Von Jürgen Schneider und Andreas Nitsch
Doch irgendwann Ende der 80er keimte die Idee auf, gemeinsam ins Stadion zu fahren und den FCK zu unterstützen – und zwar organisiert in einem eigenen Fanklub. Aber der Gedanke verblasste zunächst wieder. Erst 1991, als der Bundesligist aus Lautern die Saison 90/91 sensationell als deutscher Fußballmeister beendete, wurde der FCK-Fanklub Reidenbachtal aus der Taufe gehoben. 25 Jahre ist das her, und dieses Jubiläum wurde nun gefeiert.
Initialzündung war damals der Marsch sechs treuer FCK-Fans aus Oberreidenbach zur Meisterschaftsfeier nach Kaiserslautern. Gerhard Stephan und sein Sohn Wolfgang Stephan, Peter Muth, Erich Müller, Heiko Gehres und Ralf Maurer hatten sich in der Nacht um 2 Uhr auf den Weg ins knapp 50 Kilometer entfernte Kaiserslautern gemacht. „Wir wussten ja gar nicht, ob wir dort überhaupt ankommen“, erzählt Gerhard Stephan, mittlerweile 74 Jahre alt. Doch sie sind angekommen. Proviant hatten sie genügend dabei. „Aber wir haben nur Sprudel getrunken, Bier gab's erst in Lautern“, versichert der Ehrenvorsitzende. Gegen 16 Uhr trudelten sie am Rathaus in Lautern ein, zwei von ihnen hatten die Schuhe voll Blut. Aber sie haben die Meisterfußballer gesehen, ihnen zugewunken, mit ihnen gejubelt, sich mit ihnen gefreut und gefeiert.
Böse Zungen behaupten ja heute noch, das Sextett hätte kein Geld gehabt und deswegen den Weg in die Barbarossastadt zu Fuß bewältigen müssen. Zurück ging's dann aber im Auto. Bekannte aus dem Ort hatten ein Einsehen und nahmen die wackeren Wandersleut mit nach Hause. Wenige Tage später wurde der FCK-Fanklub Reidenbachtal im Gasthaus von Gerhard Stephan geboren. 33 Gründungsmitglieder waren dabei. Vorsitzender wurde der Gastronom selbst. Auch nach 25 Jahren finden bei ihm noch Vorstandssitzungen und die Jahreshauptversammlungen statt.
Peter Lamberti, der seit den Anfängen die Fahrten zu den Spielen koordiniert, organisierte denn auch die erste Tour zum Spiel gegen Schalke 04. Stefan Kuntz machte damals schon früh das 1:0, die Partie endete 1:1. Zahlreiche weitere Busfahrten sollten folgen. Der Klub gewann schnell neue Mitglieder, heute sind es rund 200. Mittlerweile ist es Brauch, nach einem gewonnen Spiel im L 270-Kreisel bei Otterbach je eine Ehrenrunde für jedes FCK-Tor zu drehen.
Zur 25-Jahr-Feier am Vereinsheim, die musikalisch durch Mario Mattes umrahmt wurde, begrüßten Vorsitzender Roland Woike und Schriftführerin Martina Weis nicht nur viele Mitglieder, sondern auch den ehemaligen FCK-Vorsitzenden (1997 bis 1999) Michael Wendling, der heute noch im FCK-Finanzvorstand tätig ist. Erinnerungen wurden wach, Geschichten erzählt und Anekdoten zum Besten gegeben. Dieter Schumacher, Betze-Anhänger der ersten Stunde, denkt gern an seine Begegnung mit FCK-Idol Fritz Walter zurück, und Gerhard Stephan ärgert sich noch immer darüber, dass er für das Europapokalspiel gegen den FC Barcelona keine Karten mehr bekam. „Ich habe den Vorstand seinerzeit angeschrieben und nach Eintrittskarten gefragt. Auf eine Antwort warte ich noch heute“, sagt er. Bekanntlich erlebte der FCK im November 1991 eine seiner bittersten Fußballmomente. Das Hinspiel hatten die Lautrer in Barcelona standesgemäß 0:2 verloren. Im Rückspiel führte der FCK bis wenige Sekunden vor Schluss nach Toren von Demir Hotic (2) und Bjarne Goldbaek 3:0. Doch Bakero machte in der 90. Minute mit seinem Treffer zum 1:3 alle Lautern-Träume zunichte, und der Pfalz-Klub schied aus.
Aber die FCK-Fans haben nicht nur Fußball im Kopf. Immer wieder lassen sie den Erlös ihrer Feste gemeinnützigen Zwecken zukommen. So informierte Martina Weis, die das Jubiläumsfest vorbildlich organisiert hatte, nun die Mitglieder auch darüber, dass diesmal die Aktion „Mama/Papa hat Krebs“ der Deutschen Krebsgesellschaft begünstigt wird.
Kein Jubiläum ohne Ehrungen: Zu Ehrenmitgliedern wurden Gerhard Kuhn und Hans-Jörg Rupp ernannt. Martina Weis und Vorsitzender Woike zeichneten zudem die Gründungsmitglieder Markus Pfeiffer, Dieter Schumacher, Reiner Weis, Dieter Muth, Wolfgang Stephan, Dieter Klaar, Peter Lamberti, Kai Asmussen und Gerhard Stephan für ihre Treue von Anfang an aus. Letzterem bleibt es auch vorbehalten, zu verraten, welches Erlebnis auf dem Betzenberg für ihn unvergesslich bleiben wird: „Das war ganz klar das Spiel gegen Real Madrid.“ Mit 5:0 hatten Briegel, Brehme, Dusek und Co. die „Königlichen“ im Viertelfinalrückspiel des Uefa-Cups (Hinspiel 1:3) vom Betzenberg gejagt. Aber das war lange – knapp zehn Jahre – vor der Gründung des FCK-Fanklubs Reidenbachtal, im März 1982.