Naumann fordert Mobilitätskonzept für den ganzen Landkreis
Radfahrer demonstrieren für mehr Sicherheit und bessere Radwege in Idar-Oberstein
Stefan Conradt

Idar-Oberstein. Mehr als 20 Jahre ist es her, dass in Idar-Oberstein eine Raddemo stattfand. Seither hat sich ein bisschen was verbessert an den Bedingungen für Radfahrer im Stadtgebiet. Radwege sind entstanden, zum Teil wurden Einbahnstraßen für die Nutzung freigegeben wie in der unteren Hauptstraße. Aber diese Anstrengungen genügen nicht, sagen die Akteure von „Fahr-Rat IO“, BUND und Greenpeace, die am Samstag zu einer Protestfahrt von Idar nach Oberstein und zu einer anschließenden Kundgebung auf dem Platz „Auf der Idar“ eingeladen hatten.

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Rund 60 Freizeit- und Alltagsradler folgten dem Aufruf, dazu gesellten sich zahlreiche Fußgänger, die ausdrücklich in die Forderungen des Bündnisses einbezogen sind: „Wir wollen die Gleichberechtigung von Radfahrern und Fußgängern im Straßenverkehr“, sagte Mitinitiatorin Mikk Schunke: „Die stehen in der Straßenverkehrshierarchie bislang an unterster Stelle.“ Viele verzichteten auf das Rad für die Fahrt zur Arbeit oder zum Einkauf, weil es schlichtweg zu gefährlich sei im Stadtgebiet. Das gelte es zu ändern. Wenn man in die Nachbarkreise schaue, sehe man schnell, dass das auch anders gehe. Auch Hans-Jürgen Werle, Mitstreiter im „Fahr-Rat“, sagte, Idar-Oberstein sei in Sachen Radwege Entwicklungsland.

Prof. Stefan Naumann vom Umwelt-Campus Birkenfeld sieht in der Corona-Krise eine Chance für den Umstieg aufs Fahrrad – gerade bei kurzen Distanzen. Es sei unstrittig, dass Radfahren umweltfreundlich ist. Damit könnten kurze Wege emissionsfrei zurückgelegt werden. Es sei geräuscharm, gesundheitsfördernd, spare Flächen im Vergleich zum Kraftfahrzeugverkehr und sei obendrein auch noch kostengünstig. Der von Werle in der Anmoderation als „Urgestein des Umweltschutzes im Landkreis“ bezeichnete Naumann forderte ein Mobilitätskonzept nicht nur für Idar-Oberstein, sondern für den ganzen Landkreis. Dazu gehörten ein durchgehendes Radnetz mit schnellen und direkten Verbindungen, möglichst kreuzungsfrei und sicher, aber auch moderne Fahrradabstellanlagen – sicher, überdacht und beleuchtet, nicht nur am Bahnhof. Radmobilität stehe in enger Verbindung mit dem ÖPNV, dessen Ausbau Naumann ebenfalls forderte. Und schließlich brauche das Radfahren ein positives Image, das es schon in Schule und Kindergarten zu schaffen gelte. Vom Bund forderte der Professor Kaufprämien für Fahrräder statt nur für Automobile.

Für die musikalische Umrahmung sorgte mit stimmungsvollen Liedern an der Gitarre Sängerin Sarah-Yacine – auch zum Mitsingen: Aus dem altbekannten „Jo, mir sann mim Radl do“ wurde da: „Wir wollen jetzt ein Wegenetz, jetzt ist genug geschwätzt.“

Auch die städtische Klimaschutzmanagerin Julia Besand war mit dem Protesttross unterwegs. Als offizielle städtische Vertreterin auf der Bühne kündigte sie die Aktion „Stadtradeln“ an, mit der man dem Ansinnen „Bessere Radelverhältnisse in Idar-Oberstein“ Nachdruck verleihen und ein Zeichen an die Politik setzen könne – mit möglichst vielen zusammengeradelten Kilometern im Zeitraum von 24. August bis zum 13. September. Anmelden kann man sich im Internet unter www.stadtradeln.de/idar-oberstein. Besand wies auch auf den nächsten öffentlichen Termin bei der Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts hin, dann mit dem Schwerpunkt Mobilität.

Von unserem Redaktionsleiter Stefan Conradt

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