Landrat betont: Für den Transport der Rotoren über die K 125 durch den Vierherrenwald gibt es keine Sondergenehmigung
Politiker lehnen Windpark im Vierherrenwald geschlossen ab
Mit diesem großformartigen Plakat protestiert der Bürgerinitiative „Windkraftfreier Idarwald“ auf einer Wiese zwischen Weiden und Hottenbach gegen den geplanten Windpark im Vierherrenwald. Foto: Kurt Knaudt
Kurt Knaudt

Hellertshausen. Noch steht nicht fest, ob die fünf geplanten Windräder des Energiekonzerns EnBW bei Hellertshausen und Schauren genehmigt werden. Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass geklärt ist, wie die Rotoren zu den vorgesehenen Standorten im Vierherrenwald transportiert werden. Über die K 125, den sogenannten Gerstenmaier-Weg, jedenfalls nicht. Für die Fahrt über die schmale, nur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen zugelassene Kreisstraße wird die Kreisverwaltung keine Sondergenehmigung erteilen, betonte Landrat Matthias Schneider auf Anfrage. Der Widerstand gegen den Windpark inmitten des Naturparks Saar-Hunsrück wächst derweil immer weiter. Auch führende Kommunalpolitiker im Landkreis Birkenfeld haben sich in einer Umfrage unserer Zeitung dagegen ausgesprochen.

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„Ich bin für den Ausbau der erneuerbaren Energien und auch für den Ausbau der Windkraft. Aber nicht um jeden Preis und nicht an jedem Ort“, bekundet etwa der SPD-Bundestagsabgeordnete Joe Weingarten. Auch für ihn ist der Vierherrenwald als Windkraftstandort ungeeignet. Weingarten hatte sich von Altlandrat Wolfgang Hey, Reiner Bleisinger von der Bürgerinitiative „Windkraftfreier Idarwald“ und Hans-Joachim Billert, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Verbandsgemeinderat Herrstein-Rhaunen, die geplanten Standorte und ihre Auswirkungen auf den Baumbestand und die Sichtachsen um den Nationalpark zeigen lassen. „Es müssten teilweise sehr alte Baumbestände geopfert und für die Lkw-Anlieferungen für die Industrieanlagen Waldwege in erheblichem Maß befestigt werden.“

Weingarten appelliert an Ministerin

Weingarten stört sich auch an der zu erwartenden Dominanz des Landschaftsbildes: „Von der Wildenburg aus betrachtet, würden diese Anlagen das ganze Bild der Region prägen.“ Das könne erhebliche negative Auswirkungen auf den Tourismus haben. Der MdB rät dazu, den Bau nochmals gründlich zu überdenken: Auch wenn die geplanten Standorte genau in eine Lücke zwischen dem Nationalpark und besonders geschützten FFH-Gebieten fallen und deshalb möglicherweise genehmigungsfähig seien, „ist nicht alles, was genehmigungsfähig ist, auch richtig“.

Der Abgeordnete appelliert an Landesumweltministerium Anne Spiegel, sich selbst ein Bild von der Sachlage im Vierherrenwald zu machen und das Vorhaben „politisch und genehmigungsrechtlich nicht zu unterstützen“. Hans-Joachim Billert von den Grünen spricht sich ebenfalls dagegen aus: „Die notwendige und dringend erforderliche Energiewende kann allein mit den Menschen vor Ort gelingen, ebenso wie seinerzeit die erfolgreiche Ausweisung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald. Dieser wurde dank eines vorbildlichen überparteilichen Dialogs umgesetzt. Wie die fundierten Reaktionen gegen das Projekt im Vierherrenwald zeigen, ist dieser Standort nicht nur wegen seiner Nähe zum Nationalpark unbedingt abzulehnen.“

Auch Altlandrat Wolfgang Hey sieht das Vorhaben sehr kritisch: „Dieses gigantische Projekt ist ein zu großer Eingriff in das mehrfach geschützte Landschafts- und Naturpotenzial des Idarwaldes und würde dem Nationalpark seinen Anspruch als Teil einer Natur gebliebenen Landschaft nehmen.“

Landrat Matthias Schneider (CDU) plädiert grundsätzlich dafür, den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Aber auch ihn stört, dass eine solch markante, bisher von Windrädern verschonte Landmarke wie der Idarwald beeinträchtigt werden soll, lautet seine private Meinung: Das Projekt sei längst noch nicht genehmigungsreif. „Da gibt es noch einige dicke Fragezeichen“, fasst der Chef der Kreisverwaltung den aktuellen Stand der Dinge zusammen.

Uwe Weber: Nicht kaufen lassen

Er habe nichts gegen Windräder und sei für erneuerbare Energien: „Aber mir wäre es am liebsten, man würde dort nichts machen und einen anderen Standort suchen“, unterstreicht auch der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Noss. Er geht davon aus, dass über das Projekt letztlich so oder so auf dem Klageweg entschieden wird.

Der FDP-Kreisvorsitzende Matthias Keidel würde sich wünschen, dass sich die Landesgrünen mit demselben Engagement für die im Staatsvertrag festgeschriebene touristische Entwicklung des Nationalparks wie für Windräder einsetzen würden. Manche machen es sich nach seinem Geschmack mit ihrem Nein zu den weißen Riesen zu leicht. Aber im Vierherrenwald kann er den großen Widerstand aus der Bevölkerung „extrem gut nachvollziehen“, meint Keidel auch mit Blick auf die mehr als 100 Einwendungen gegen den Windpark.

Uwe Weber, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen, wäre dankbar, „wenn wenigstens dieser Gebirgszug frei von Windrädern bliebe“. In der ehemaligen VG Herrstein habe man sich anders als in der VG Rhaunen sehr restriktiv gegen Windräder im Idarwald positioniert. „Wir sollten uns nicht kaufen lassen“, appelliert er angesichts der finanziellen Verlockungen an alle, die im Zusammenhang mit dem Windpark Entscheidungskompetenz haben. Ihn stört nicht zuletzt, dass die Pachteinnahmen von drei der fünf Windräder nicht an die kommunale Seite, sondern an den belgischen Holzkonzern Fruytier fließen. „Vehement dagegen“ ist Alfred Reicherts (CDU), Erster Beigeordneter der VG Herrstein-Rhaunen und Ortsbürgermeister des aufstrebenden Touristenorts Langweiler mit dem Klosterhotel Marienhöh. Die Besucher kämen vor allem wegen der Ruhe und der Natur. „Die Windräder würden das kaputtmachen.“

  • Den für Donnerstag, 17. Juni, geplanten Erörterungstermin hat die Kreisverwaltung abgesagt. Stattdessen soll wegen der Vielzahl an Einwendungen voraussichtlich ab Anfang Juli eine Reihe von Onlineerörterungen zum Windpark stattfinden.

Von Kurt Knaudt

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