Koen Herber aus Schwollen ist im Gebiet der Verbandsgemeinde Birkenfeld der einzige Mann, der einen Kindergarten leitet
Schubladendenken ist ihm völlig fremd: Koen Herber ist im Gebiet der VG Birkenfeld der einzige Mann, der eine Kita leitet
Als „Paradiesvogel“ empfindet sich Koen Herber keineswegs, obwohl er in einem Job arbeitet, der gemeinhin als „Frauendomäne“ gilt. Der 51-Jährige leitet die Kindertagesstätte in Schwollen.
Reiner Drumm

Schwollen. Viele männliche Kindergartenleiter arbeiten nicht im Nationalparklandkreis Birkenfeld, aber es gibt sie, auch wenn man sie an einer Hand abzählen kann. Einer von ihnen ist Koen Herber, der die Einrichtung in Schwollen leitet. Die NZ hat sich mit ihm über seine Tätigkeit in einem Job unterhalten, der nach dem Klischee eher eine „Frauendomäne“ ist.

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Wie ist das? Fühlt man sich als Paradiesvogel, als Außenseiter bei dieser geballten Frauenpower in den Einrichtungen für Kindertageseinrichtungen? Das wollte unsere Zeitung vom 51-Jährigen wissen. Natürlich werde er häufig auf seine ungewöhnliche Position als männlicher Kitaleiter angesprochen, sagt Herber. Und er gibt immer wieder höflich, aber bestimmt Antwort, auch im Gespräch mit der NZ. Er mag dieses Schubladendenken nicht. „Es gibt keinen Unterschied in der Leitung einer Einrichtung, eine Frau kann sie genauso gut führen wie ein Mann und umgekehrt. Wer diesen Posten innehat, ist im Endeffekt für die Verwaltung und Organisation zuständig, in der Grundschule ebenso wie im Kindergarten. Man muss in beiden Erziehungsformen ein Team von Fachkräften koordinieren und organisieren. Man muss alles im Blick haben.“

Schließlich geht es in dieser Zeit um ganz andere Dinge als um geschlechterspezifische Arbeitsfelder: Es geht darum, das 2019 in Kraft getretene neue rheinland-pfälzische Kita-Zukunftsgesetz umzusetzen, es geht um bauliche Maßnahmen, die mit diesen neuen Anforderungen zusammenhängen, und es geht auch ums Corona-Management. Denn mit den Covid-19-Einschränkungen hat sich vieles geändert. Zum Zeitpunkt des Gesprächs mit unserer Zeitung durften Frühstück und Mittagessen nur innerhalb eines sogenannten Settings gemeinsam eingenommen werden.

In solchen Settings arbeiten die immer selben Erzieherinnen mit den immer selben Kindern in bestimmten Räumen des Kindergartens zusammen.

Es muss darauf geachtet werden, dass die einzelnen Gruppen nicht mit Kindern der anderen Gruppen durchmischt werden, beim Warten auf die Busse muss auf die Corona-Regeln geachtet werden. Damit sei auch der Personalbedarf an Erzieherinnen gestiegen. Die Kita in Schwollen hat in ihrer Arbeit den Schwerpunkt in der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Die Idee dahinter: Jedes Kind baut sich seine eigene Bildung auf, die Erwachsenen sind nur die Co-Konstrukteure und unterstützen das Kind in seiner Selbstbildung, heißt es auf einer Internetseite für Kindergartenpädagogik. Wenn die hohe frühkindliche Lernfähigkeit möglichst lange erhalten bleibt, sei das Kind deutlich aufnahmebereiter.

Die Kita im Sprudeldorf wird neben einheimischen Kindern auch von Jungen und Mädchen aus Hattgenstein, Leisel, Oberhambach, Rötsweiler-Nockenthal, Siesbach und Wilzenberg-Hußweiler besucht. Sie hat nach Auskunft der Verbandsgemeindeverwaltung eine Kapazität von insgesamt 65 Plätzen. Es gibt 19 U 3-Plätze und 34 Ganztagsplätze in der Einrichtung.

Die VG Birkenfeld hat insgesamt sieben Kindergärten in ihrer Trägerschaft. Neben Schwollen gibt es in Birkenfeld die kommunale Kita im Amselweg sowie die Kitas in Abentheuer, Brücken, Neubrücke Niederbrombach und Sonnenberg-Winnnenberg. Nur eine Einrichtung ist in der Leitung mit einem Mann besetzt: mit Koen Herber in Schwollen. In Birkenfeld gibt es zudem noch drei Kindergärten unter kirchlicher Trägerschaft und den Waldorfkindergarten. Auch die vier Grundschulen in der VG haben fast alle Frauen als Schulleiter. Ausnahme ist Niederbrombach, wo Andre Scherer Rektor ist. Die anderen Grundschulen befinden sich in Birkenfeld, Brücken und Hoppstädten-Weiersbach.

Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Dahmer

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