Stefan Marx und Andrea Ogait halten die Erinnerung an ihren Vater Hans Marx wach
Schenkung an die Bengel-Stiftung: Goldenen Meisterbrief überreicht
Stefan Marx und Andrea Ogait vermachten der Bengel-Stiftung den Goldenen Meisterbrief ihres Vater Hans Marx, der als Stahlgraveur Berühmtheit erlangte. Foto: Jörg Staiber
Jörg Staiber

Idar-Oberstein. Es gab zwei Berufsgruppen, die die tragenden Säulen der einstigen Obersteiner Schmuck- und Metallwarenindustrie mit ihren Tausenden von Arbeitsplätzen waren: Das waren die Stahlgraveure und die Werkzeugmacher. Während die Stahlgraveure die Vorlagen und Gesenke für die Schmuckstücke und andere Produkte der Industrie wie Gürtelschnallen, Taschenverschlüsse oder Schreibtischgarnituren schufen, sorgten die Werkzeugmacher für deren mechanische Umsetzung in die Serienproduktion. Unter den Stahlgraveuren gab es etliche „Stars“, deren Entwürfe und Vorlagen Grundlage für die Produktion von Schmuckstücken wurden, deren Schönheit, Eleganz und Finesse, aber auch Innovationsfreude noch heute zu begeistern vermögen. An einige von ihnen wird im Industriedenkmal Bengel in der Obersteiner Wilhelmstraße mit besonderen Vitrinen erinnert.

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Zu ihnen gehört der im Dezember vergangenen Jahres verstorbene Hans Marx, dessen Goldener Meisterbrief nun von seinen Kindern Stefan Marx und Andrea Ogait der Bengel-Stiftung vermacht wurde. Die Urkunde soll einen ehrenvollen Platz über der Vitrine mit ausgewählten Schmuckstücken von Marx erhalten. Der 1935 geborene Stahlgraveur machte zunächst eine Lehre bei der Firma Gebrüder Schmidt, 1954 legte er seine Gesellenprüfung ab. „Während meiner Lehrzeit besuchte ich regelmäßig Abendkurse im Zeichnen und Modellieren“, schrieb Marx 1978 in seinem Lebenslauf. „Als Facharbeiter war ich mehrere Jahre bei verschiedenen Idar-Obersteiner Firmen tätig, um meine Kenntnisse auf dem Gebiet der Metallwaren- und Schmuckfertigung zu erweitern.“ 1962 legte Marx „nach gründlicher Vorbereitung“ die Meisterprüfung ab und machte sich 1964 selbstständig. „Als kleiner Junge habe ich von meinem Vater nicht viel mitbekommen“, erinnert sich Sohn Stefan an die Jahre der Selbstständigkeit. „Da wurde immer auch samstags und sonntags gearbeitet.“ Dies änderte sich, als Marx vom renommierten Schmuckhersteller Ziemer & Söhne angeworben wurde. „Da haben wir Kinder auch was davon gehabt, dass er von da einen Achtstundentag hatte“, berichtet Tochter Andrea Ogait.

Allerdings hatte Marx auch noch ein „zweites Leben“, das viel Zeit in Anspruch nahm, wie sich seine Kinder gut erinnern können. Er war nämlich von Jugend an ein begeisterter Sangesbruder und wurde 1968 zum Vorsitzenden des Liederkranzes Oberstein gewählt. Diese Position füllte er mit dem gleichen Engagement und der gleichen Gewissenhaftigkeit aus wie seine Tätigkeit als Stahlgraveur. Anders als es in vielen anderen Chören der Fall war, erkannte Marx die Zeichen der Zeit und strebte frühzeitig eine Fusion mit dem Liederkranz Idar an, die dann auch 1976 erfolgte. Den langfristigen Trend konnte Marx damit allerdings auch nicht stoppen: Im Jahr 2013 erfolgte die Bildung einer Chorgemeinschaft mit dem Gemischten Chor Algenrodt, im Jahr 2016 war dann auch für die Chorgemeinschaft Schluss. Für sein ehrenamtliches Engagement erhielt Marx 1990 die Ehrennadel der Stadt und 1999 die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz. „Wir sind stolz auf ihn, er war für uns Kinder immer ein Vorbild und eine Respektsperson“, blickt Stefan Marx zurück. „Sein Leben gehörte der Familie, der Arbeit und dem Verein.“ Das habe er alles gut unter einen Hut bringen können, weil er immer sehr strukturiert gewesen sei und alles präzise geplant habe.

So konnte er auch noch eine weitere Passion in seinem Leben unterbringen, den Sport. Von Kind an war Hans Marx begeisterter Turner und sogar einmal in den 1950er-Jahren beim Sportfest in Berlin dabei, ein Erlebnis, von dem er bis ins hohe Alter begeistert berichtete. Auch andere Sportarten wie Tennis betrieb er bis ins hohe Alter mit Begeisterung.

Von seiner Kreativität und Begeisterungsfähigkeit muss er wohl auch seinen Kindern einiges mitgegeben haben, denn sein Sohn singt ebenfalls in einem Chor, während Tochter Andrea zeichnet und in Acryl malt.

Von unserem Reporter Jörg Staiber

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