Ein aufmerksamer Autofahrer, ein Anruf im Tierheim Oberstmuhl und ein ruhiges Wiedersehen: Schildkröte Marla ist nach fast einem Jahr wieder bei ihrer Familie. Fast genau elf Monate war sie verschwunden: die Griechische Landschildkröte, die im August 2024 während des Urlaubs ihrer Besitzerin in Winnenberg entlaufen war. Seitdem fehlte von ihr jede Spur – bis zum Dienstag, als ein junger Autofahrer Marla an der Bundesstraße 41 bei Rötsweiler entdeckte.
Ohne zu zögern, hielt er an und brachte die Schildkröte aus dem Gefahrenbereich. Da seine Familie selbst Schildkröten hat und Erfahrung mit der Haltung hat, nahm er das Tier zunächst mit nach Hause. Gleichzeitig rief er umgehend im Tierheim Oberstmuhl bei Ulrike Kronauer an, um den Fund zu melden.
Noch am selben Abend stand fest: Die aufgefundene Schildkröte ist tatsächlich Marla aus Winnenberg – dank markanter Merkmale und einem Abgleich mit alten Fotos. Am Mittwoch kam es zur Übergabe im Tierheim Oberstmuhl: Die Familie des Finders reiste aus Bad Kreuznach an und brachte Marla zurück. Das Wiedersehen mit ihrer Besitzerin war geprägt von Erleichterung. Auch Marlas Schildkrötengefährte, der in den vergangenen Monaten allein im Gehege lebte, zeigte sichtlich Interesse an der Rückkehrerin.
„Wir hatten kaum noch Hoffnung – umso schöner, dass Marla nach so langer Zeit den Weg zurückgefunden hat“, sagt die Besitzerin. Die Familie dankte dem jungen Mann, seiner Familie und Ulrike Kronauer für ihr schnelles und umsichtiges Handeln. Ohne diese Kette glücklicher Umstände hätte Marlas Geschichte womöglich kein gutes Ende genommen. Marla ist übrigens die Kurzform von Marlene: Der Name bedeutet „die Ungezähmte“ oder „die Widerspenstige“. Passt ja: Marla hatte offenbar Lust auf Abenteuer.
Es gibt mehr als 327 Schildkrötenarten
Landschildkröten leben seit Millionen von Jahren auf der Erde und haben schon zu Saurierzeiten existiert. Weltweit gibt es mehr als 327 Schildkrötenarten mit etwa 200 Unterarten. Schildkröten sind poikilotherm (wechselwarm) – ihre Körpertemperatur hängt von der Außentemperatur ab. Sie mögen es kuschelig warm. Im Herbst fahren Landschildkröten ihren Stoffwechsel herunter. Die Winterstarre zwischen November und März ist für eine Schildkröte überlebenswichtig und ermöglicht ihnen sogar ein Überleben in unseren Breitengraden bei Frost und Schnee – sie graben sich ein. Schildkröten sind keine Kuscheltiere und brauchen Pflege: Aber man kann ihnen stundenlang zuschauen, wie sie im Sommer umherwandern und gern mal ein Stückchen Obst essen.
Die Tiere können sehr alt werden, oft mehr als 50 Jahre. Schildkröten fressen am liebsten Wildkräuter und -pflanzen. Ob Marla bei ihrer Heimkehr eine Extra-Portion Löwenzahn erhalten hat?