Reichenbacher Tanzgruppe Sweet Poison löst sich auf
Reichenbacher Formation Sweet Poison löst sich auf: 25 Jahre auf der Bühne gewirbelt
Elf der bislang 13 noch aktiven Frauen der Tanzgruppe Sweet Poison trafen sich kürzlich zu einem Abschiedsessen im Reichenbacher Gemeindehaus, um die Showtanzband offiziell aufzulösen. Foto: Gerhard Müller
Gerhard Müller

Reichenbach. Die Showtanzgruppe Sweet Poison hat ihre Aktivitäten nach fast 25 Jahren auf der Bühne eingestellt. Die Tanzgruppe folgte auf die Fantasia Girls, die von 1986 bis 2003 in erster Linie bei Reichenbacher Fastnachtsveranstaltungen für Glanzpunkte gesorgt hatten.

Lesezeit 3 Minuten

2007 entstand dann eine große und jüngere Formation, in der sich elf bis 13 Mädels zusammenfanden, die ebenfalls zur Reichenbacher Fastnacht ihren ersten öffentlichen Auftritt zu dem Musical „Greece“ erfolgreich feierten. Zuerst noch ohne Namen traten die 13 jungen Frauen 2009 erstmals unter dem Namen Sweet Poison auf und wussten beim „Tanz der Vampire“ sehr zu gefallen. Alle Tänzerinnen brachten ihre Ideen zur Auswahl der Tänze, der Kostüme und auch beim Einstudieren der Choreografie ein. Die Arbeit war auf vielen Schultern verteilt, eine Leiterin gab es nicht.

Der Erfolg, sprich Applaus, bei den Fastnachtsauftritten in Reichenbach, gab ihnen recht. Ob das „Mixed“ von Lady Gaga, beim Mozartfestival in Rokokokostümen oder beim Rock Classic sie wurden stets mit großem Beifall belohnt und kamen ohne Zugabe nicht von der Bühne. Als die Ideen etwas ausgingen, nahm man über Susi Korn Kontakt zu Ilonka Hagner auf. Denn die Kinder Korns hatten bei der IKG schon als Bambini das Tanzen erlernt und hatten somit eine enge Verbindung zu Ilonka. Nach einem kurzen „Beschnuppern“ beschlossen sowohl die Tänzerinnen als auch Ilonka Hagner, den Weg gemeinsam zu gehen. So übernahm Ilonka Hagner Ende 2012 die Leitung.

Neue Ideen umgesetzt

Ilonka Hagner hatte neue Ideen, erzählte mit ihren Tanzvorführungen Geschichten und legte großen Wert auf Details und Synchronität. Die Reichenbacher Fastnacht war immer der Ort, an dem die über Sommer neu einstudierten Tänze erstmals vorgestellt wurden. Diese Auftritte dienten somit quasi als ein Stimmungsbarometer.

Ihre Premiere in der neuen Formation und unter neuer Leitung hatten die Mädchen und jungen Damen zur Reichenbacher Fastnacht 2013. In Anlehnung an den Film „Herr der Ringe“ schwebte die Tanzgruppe anmutig in golden glitzernden grünen Umhängen durch den Saal und bot eine Inszenierung mit temporeichen Wechseln und schwierigen Hebefiguren. Nach diesem grandiosen Auftritt hatten die Mädels sich die Hürde für künftige Veranstaltungen hochgelegt.

Doch die Gruppe um Ilonka Hagner wurde diesen Erwartungen gerecht. Mehr sogar. Jahr für Jahr wurde durch intensives Training der Schwierigkeitsgrad erhöht, Leistungen nochmals gesteigert und neue, schwierige Hebefiguren eingebaut. Mit dem dreiteiligen „Jazz meets swing“ zu dem Soundtrack „The great Gatsby“ oder „Jazz meets Charlton“ wurden zwei ganz unterschiedliche Musikrichtungen zusammengefügt, und die Tänzerinnen erreichten auch ein neues Tanzlevel.

Brilliante Vorstellungen

Mit der Kreation Hagners „Jazz meets Classic“ gelang den Mädchen ein Meisterwerk. Nicht nur bei der heimischen Fastnacht, sondern auch beispielsweise beim Showtanzabend in Hoppstädten-Weiersbach brillierte die Gruppe und errang den ersten Platz. „Darauf bin ich heute noch sehr stolz“, erinnert sich Ilonka Hagner gern an diesen Auftritt. Auch zwei sehr gut besuchte Showtanzabende hatten die Sweet Poison in Reichenbach mit vielen befreundeten Tanzgruppen organisiert.

Es folgten Einladungen zu Veranstaltungen in Nohen, Herborn, Mörschied, Hoppstädten bei Sien, Hoppstädten-Weiersbach, Ruschberg oder Heimbach. Auch beim Treppenlauf waren die Tänzerinnen dreimal dabei, ebenso bei der Eröffnung des Modeparks Röther in Idar-Oberstein. Sogar bis nach Cochem reisten die jungen Tänzerinnen, um ihrem damaligen Mittänzer Julian bei dessen Hochzeit zu überraschen. Überall wurden die Darbietungen der Mädels begeistert mit viel Applaus honoriert.

Die Ideen gingen nicht aus. Dem Musical „Amadeus“ folgte eine Choreografie zum Super Bowl in Anlehnung an den Halbzeitauftritt von Lady Gaga. Der Puppentanz, und der Tanz „Vampires are alive“ waren Vorführungen, die von ihrem Ursprung unterschiedlicher nicht sein konnten. Immer wurde tänzerisch eine Geschichte erzählt, die perfekt inszeniert und mit höchsten Schwierigkeitsgraden gespickt vorgetragen wurde.

Auch neutrale Beobachter konnten sehen, mit welcher Begeisterung und Leichtigkeit die Mädels dem Tanzen nachgingen. Finanziert hatten sich die Frauen ihre Kostüme zunächst selbst. Dann kamen Spenden hinzu und schließlich konnten die Einnahmen beim Reichenbacher Weihnachtsmarkt verwendet werden.

Corona-Pause zu lang

Wöchentlich trainierte die Tanzgruppe im Reichenbacher Gemeindehaus. Als Corona kam, mussten sie eine Zwangspause einlegen. Als man sich im Gemeindehaus wieder treffen durfte, versuchten sie, die nötige Fitness zu bewahren. Statt Tänzen stand nunmehr Krafttraining auf dem Programm. Auftritte gab es keine. Womöglich war die Zwangspause zu lang.

Denn im Sommer, als man mit den Vorbereitungen für den nächsten Tanz hätte beginnen müssen, kamen immer mehr, die nicht mehr aktiv tanzen wollten. Ob Nachwuchs oder ein entfernter Studienort, ein wöchentliches Training war kaum noch zu leisten. Auch bei Hagner reifte der Entschluss, nach zehnjähriger Tätigkeit die Leitung abzugeben. Da keine der Frauen die Leitung übernehmen wollte, entschloss man sich, Sweet Poison aufzulösen.

Elf der zuletzt aktiven Frauen trafen sich daher zu einem Abschiedsessen im Gemeindehaus. Alle waren sich einig, sich weiter zu treffen. So soll die enge Verbundenheit zueinander, aber auch zur Gemeinde aufrechterhalten bleiben. „Vielleicht sieht man Teile der alten Truppe in einigen Jahren mit einer ganz anderen Ausrichtung wieder“, sagt Hagner. gmü

Top-News aus der Region