Die Sängervereinigung Abentheuer hat sich aufgelöst. Das entschieden die Mitglieder des Vereins auf einer Mitgliederversammlung. „Unser Vermögen ist aufgebraucht, wir können unseren Verpflichtungen für 2025 nachkommen, aber es sind keine Reserven mehr da“, nennt der Vorsitzende des Vereins, Rudolf Quack einen der Gründe für die Auflösung. Außerdem habe der bisherige Chorleiter Stefan Mörschbächer überraschend aufgehört. Auch das sei für die Sängervereinigung ein unlösbares finanzielles Problem gewesen. „Der bisherige Chorleiter ist uns da entgegengekommen, andere nehmen deutlich mehr“, sagt Quack. Das könne Quack auch durchaus verstehen. „Jeder Sporttrainer bekommt mehr als ein Chorleiter, zusätzlich muss die Anfahrt bedacht werden.“ Doch ohne Chorleiter geht es bei der Sängervereinigung aus Abentheuer nicht weiter, zumindest nicht auf professioneller Ebene, wie bei Auftritten. „Wir singen vierstimmig, das ist sehr komplex, da braucht es einen professionellen Dirigenten für die Einübung, aber auch um Stimmhöhen festzulegen“, sagt Vorstandsmitglied Marie-Theresia Rauber. „Laien können keinen vierstimmigen Chor leiten, und wir sind alle Amateursänger“, stimmt auch Quack zu. So falle auch die Möglichkeit eines ehrenamtlichen Chorleiters aus den Reihen des Vereins weg.
75 Prozent der Mitglieder entscheiden sich für Auflösung
Die Sängervereinigung finanzierte sich vor allem aus den Mitgliedsbeiträgen ihrer 18 Sänger und rund 30 passiven Mitglieder. Doch der Chor hat auch ein Nachwuchsproblem. „Unser Altersschnitt liegt bei 74 Jahren und der wird schon durch unser mit 40 Jahren mit Abstand jüngstes Mitglied heruntergezogen“, sagt Quack. So fehle es nicht nur an der Jugend, sondern auch an Mitgliedern und Sängern mittleren Alters. „Ich höre oft: Wenn ihr mehr Modernes singen würdet, würden wir auch kommen. Das Problem ist, dass wir alle in einem gewissen Alter sind, wenn jüngere gekommen wären und Inspiration mitgebracht hätten, hätten wir auch modernere Lieder gesungen“, erklärt Quack die Spirale, die aus seiner Sicht zu den Nachwuchsproblemen geführt habe.
Bei der Mitgliederversammlung der Sängervereinigung konnten sich die Mitglieder zwischen zwei Varianten entscheiden, wie es mit dem Verein weitergehen soll. Entweder Weitermachen als Hobbychor ohne Mitgliedschaft im Chorverband und ohne Auftritte oder die komplette Auflösung. „75 Prozent der anwesenden Mitglieder haben sich für die Auflösung entschieden“, sagt Quack.

So geht die lange Geschichte des mit 142 Jahren ältesten Vereins im Ort Abentheuer nun zu Ende. Die Sängervereinigung hat ihre Wurzeln Quack zufolge im Männergesangverein Abentheuer der 1883 unter Lehrer und Chorleiter Gustav Schmäler gegründet wurde und dem Gemischten Chor Abentheuer, der 1928 entstanden ist. Ihr 125-jähriges Jubiläum feierte die Sängervereinigung im Jahr 2008.
Die Auflösung habe sich allerdings schon länger angekündigt, sagt Rauber. „Viele Liedernachmittage und Proben mussten verschoben werden, weil nicht genügend Sänger und Sängerinnen Zeit hatten.“ Die Regelmäßigkeit, die verschiedenen Verpflichtungen von Proben hätten für einige Sänger und Sängerinnen ein Problem dargestellt, meint Quack. „Sie haben viele andere Aktivitäten und Verpflichtungen, es wollte sich keiner mehr fest im Verein binden lassen.“ So fand sich auch kein Nachfolger für Quack, der seit 25 Jahren den Verein leitete und nach dieser langen Zeit wieder in die hintere Reihe zurücktreten wollte. „Nach 25 Jahren Vorstandsarbeit hatte ich allerdings gehofft, dass sich der Verein doch irgendwie halten kann“, bedauert der Vorsitzende die Auflösung.
Geht es trotzdem weiter mit der Sängervereinigung Abentheuer?
Doch ganz aufgeben wollen vor allem Rauber, aber auch Quack noch nicht. „Vielleicht können wir uns trotzdem einmal monatlich treffen, mit manchen der ehemaligen Mitglieder, um simplere einstimmige Lieder, wie zum Beispiel Volkslieder zu singen.“ Vor allem die Gemütlichkeit des Zusammentreffens will Rauber nicht missen. „Die Grillabende, die Weihnachtsfeiern, die Gemeinschaft wollen wir schon irgendwie erhalten.“ Nicht immer die großen Auftritte, sondern vor allem das Zusammensein sei für Rauber immer das absolute Highlight an der Sängervereinigung gewesen. Dem stimmt auch Quack zu: „Es hat mir immer besonders gefallen, wenn die Leute gekommen sind und einfach glücklich waren. Sonst ist ja nicht mehr viel los im Dorf.“
So ist auch die Wehmut groß. „Ich hätte schon noch gerne mein 40-jähriges Chorjubiläum gefeiert“, sagt Quack, der seit 1988 im Verein aktiv ist. Auch Rauber, die ihr 40-jähriges Jubiläum bereits hinter sich hat, fühlt mit. „Es wäre toll gewesen, wenn wir Rudolf noch einmal für die viele Arbeit, die er in die Sängervereinigung gesteckt hat, hätten ehren können.“ Gedankt wurde Quack für seine 25-jährige Vorstandsarbeit jedoch bei der Jahreshauptversammlung, die vor der Mitgliederversammlung, die die Auflösung entschied, stattfand.