Diakonisches Werk: Schuldnerberatung übergab Jahresbericht an die Kreisverwaltung Birkenfeld
Schuldnerberatung Idar-Oberstein: Drohende Energiesperren belasten
Schuldnerberatung
Dirk Köbrich (obere Reihe, von links), Christine Kreischer, Ilona Schlegel, (untere Reihe, von links) Tatjana Jacobs und Daniela Lambio bei der Übergabe des Berichts Foto: Ilona Schlegel/Diakonisches Werk
Müller Vera. Ilona Schlegel

Idar-Oberstein. Die Schuldnerberatungsstelle nutzt traditionell die Aktionswoche der Schuldnerberatung zur Übergabe des Jahresberichts an die Kreisverwaltung. Dirk Köbrich, Leiter der Sozialabteilung der Kreisverwaltung Birkenfeld, besuchte das Team des Diakonischen Werkes in der Pappelstraße 3 in Idar-Oberstein, um sich über die aktuellen Themen in der Beratung auszutauschen.

Die Mitarbeiterinnen berichten über die Entwicklungen im vergangenen Jahr. Die Nachwirkungen der Corona-Krise hätten gerade bei den Menschen mit geringerem Einkommen deutliche Wirkungen hinterlassen. Das Thema der diesjährigen Aktionswoche „Was können wir uns noch leisten? – Überschuldungsrisiko Inflation“ passe deshalb gut in diese Zeit, sagten die Fachfrauen.

Verlierer der Preissteigerungen

Gerade Familien und Bezieher von Transferleistungen seien die großen Verlierer der aktuellen Preissteigerungen: „Bei uns im ländlichen Raum schlagen neben den Steigerungen der allgemeinen Lebenshaltungskosten vor allem die hohen Treibstoffpreise zu Buche. Unbezahlte Rechnungen, Mahnverfahren und vor allem drohende Energiesperren – das belastet die Menschen, und auf viele kommt dies womöglich zum ersten Mal zu“, hieß es vonseiten des Diakonischen Werks. Die Schuldnerberatung in Idar-Oberstein wird vom Land Rheinland-Pfalz, von der Kreisverwaltung Birkenfeld und dem Kirchenkreis Obere Nahe finanziert. Die Finanzierung durch das Land hat sich seit Jahren nicht erhöht – die steigenden Kosten müssen durch die übrigen Träger aufgefangen werden. Dem stehen die permanent hohen Fallzahlen und die damit einhergehenden immer komplexer gestalteten Einzelschicksale entgegen.

„Eine gesicherte Finanzierung durch einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung, der sich auch in regelmäßigen Zuschusserhöhungen niederschlagen sollte“, ist eine deutliche Forderung der Geschäftsführerin des Diakonischen Werks und Leiterin der Schuldnerberatungsstelle, Ilona Schlegel.

Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle mussten in den vergangenen Jahren immer wieder spontan auf neue Unterstützungsleistungen in der Krise reagieren. Diese Unterstützungen kämen nicht bei den Menschen an, wenn unklar sei, ob sie beim Lohn oder auf dem Konto gepfändet werden können. Dirk Köbrich ergänzte, dass es weiterer gesetzlicher Änderungen bedarf: „Leistungen des Staates oder des Arbeitgebers, die dazu bestimmt sind, in einer Notlage zu helfen, sollten generell vor Pfändungsmaßnahmen geschützt sein. Dieser Pfändungsschutz muss gesetzlich geregelt werden.“

Die Inflationsrate ist in Deutschland auf einem Niveau wie zuletzt vor 25 Jahren. „Die Menschen müssen darauf mit ständigen Änderungen in ihren Lebenshaltungskosten reagieren. Ziel der Beratung ist es, die Zahlungen der aktuellen, laufenden Abschlagszahlungen an Vermieter und Stromanbieter an die erste Stelle zu setzen. Doch oft sind bereits Zahlungsrückstände entstanden, die dazu berechtigen, den Mietvertrag zu kündigen oder die Stromzufuhr für den Haushalt zu sperren. Wir fordern, dass Energiesperren bei laufenden Abschlagszahlungen in Privathaushalten nicht möglich sein sollten“, so Tatjana Jacobs, Mitarbeiterin der Schuldnerberatung.

Auszahlungen verzögert

Die Beraterinnen weisen die Menschen auf mögliche Ansprüche auf öffentliche Leistungen hin. Die Hilfesuchenden seien aber zwingend auf die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit der zuständigen Behörden angewiesen. Das sei durch die Einschränkungen der Corona-Zeit leider nicht immer gewährleistet gewesen. In der Folge zögen sich Auszahlungen existenzsichernder Maßnahmen hin, Fristen können nicht eingehalten werden. Es entstehen Hilflosigkeit und Verunsicherung. Christine Kreischer forderte: „Die persönliche Erreichbarkeit und zügige Bearbeitung von Anträgen muss auch in Krisenzeiten gewährleistet sein.“ Der Jahresbericht der Schuldnerberatungsstelle wurde an Köbrich übergeben, er konnte bei der Gelegenheit die neue Mitarbeiterin der Beratungsstelle, Daniela Lambio, an ihrer neuen Wirkungsstätte begrüßen. Er zeigte sich erleichtert, dass die Neubesetzung nahtlos möglich war, um der großen Beratungsanfrage zeitnah gerecht werden zu können. vm/red

Top-News aus der Region