Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie: In Idar-Oberstein entwickelte Programme finden international Anwendung
Psychatrieprogramm am Klinikum Idar-Oberstein: Auch Kinder aus der Ukraine finden Hilfe
Jahrestag Kriegsbeginn Ukraine - Kundgebung in Frankfurt/Main
Kinder aus der Ukraine, die mit ihren Müttern flüchten müssten, brauchen spezielle psychologische Betreuung. Auch hier setzt die Arbeit der KJPP an. Foto: Boris Roessler/dpa
Müller Vera. Boris Roessler/dpa

„Die Fähigkeit, Gefühle und Stressfaktoren in Balance zu bringen, wirkt sich stärkend auf den Entwicklungsprozess von Kindern und Jugendlichen aus und fördert Resilienz“, sagen Andrea Dixius, Leitende Psychologin, und Prof. Dr. Eva Möhler von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJPP) am Idar-Obersteiner Krankenhaus.

Lesezeit 2 Minuten

Die beiden niedrigschwelligen Therapieprogramme für Therapie und auch für Pädagogik haben Dixius und Möhler entwickelt. Dabei wurden Einflüsse aus ressourcenorientierten Therapieverfahren in beiden Programmen berücksichtigt. Bereits seit 2016 ist das Startprogramm für Jugendliche (13 bis 18 Jahre) international etabliert. Aufgrund der sehr guten Erfahrungen und Evaluationsergebnisse folgte Start-Kids (sechs bis zwölf Jahre) – ein Programm für Kinder, um möglichst frühzeitig Hilfen präventiv, pädagogisch und therapeutisch anbieten zu können.

Studiendaten liegen für beide Programme vor

Das Programm beinhaltet fünf Module und Start-Kids acht Module für Kinder und drei Module für Eltern und Betreuer. Studiendaten liegen für beide Programme vor. „Auch einzelne Übungen wie zum Beispiel in den Selbsthilfetools und Handouts mit Tipps zu den Programmen können unproblematisch in den Alltag integriert werden. Im Rahmen der Gruppenarbeit können soziale Fertigkeiten in Beziehungen zu Peers und wichtigen Bezugspersonen gestärkt werden.

Die Programme zielen darauf ab, die psychische Gesundheit und vor allem die Fähigkeit der Kinder und Jugendlichen zu stärken, auch belastende Lebensereignisse gesund zu bestehen, Krisen zu überwinden und Selbstwirksamkeit unmittelbar zu erleben. Beide Programme erzeugen bei Kindern, Jugendlichen, Eltern und Fachleuten ein großes Interesse. Achtsamkeit, Stressregulation, Selbstwirksamkeit, soziale Fertigkeiten und Regulation von Gefühlen bilden thematische Schwerpunkte“, sagt das Duo. Zahlreiche unterstützende Bildmaterialien und übersetzte Print- und Audiomaterialien erleichterten die Durchführung der Programme.

Beide Programme seien kulturintegrativ, die Arbeitsmaterialien sowie die Handouts für Kinder und Jugendliche sind multilingual. Sie werden auch in mehreren Bundesländern und Ländern in Schul- und Jugendhilfekontexten eingesetzt. Start ist bereits seit dem Jahr 2016 (Infos unter www.startyourway.de) erhältlich. Im Kohlhammerverlag werden demnächst das Start-Kids-Manual und das Start-Kids-Arbeitsheft für Kinder veröffentlicht. Auch Kinder und Jugendliche aus der Ukraine profitierten von den Programmen. Die Nachfrage besteht, sagen die Expertinnen.

Nachfrage ist hoch

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum Idar-Oberstein bietet die Programme seit mehreren Jahren erfolgreich an. „Zudem haben wir auch ein besonderes Programm Start A1, das vom Bundesministerium für Forschung und Bildung unterstützt wird. Die Materialien liegen in verschiedenen Sprachen, auch in Ukrainisch, vor“, berichtet Dixius. „Das Programm Start ist wirklich unser Schwerpunkt mit dem wir – und mittlerweile auch die Kollegen in Deutschland und in ganz Europa – sehr gute Erfahrungen gemacht haben, und das wird jetzt auch von der Else Kröner Fresenius Stiftung für ukrainische Kinder gefördert“, sagt Möhler.

Insgesamt sei die Nachfrage an den Angeboten der KJPP Idar-Oberstein am Klinikum weiterhin sehr hoch, und das nicht nur im Landkreis Birkenfeld: Die Angebote der KJPP Idar-Oberstein seien auch bei Patienten aus anderen Bundesgebieten weiterhin sehr nachgefragt und beliebt – „dank eines absolut großartigen validierenden und hoch engagierten Teams, zu dem glücklicherweise jetzt auch zwei tolle Oberärztinnen gehören, sodass sich die Arbeit der KJPP Idar-Oberstein weiterhin eines verdient guten Rufes erfreut“, zeigt sich Eva Möhler im NZ-Gespräch begeistert.

Anfragen oder Anmeldungen für die entsprechenden Unterstützungsprogramme: E-Mail an kjpp@io.shg-kliniken.de oder Tel. 06781/661580.

Top-News aus der Region