeitung berichtete), zu dem er unter anderem alle Mitglieder der Verbandsgeräte Herrstein und Rhaunen eingeladen hatte, habe sich nur eine Stimme gegen den Namensvorschlag erhoben, stellt Keller fest. Die Schulgremien hatten sich im Vorfeld einstimmig dafür ausgesprochen. Widerstand hätte der Schulleiter am ehesten in der Verbandsgemeinde Rhaunen erwartet, wie er sagt. Während aber dort die „Magister Laukhard-Schule“ einstimmig abgesegnet wurde, votierte der Haupt- und Finanzausschuss der VG Herrstein dagegen. Wegen Verhaltens, Charakters und vor allem seiner Trunksucht hält ihn vor allem die dortige CDU als Namenspatron für ungeeignet.
Wie geht es jetzt weiter? Am Ende seines lesenswerten Aufsatzes zu der Diskussion im neuen Heimatkalender weist Landrat Axel Redmer darauf hin, dass Schulbenennungen sich generell auf eine hinreichend breite gesellschafte Basis gründen müssen, „wenn aus der Namensgebung Gutes erwachsen soll“. Das soll wohl heißen: Wenn die politischen Kräfte in der Verbandsgemeinde Herrstein nicht mehrheitlich dahinter stehen, wird es keine Magister-Laukhard-Schule geben.