Die 24-Jährige ist nach ihrer Lungentransplantation eine Risikopatientin: Neue Freiheit kann sie aktuell nicht nutzen
Sarah Schott appelliert an Vernunft der Bürger: Die 24-Jährige ist nach ihrer Lungentransplantation eine Risikopatientin
Sarah Schott (24) ist auf den Mundschutz angewiesen: Nach einer Lungentransplantation gehört die junge Frau zur Gruppe der Risikopatienten.
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Idar-Oberstein. Angst, Unsicherheit, Sorge um die eigene Gesundheit, das Wissen darum, wie schnell alles vorbei sein kann, und das Leben steht gerade auf Pause: Gefühle, die zurzeit angesichts der Corona-Pandemie fast jeden auf die eine oder andere Art ergreifen. Und diese Gefühle kennt Sarah Schott nur zu gut. Die 24-jährige Studentin aus Idar-Oberstein war zehn Monate auf der Warteliste für eine Lungentransplantation registriert. Seit ihrer Geburt stand fest: Sie ist an Mukoviszidose erkrankt – eine Erbkrankheit, die ihre Lunge verschleimen ließ. Im Juni 2019 wurde der sympathischen jungen Frau, die nie aufgab und immer wieder auch anderen Mut machte, bei einer fünfstündigen OP in Gießen eine neue Lunge transplantiert. „Es sind viele Kleinigkeiten, die ich jetzt wieder mache. Ich genieße jeden Augenblick und lebe sehr bewusst im Hier und Heute“, sagte Sarah Schott im Gespräch mit unserer Zeitung kurz vor Weihnachten. Und schon ist sie wieder dahin, die neue Freiheit, die sie so gern genießen wollte.

„Für mich wäre das Coronavirus natürlich extrem gefährlich. Die Uni hat Semesterferien, ich bleibe zu Hause. Diese selbst aufgelegte Isolation nervt natürlich, aber ich möchte mit dieser tollen Lunge nichts riskieren.“ Sarah Schott wünscht sich, dass die Menschen nicht nur an sich denken: „Die Ausbreitung des Virus muss unbedingt verlangsamt werden, damit das Gesundheitssystem das irgendwie abfangen kann. Dafür sind die Hilfe und Vorsichtsmaßnahmen von allen nötig. Für die Gesellschaft, für die Risikogruppen, für alle. Natürlich schränkt es ein. Meine Familie und ich haben jetzt auch einiges absagen müssen, worauf wir uns eigentlich schon längst sehr gefreut haben. Aber es hilft nichts.“ Nicht jeder könne komplett zu Hause bleiben: „Aber man muss jetzt weder verreisen noch ins Kino gehen oder in der vollen Bar rumsitzen. Man muss nicht in Panik verfallen, Hamsterkäufe halte ich nach wie vor für übertrieben. Aber man sollte auf sich und seine Mitmenschen achten. Wir sollten jetzt Maßnahmen treffen, bevor es zu spät ist.“

Die junge Frau ist auf Mundschutzmasken und Desinfektion im Alltag angewiesen, um sich vor allem Möglichen, nicht nur dem Coronavirus, zu schützen. „Aber durch Hamsterkäufe, teils von Gesunden, kommt man aktuell immer schwerer an diese Produkte. Teilweise werden sie sogar aus Kliniken geklaut. Dabei werden sie genau hier im Krankenhaus oder eben für Menschen wie mich am dringendsten benötigt.“

Auch ein Thema, das die Grundschulpädagogikstudentin beschäftigt: „Von vielen Freunden, gerade auch von an Mukoviszidose Erkrankten, die kein Transplantat haben und oft einen starken und auffälligen Husten haben, höre ich immer öfter, dass sie durchaus dumm angemacht und fast schon verurteilt werden, wenn sie mit Mundschutz unterwegs sind. Ich verstehe, dass man aktuell von einer hustenden Person Abstand nimmt, aber man muss darüber, ohne die Person zu kennen, keine Witze machen oder diese Person sogar dafür verurteilen. Nicht jeder, der hustet, ist ansteckend. Im Zweifelfall sollte man lieber nachfragen. Genauso bei Menschen, die einen Mundschutz tragen. Nicht jeder übertreibt, sondern manche brauchen den Schutz einfach, um sich oder enge Kontaktpersonen zu schützen.“

Auf ihrem Instagram-Account, der viele Follower hat, schreibt sie: „Ich möchte daran glauben, dass wir eine Situation wie in Italien noch verhindern können. Deshalb: Helft bitte mit. Bleibt zu Hause. Soweit es Euch möglich ist.“

Von unserer Redakteurin Vera Müller

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