Das „kleine gallische Dorf“ in der rheinland-pfälzischen Bankenlandschaft behauptet sich weiter am Markt. Und wie. Die jetzt vorgelegte Jahresbilanz 2024 der Raiffeisenbank Nahe weist zum Teil erhebliche Steigerungen auf. So wurde die Bilanzsumme um mehr als 10 Prozent auf 255 Millionen Euro gesteigert. Die Zahl der Girokonten stieg um 3,2 Prozent auf jetzt 6879, was der Vorstand vor allem auf den anhaltenden Rückzug überregionaler Banken zurückführt. Die Zahl der Mitglieder stieg um 2,1 Prozent auf 4285. Die Anzahl der Beschäftigten wurde um drei auf 44 erhöht, die der Auszubildenden von einem auf zwei.
Der Bilanzgewinn liegt seit Jahren konstant bei 300.000 Euro – der Rest, das Ergebnis vor Steuern (rund 2,4 Millionen Euro), wandert nach Abzug der Steuern wie gehabt in die Rücklagen, was das Eigenkapital auf nun 28,5 Millionen Euro erhöht – das ist ein Plus von 6,3 Prozent. Diese Zahl ist wichtig für die Höhe der gesetzlich erlaubten Kreditvergabe. Die Kundenkredite stiegen 2024 um mehr als 15 Prozent auf 168,3 Millionen Euro. „Wir haben mehr Kundenanfragen, als wir bedienen können“, gibt Bankdirektor Jörg Wagner unumwunden zu. „Aber wir beschränken uns wie gehabt auf ein gesundes Wachstum – wenn auch mit Wehmut“, gesteht Wagner ein. Es falle keinem Bänker leicht, gute Angebote abzulehnen. „Aber wir werden uns – auch aus Gründen der Auslastung – auf regionale Projekte konzentrieren.“ Denn ein ungeschriebenes Gesetz bei der Raiffeisenbank Nahe lautet: Entweder der Kunde oder das Investitionsobjekt sollten im Geschäftsgebiet beheimatet sein.
„Das Jahresergebnis zeigt: Wir sind keineswegs überflüssig...“
Direktor Jörg Wagner (Raiffeisenbank Nahe)
Auch die weiteren Kennzahlen, die Wagner gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Markus Hofmann jetzt der Presse vorlegte, sind beachtlich: Die Kundeneinlagen stiegen um 11,6 Prozent auf 197,8 Millionen Euro, das betreute Kundenvolumen um 13,3 Prozent auf 607,2 Millionen Euro – es hat sich damit seit 2017 verdoppelt. Das Wertpapiervolumen (155,1 Millionen Euro/plus 19,2 Prozent) hat sich im gleichen Zeitraum sogar verdreifacht. Der Umsatz an Wertpapieren konnte im Jahresvergleich um satte 41,7 Prozent gesteigert werden – auf jetzt 37,4 Millionen Euro. Das alles liegt im derzeitigen Anlagetrend hin zu Aktien und Aktienfonds.
Bauspargeschäft erlebt derzeit eine Renaissance
Noch ein Trend: Das Bauspargeschäft erlebe derzeit eine Renaissance, berichtet Hofmann, nachdem die Zinsen im langfristigen Bereich in 2024 wieder etwas gesunken sind. „Unser Bausparvolumen liegt mit einem Volumen von rund 10 Millionen Euro wieder auf dem Niveau von vor der Niedrigzinsphase.“ Angesichts stark gestiegener Baupreise sei Bausparen wieder „absolut sinnvoll“ vor allem für junge Familien, empfiehlt Hofmann. Auch die gewerbliche Kreditnachfrage sei gestiegen, allerdings steige auch die Zahl der Insolvenzen, dabei sei aber bislang kein Schaden für die Bank entstanden.
Im Vorjahr hatte die Raiffeisenbank ihre neuen Räume im Anbau neben dem Hauptsitz in Fischbach bezogen. Und schon wird es wieder eng... Drei neue Mitarbeiter kamen hinzu, für viele andere endete eine beengte Zeit. Nun sollen in einer weiteren Baumaßnahme die Geldautomaten aus dem Foyer auf den Parkplatz vor dem Gebäude „auswandern“. Das schafft Platz für zwei weitere Büros – hat aber auch noch einen anderen gewichtigen Grund: Nach der Sprengung des Automaten in Veitsrodt am ersten Weihnachtsfeiertag schafft die Bank nun Fakten und bringt alle Standorte sicherheitstechnisch auf den neusten Stand. Und der sieht monolithische Stahlbetonklötze – nach Möglichkeit außerhalb der Gebäude – vor.
Bauvorhaben auch in Sien
Diese werden sowohl in Veitsrodt wie auch in Fischbach eingerichtet. Herrstein und Niederbrombach erhalten ebenfalls Stahlbeton-Verstärkung. Dort bleiben die Automaten aber vorerst in den – unbewohnten – Gebäuden. Färbeeinheiten, die das Geld bei einem Angriff unbrauchbar machen, sind mittlerweile ohnehin Standard. Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen gibt es übrigens weiterhin keinerlei Hinweise auf die Täter von Veitsrodt.
Nachdem alle Gutachten und das Okay der Versicherung nunmehr vorliegen, beginnen in Veitsrodt dieser Tage die Wiederaufbauarbeiten, zunächst am beschädigten Dach. Bis Ende Sommer soll die Filiale „mit dem gleichen Serviceangebot wie bisher“, wie Hofmann betont, wieder verfügbar sein.
„Warum sollten wir aus glücklichen Offline-Kunden Online-Kunden machen?“
Laut Jörg Wagner liegt der Fokus der Fischbacher Bank nicht auf dem Online-Banking.
Größere Pläne hat die Bank mit dem ehemaligen Raiffeisenlager in Sien, wo ebenfalls eine Filiale betrieben wird. Dort will man im kommenden Jahr das derzeit brach liegende Lager zu einem Wohngebäude mit vier Mietwohneinheiten ausbauen, eine davon barrierefrei. „Es geht vor allem darum, das bestehende Gebäude sinnvoll zu nutzen“, erläutert Hofmann. Die Filiale wird bei dieser Gelegenheit komplett modernisiert. Einen Bankautomaten gibt es auch in Sien – der steht allerdings in einer Kooperation mit der Raiffeisenbank Lauterecken an der Tankstelle direkt an der Bundesstraße.
Schließfachanlage steht auch Nicht-Kunden offen
Die neue Schließfachanlage im Hauptsitz in Fischbach mit 500 Fächern hat inzwischen die Probephase bestanden und kann jetzt auch von Nicht-Kunden sieben Tage die Woche genutzt werden – aus Sicherheitsgründen aber weiterhin nur tagsüber (7 bis 19 Uhr).
Während andere Banken stolz auf die Entwicklung ihres Online-Banking verweisen, tauchen diese Zahlen in der Bilanz der Raiffeisenbank Nahe gar nicht auf. „Die Entwicklung ist okay, unsere App funktioniert prima“, sagt Wagner. Die Nutzerzahlen gehen auch bei der Raiffeisenbank Nahe nach oben, aber: „Da liegt bei uns kein Fokus drauf. Warum sollten wir aus glücklichen Offline-Kunden Online-Kunden machen wollen?“