Der 79-Jährige hatte sein Amt zum 31. Dezember aus Altersgründen niedergelegt. Schon als Bittig im August 2019 ebenfalls nach einer Wahl durch den Rat erneut an die politische Spitze des mit 570 Einwohnern viertgrößten Orts in der Verbandsgemeinde Birkenfeld getreten war, hatte er angekündigt, dass er nach etwa zweieinhalb Jahren den Posten in jüngere Hände übergeben wolle. Erklärter Wunschkandidat war schon damals René Dietrich, der bei der Kommunalwahl im Mai 2019 die meisten Personenstimmen erhalten hatte.
Der Polizeibeamte übernahm danach auch den Posten als Erster Beigeordneter und nutzte im engen Zusammenspiel mit Bittig die Gelegenheit, sich in die ihm zugedachte Rolle als künftiger Gemeindechef einzuarbeiten. Nach der offiziellen Demission Bittigs hatte Dietrich bereits zum Jahresbeginn die politischen Geschicke Leisels kommissarisch geleitet.
„Ich bedanke mich sehr für das große Vertrauen und verspreche, dass ich mein Bestes für das Dorf geben werde, in dem es aus meiner Sicht derzeit sehr gut läuft. Obwohl ich natürlich in große Fußstapfen trete, bin ich mir sicher, dass mir das mit euch im Rücken auch gelingen wird.“ Das sagte Dietrich zu den Ratsmitgliedern, nachdem diese unmittelbar zuvor alle mit „Ja“ für ihn gestimmt hatten und der weitere Beigeordnete Rainer Lübke den 31-Jährigen offiziell in sein Amt eingeführt und vereidigt hatte.
Rainer Bock ist Erster Beigeordneter
Weil Dietrich an die Ortsspitze aufrückte, war es die logische Konsequenz, dass am Montagabend auch ein neuer Erster Beigeordneter gewählt werden musste. Auch diesbezüglich gab es nach den Absprachen im Vorfeld einen glasklaren Ausgang. Der vorgeschlagene Kandidat Rainer Bock, bisher Mitglied des Rats, wurde vom kompletten Gremium mit diesem Amt betraut. Bezeichnend für die entspannte Stimmung, in der die wichtigen politischen Personalfragen im Nationalparkdorf geklärt wurden, war der scherzhafte Kommentar Bocks, als der frisch gekürte Gemeindechef ihn zu seinem Stellvertreter ernannt hatte. „Die Aufgabenverteilung ist ja klar: Du ruderst und ich gebe den Takt an, damit auch die richtige Geschwindigkeit gehalten wird“, sagte Bock unter dem Gelächter der rund 15 Zuhörern im Sitzungssaal zu René Dietrich.
Auch dessen Vorgänger war anwesend, und Karl-Heinz Bittig erhielt das Wort für ein kurzes Statement: „Ich bin froh, dass du Ortsbürgermeister geworden bist und glaube, dass die Gemeinde bei dir in sehr guten Händen ist. Mit dieser Mannschaft und dir an der Spitze werdet ihr die kommenden Aufgaben gut schaffen“, sprach er Dietrich und den Rat direkt an.
Die Expertise des früheren Leiseler Ortschefs wird der Gemeinde aber nicht verloren gehen und vor allem in einem Bereich weiterhin erhalten bleiben. Die Kommune Leisel ist ein großer Waldbesitzer, und der Forst war immer das große Steckenpferd Bittigs. „Für die Angelegenheiten im Wald und unter anderem für den Brennholzverkauf wird er weiterhin der zuständige Ansprechpartner der Gemeinde sein. Das haben wir im Rat auch vorher so besprochen“, betonte René Dietrich.
Alte Kastanie musste gefällt werden
Im weiteren Verlauf der Sitzung informierte der neue Dorfchef unter anderem über den aktuellen Sachstand beim Glasfaserausbau in Leisel. Er wies zudem auf den Umwelttag der Gemeinde am 2. April und den von der Vereinsgemeinschaft geplanten Frühlingsmarkt am 10. April hin. Dietrich erläuterte darüber hinaus, warum eine der alten Kastanien neben dem Gemeinschaftshaus Opfer der Motorsäge wurde. So schön der stattliche Baum gewesen sei und so sehr man dessen Fällung bedauern müsse: „Wir hatten leider aus Gründen der Verkehrssicherheit keine andere Wahl. Die Kastanie hatte beim jüngsten schweren Sturm noch mehr Schlagseite bekommen, und sie steht ja direkt am Parkplatz. Da konnten wir kein Risiko eingehen“, betonte Dietrich.
Dessen Vorvorgänger Wolfgang Schüßler war ebenfalls Zuhörer in der Sitzung. Er wollte in der Einwohnerfragestunde wissen, was es mit den Gerüchten auf sich habe, dass oberhalb von Leisel im Nationalparkgebiet Probebohrungen zur Erkundung der Wassererschließung geplant seien. Dietrich und Ratsmitglied Thomas Petsch antworteten dazu, dass ihres Wissens nach offenbar schon vor der Gründung des Nationalparks im Jahr 2015 ein solcher Antrag gestellt und von einer Landesbehörde auch genehmigt worden sei. Jetzt würden sich diese Pläne wohl konkretisieren, wobei nicht klar sei, von welchem Unternehmen diese verfolgt werden.
Sorge über mögliche Probebohrung
„Fakt ist, dass wir über die Absichten bisher noch nicht offiziell informiert wurden. Wir wissen also nicht, wer, wo, welche Mengen an Grundwasser abzapfen will“, sagte Dietrich. Die Gemeinde sehe die Sache aber sehr kritisch an, „weil wir besorgt darüber sind, welche Auswirkungen solche Bohrungen für unsere eigenen Trinkwasserquellen und unseren Wald haben könnten“, so der Gemeindechef.