Den Anstoß gab Fabrice Ruppenthal, dessen Bruder bei Commeatus, der im Schuljahr davor aktiven Schülerfirma, mitwirkte. Zusammen mit Alexander Fritsch, Maximilian Lindemann und Richard Brunk gründete er Caring Cases IO. Sie legten von Anfang an großen Wert auf Qualität – was sowohl für das Unternehmen als auch für das Produkt gilt. „Es ist modern, klassisch, handgemacht, vegan und ökologisch“, preist Lindemann es im Gespräch mit der Nahe-Zeitung voller Überzeugung im Stil eines Marketingprofis an. Auch Allergiker können bedenkenlos zugreifen.
Die Firma besteht aus zwölf Mitarbeitern – allesamt Schüler der Klassen 9 bis 12, die bereits unzählige Stunden in das Projekt investiert haben. Die Prototypen wurden komplett selbst designt und gefertigt. Auch die Produktion liegt in den Händen der Schüler. Die Materialien beziehen sie ausschließlich aus Deutschland. So kommt Violan, der filzähnliche Grundstoff, aus Essen, während die Knöpfe der Globus in Idar-Oberstein liefert.
Jede Firma braucht ein Startkapital: Dafür wurden 90 Anteilsscheine in Höhe von 10 Euro an interessierte Abnehmer ausgegeben, die längst nicht nur aus dem eigenen Familien- und Bekanntenkreis stammen. Auch lokale Unternehmen fördern so das Projekt. Einige unterstützen als Paten darüber hinaus beispielsweise bei steuerlichen oder juristischen Fragen. Denn die Schüler tauchen wie bei einer richtigen Firma voll ins reale Wirtschaftsleben ein – mit allen damit verbundenen Pflichten und Regeln. Dabei müssen die Schüler auch ganz praktische Probleme überwinden: Dazu gehört beispielsweise, dass bisher nur Alexander Fritsch den Führerschein hat.
Die Firma agiert – als nicht rechtsfähiger Verein – unter dem Dach des bundesweiten „Junior“-Programms, das neben dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie von weiteren großen Organisationen und Unternehmen unterstützt wird. Betreut werden sie dabei von Lehrern ihres Gymnasiums. Am Ende des Schuljahres werden sich die Heinzenwies-Schüler der landesweiten Konkurrenz stellen. Ziel ist es dabei natürlich, sich für den Bundeswettbewerb zu qualifizieren.
Aber das ist nicht das Maß aller Dinge. Es geht vor allem um die Lerneffekte: „Das sind ganz wertvolle Erfahrungen, die uns auch persönlich weiterbringen“, betonen die hoch motivierten Gründer. Sie haben auch den Dienstleistungsgedanken und das Credo, wonach der Kunde König ist, voll verinnerlicht: Maßanfertigungen sind ebenso möglich wie größere Stückzahlen. Jeder Kunde kann sich anhand der farbigen Nähte und Bänder sein individuelles Case anfertigen lassen. Auch ein Umtausch der bis 30 Grad waschbaren Hüllen ist kein Problem. Weil die bisherige Resonanz durchweg positiv ist, spielt das Management, das nach wie vor auch tatkräftig in der Produktion mithilft, sogar schon mit dem Gedanken, die Produktpalette im nächsten Jahr zu erweitern.
Anders als bei jeder anderen Firma geht es nicht um den (eigenen) Profit. In der Jahresversammlung soll im Kreis der Anteilseigner ganz demokratisch entschieden werden, was mit dem erwirtschafteten Geld geschieht. Ein Teil davon soll aber auf jeden Fall gespendet werden. Und wie kamen die Jungunternehmer auf die Produktnamen? Eigentlich ganz einfach: Sie wählten die Vornamen von Steve Jobs, Bill Gates und Snapchat-Gründer Evan Spiegel, weil jeder von ihnen auf seine Art die digitale Welt revolutioniert hat.
Weitere Infos gibt es unter www.caringcases-io.com