Die fünf Umweltorganisationen Nabu, BUND, Pollichia, Freundeskreis Nationalpark Hunsrück-Hochwald sowie die Bürgerinitiative „Wasser ist Leben veröffentlichten und verteilten einen offenen Brief, in dem sie alle Unternehmen aufrufen, die Produkte „Untouched National Park Water“ sowie die „Untouched – lifestyle drinks“ des Unternehmens Hochwald-Sprudel aus dem Sortiment zu nehmen.
Namentlich genannt werden in einem Offenen Brief der Naturschützer die Edeka-Märkte in Idar-Oberstein und Birkenfeld, sowie die Globus-Märkte und die Deutsche Lufthansa. Zudem wurde eine Petition bei change.org veröffentlicht, die jeder unterschreiben kann. Titel: Wasserraubbau im Nationalpark Hunsrück-Hochwald stoppen.
Die Umweltverbände argumentieren: „Das Unternehmen pumpt für dieses Bio-zertifizierte Wasser Grundwasser aus geringer Tiefe aus dem Nationalpark ab. Diese Entnahme von Mineralwasser und dessen Verkauf ist keinesfalls nachhaltig, wesentliche Kriterien der Öko-Label-Vergabe werden nicht erfüllt“, was auch die Stiftung Warentest kritisiere.
Weiter schreiben die Verbände: „Bei der Bio-Zertifizierung von Untouched Water wurden und werden wesentliche Kriterien der Öko-Label-Vergabe nicht erfüllt. Unter anderem die völlige Transparenz des Unternehmens.“ Erst als die Umweltorganisationen einen Rechtsanwalt eingeschaltet haben, sei Einsicht in Daten und Unterlagen zu den Bohrungen im Nationalpark gewährt worden. „Dabei mussten wir feststellen, dass anders als von Hochwald-Sprudel kommuniziert, nicht nur das Tiefen-Grundwasser aus 120 Metern Bohrtiefe abgepumpt wird, sondern auch der obere Grundwasserspiegel ins Bohrgestänge fließt. Dabei habe nach Auskunft vom Landesumweltamt auch im Nationalpark Hunsrück-Hochwald die Grundwasserneubildung in den letzten Jahren um 25 Prozent abnahm.“
Als Argument der Umweltverbände wird die jüngste Einschätzung der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD-Nord) angeführt, die für die Grundwasserentnahme aus dem Nationalpark zuständig ist. Diese besteht auf einer Umweltverträglichkeitsprüfung für eine weitere Genehmigung der Wasserentnahme der Sprudelbetriebe. Doch bis diese vorliegt, darf weiterhin das knapper werdende Grundwasser abgepumpt werden. In der Stellungnahme der SGD-Nord heißt es: „Vorliegend können durch die Gewässerbenutzung erhebliche nachteilige Auswirkungen auf grundwasserabhängige Ökosysteme nicht sicher ausgeschlossen werden. Im Hinblick auf die besondere Empfindlichkeit der Schutzziele aus der Lage des Vorhabens im Nationalpark Hunsrück-Hochwald und zu benachbarten gesetzlich geschützten Biotopen war somit nach Einschätzung durch die zuständige Behörde festzustellen, dass das Vorhaben solche Umweltauswirkungen haben kann und eine UVP-Pflicht besteht.“
Auch mehrere unabhängige Wissenschaftler, unter anderem Prof. Dr. Gebhard Schüler sowie Dr. Hans Jürgen Hahn, Leiter des Instituts für Grundwasserökologie an der RPT-Pfälzische Technische Universität Kaiserlautern-Landau, sprechen sich gegen eine weitere Entnahme von Grundwasser aus dem Nationalpark aus.
Die Umweltverbände sind in großer Sorge um den Nationalpark Hunsrück-Hochwald, der schon jetzt unter der Klimakrise und der damit verbundenen Dürre und Trockenheit leidet, sodass in den letzten Jahren großflächig Baumbestände abstarben und eine zunehmende Anzahl an Arten dieses Lebensraumes trockenheitsbedingte Probleme zeigen.
Weiter steht in dem Brief, dass Nationalparks einzigartige Naturlandschaften sind, die eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren beherbergen und für den Erhalt unserer Biodiversität von großer Bedeutung sind. Sie dienen nicht nur als Erholungsorte für Menschen, sondern auch als wichtige Ökosysteme, die das Gleichgewicht unserer Natur bewahren. Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald sind in diesem Zusammenhang die wasserabhängigen Moore besonders zu erwähnen und schützenswert.
Die Umweltverbände appellieren auch an das Verantwortungsbewusstsein der Unternehmen: „Bitte verzichten Sie darauf, Untouched-Mineralwasser aus unserem Nationalpark zu verkaufen. Untouched ist ein Unternehmen, dem wir mit Fug und Recht Greenwashing auf extreme Weise vorwerfen. Dass man Untouchted-Mineralwasser sowohl in New York wie in Singapur serviert bekommt, widerspricht unserer Vorstellung von ,Aus der Region – für die Region’. Stattdessen sollten Verbraucher umweltfreundliche Alternativen fördern, die die Natur schonen und gleichzeitig Ihren Kunden qualitativ hochwertiges Wasser bieten.
Auf dem Fest zum zehnjährigen Bestehen des Nationalparks Hunsrück-Hochwald hatten die Umweltverbände Gelegenheit, den offenen Brief der Umweltministerin Katrin Eder zu überreichen. Sie war trotz der Hektik des Festaktes bereit, den offenen Brief von Winfried Werle, Mitglied des BUND-Vorstandes der Kreisgruppe Birkenfeld, entgegenzunehmen.
