Vor 70 Jahren, am 19. Juni 1955, wurde der Grundstein zum Bau der evangelischen Kirche in Ruschberg gelegt. Und dies soll am Sonntag, 22. Juni, um 9.30 Uhr mit einem Gottesdienst gefeiert werden. „Es war ein Wunsch, der von den Ruschbergern an uns herangetragen wurde“, berichtet Prädikantin Sabine Knieling, die den Gottesdienst gemeinsam mit den Frauen der evangelischen Frauenhilfe Baumholder gestalten wird.
Die evangelische Kirche in Ruschberg ist eine kleine Kirche, die bis zu 180 Personen fasst. Ursprünglich mussten die evangelischen und katholischen Christen aus Ruschberg zum Gottesdienst ins wenige Kilometer entfernte Baumholder gehen. Doch in den frühen 50er-Jahren war dieser Weg nicht immer so sicher. Vor diesem Hintergrund entstand Anfang der 1950er-Jahre in Ruschberg der Wunsch in beiden Konfessionen nach einer eigenen Kirche. So entschied das Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Baumholder 1951, an die Gemeinde heranzutreten und nach einem geeigneten Grundstück zu suchen.
„Das Engagement der Ruschberger, nach einer eigenen Kirche zu streben war außergewöhnlich. Und dessen soll am Sonntag gedacht werden. Ein solches Engagement im Ort gibt es heute nur noch sehr selten.“
Prädikantin Sabine Knieling
„Es herrschte damals ein sehr großes Interesse der Ruschberger – und ein enormes Engagement, um dieses Projekt umzusetzen“, berichtet Knieling. So gründeten die Ruschberger im Mai 1953 einen Kirchbauverein, der ein Jahr später, am 10. Oktober 1954, beschloss, einen Kirchenneubau auf einem bereits im Dezember 1953 erworbenen Grundstück zu errichten. Parallel hatten auch die katholischen Christen im Ort beschlossen, eine eigene Kirche zu bauen.
Der Entwurf für den Neubau in der Ruschberger Hauptstraße stammte von dem Architekten Hans Schönhagen, der sich bei der Ruschberger Kirche stark an der ebenfalls von ihm entworfenen Kapelle in Bad Salzig orientierte, die bereits 1935 errichtet worden war. Die Grundsteinlegung erfolgte am 19. Juni 1955, bevor das Gebäude am 15. Januar 1956 eingeweiht werden konnte. Das weiß verputzte Gebäude ist mit Schiefer eingedeckt, auf dessen First am westlichen Ende ein kleiner Dachreiter aufsitzt. Die Baukosten beliefen sich damals auf rund 55.000 DM. Der Bau wurde von Kirchenmitgliedern mit großer ehrenamtlicher Arbeit beim Ausschachten des Fundaments und weiteren Arbeiten während des Baus unterstützt. In den Unterlagen ist festgehalten, dass mehr als 2000 Arbeitsstunden ehrenamtlich erbracht wurden.
Festschrift zum 50-jährigen Bestehen
Altar und Kanzel der Kirche sind aus hellem, weißen Sandstein, die der Steinmetz Edgar Flohr aus Baumholder während der Errichtung der Kirche schuf. Die Glocke wurde von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker aus Sinn bei Wetzlar 1955 angefertigt. Anfangs war die Kirche nur mit einem Harmonium ausgestattet, das 1962 durch eine Oberlinger-Orgel ersetzt wurde. Eine Instandsetzung der Orgel erfolgte 1990. 1987 wurde bei Umbauarbeiten eine Fensterrose auf der Westseite der Kirche eingelassen. Der Dachreiter wurde im Jahr 1989 saniert.
Der Ruschberger Willi Korb hat nicht nur bei den Bauarbeiten als ehrenamtlicher Helfer in den 50er-Jahren mitgewirkt, anlässlich des 50. Jubiläums hat er auch eine 60 Seiten umfassende Chronik zur Entstehung der Kirche sowie ihrer historischen Vorläufer aus dem 16. Jahrhundert erarbeitet.
Die evangelische Kirche in Ruschberg gehört heute unverändert zur evangelischen Kirche in Baumholder, die Teil der Kirchengemeinde Westrich-Nahe ist. Das 70-jährige Bestehen wird am Sonntag mit einem festlichen Gottesdienst und einem anschließenden kleinen Festakt, den die Frauenhilfe organisiert, in Ruschberg gefeiert. Der Gottesdienst beginnt um 9.30 Uhr.