Vor drei Jahren wurde im Sitzungssaal der Stadt mit einem Gläschen Sekt angestoßen. Die Verträge zwischen der Stadt Idar-Oberstein und der Polymer-Gruppe waren unter Dach und Fach. Oberbürgermeister Frank Frühauf und Polymer-Chef Dr. Gerald Hauf freuten sich über die Planungen zur zukünftigen Entwicklung der Industriefläche im Industriegebiet Weidenberg im Stadtteil Weierbach.
OB Frank Frühauf betonte: „Das ist ein besonderer Tag für uns. Seit 15 Monaten stehen wir in Kontakt, und von Anfang an stimmte die Chemie zwischen uns“, sagte er an Hauf gerichtet. Für Frühauf ist die Ansiedlung des Bad Sobernheimer Unternehmens ein Glücksfall und ein wichtiger Bestand der weiteren Stadtentwicklung.
Jahresumsatz von rund 200 Millionen Euro
Damals führte Hauf aus: Über die Jahre entstünden etwa 300 Arbeitsplätze. Investitionen in einem Bereich zwischen 30 und 50 Millionen Euro wird das Unternehmen tätigen.
Eine Jahresproduktionskapazität von 100.000 Tonnen und einen Jahresumsatz von rund 200 Millionen Euro hat Polymer bei der Neuansiedlung in Idar-Oberstein im Blick. Vorrangig geht es um neu entwickelten PLA-Copolymere, die primär zur Herstellung weicher Verpackungsfolien eingesetzt werden. Darüber hinaus sind Anwendungen im Automobilsektor, im Baubereich und im 3-D-Druck vorgesehen. Hergestellt wird der Biokunststoff PLA (Polymilchsäure). PLA ist ein auf Basis nachwachsender Rohstoffe gefertigter Kunststoff und bioabbaubar.

In den vergangenen Jahren war es ruhig um das Projekt. Unsere Zeitung fragte nach: Die Polymer-Gruppe habe unterdessen mit dem Planungsbüro Vollack, Karlsruhe und Ing. Petry, Idar-Oberstein, eine umfassende Planung für den neuen Standort im Industriegebiet Weidenberg erstellt. Zunächst sei dafür ein Konzept für die Materialflüsse und Produktion erstellt worden, daraus abgeleitet wurden Gebäude- und Infrastrukturplanungen. Der Planung zugrunde liege eine Geländemodellierung in zwei Geländestufen, eine obere für Rohstoffströme und eine untere für Produktion und Fertigwarenströme, heißt es vonseiten des Unternehmens.
Aus dem Konzept für den gesamten Standort sei ein erster Bauabschnitt abgeleitet worden: „Dieser betrifft im Wesentlichen den an die Erschließungsstraße und umfasst ein erstes Gebäude, Werksstraßen, Parkplätze und Energieversorgung. Infrastrukturmaßnahmen wie zum Beispiel Entwässerungen sollen direkt für die Gesamtfläche umgesetzt werden. Für diesen ersten Bauabschnitt wurde Ende 2023 ein Bauantrag gestellt, der mittlerweile genehmigt wurde.“
Weitere Ansiedlung geplant
Für den ersten Bauabschnitt würden derzeit Ausschreibungsunterlagen erstellt. Die Ausschreibung soll Anfang 2025 erfolgen; die Baumaßnahmen des ersten Abschnitts würden voraussichtlich bis 2027 abgeschlossen. 2021 habe die Polymer-Gruppe von der Gesamtfläche von 17,7 Hektar am Standort Weidenberg zunächst nur die nördlich liegende Teilfläche von 11,9 Hektar erworben; der Kauf der südlichen Teilfläche von 5,8 Hektar wurde für 2026 vereinbart. Da die nun vorgesehenen Erdarbeiten zur Geländemodellierung beide Teilflächen umfassen, werde der Kauf der südlichen Teilfläche auf Anfang 2025 vorgezogen. Die Polymer-Gruppe plane weiterhin, neue Geschäftsaktivitäten in Weidenberg anzusiedeln. Dazu gehören die Biokunststoff-Aktivitäten der Firma SoBiCo, die aufgrund von Platzmangel am Standort Sobernheim derzeit in gemieteten Räumlichkeiten in Pferdsfeld aufgebaut werden. Eine Verlagerung von Aktivitäten aus Bad Sobernheim nach Idar-Oberstein sei nicht geplant.
Die Polymer-Gruppe hatte im Jahr 2022 mit der SoBiCo GmbH (Solutions in BioCompounds) eine weitere Tochtergesellschaft gegründet. Im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen flexible PLA-Copolymere, eine neuartige Klasse von Biokunststoffen, die unter dem Namen Plactid® auf den Markt kommen und in mehrjähriger Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-IAP entwickelt wurden. Mit rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Polymer-Gruppe einer der größten Arbeitgeber der Nahe-Region.