Der Kandidat der Freien Wähler
Polit-Neuling will den Fokus auf Sachthemen legen
Christian Schöpfer tritt bei der Bundestagswahl am 23. Februar als Direktkandidat für die Freien Wähler an.
Diana Grandmaire

Christian Schöpfer hofft, bei der Bundestagswahl am 23. Februar ein Direktmandat für die Freien Wähler zu gewinnen. Dabei setzt der Berufssoldat im Wahlkampf vor allem auf die Sozialen Medien.

Die Freien Wähler (FW) stellen mit Christian Schöpfer den jüngsten Direktkandidaten für die Bundestagswahl im Wahlkreis Birkenfeld und Bad Kreuznach. „Ich entspreche trotzdem nicht dem in Mode gekommenen Politikermodell: Vom Kreißsaal über den Hörsaal direkt in den Plenarsaal“, sagt der 32-Jährige. „Aufgrund meines Werdegangs bringe ich einen großen Erfahrungsschatz in Sachen Sicherheitspolitik und Verfassungsschutz mit“, fügt der Berufssoldat hinzu, der bereits 2012 direkt nach dem Abitur seine Laufbahn als Offizier in der Bundeswehr begonnen hat. Es folgten Stellen als Sicherheitsbeauftragter sowie als Angehöriger einer Bundesoberbehörde mit Verfassungsschutzaufgaben (Militärischer Abschirmdienst). Aktuell gehört Schöpfer der „Deutschen Military Security Accredidation Authority“ an, wo er sich mit der Sicherheit von IT-Systemen in Bundesbehörden beschäftigt.

Sicherheit als Steckenpferdthema

Kein Wunder also, dass der FW-Direktkandidat sich als Steckenpferd die Themen Inneres und Sicherheit erkoren hat und für eine bessere materielle und personelle Ausstattung der Bundeswehr sowie der „Blaulichtfamilie“ plädiert. Doch auch andere Themen bewegen den Vater eines zweijährigen Kindes. Es sei nicht zu akzeptieren, dass Familien mit zwei berufstätigen Eltern vor der Frage stehen, ob sie sich ein Kind überhaupt leisten können, sagt Schöpfer.

Die Herausforderungen in der Region beschäftigen Schöpfer ebenfalls: „Davon gibt es gerade in unserem Wahlkreis, der gemessen mit anderen strukturschwach ist, viele.“ So müssten mittelständische Arbeitgeber Schöpfer zufolge in Sachen Steuerlast, Energiekosten und Lohnnebenkosten entlastet werden, um „überhaupt Arbeitsplätze schaffen zu können.“ Außerdem wolle er sich für den Breitbandausbau einsetzten: „Da passiert hier einfach zu wenig, gute Leitungen stärken aber eben auch die regionale Wirtschaft.“  Auch die Gesundheitsversorgung müsse verbessert statt verschlechtert werden. „Zum Beispiel muss für werdende Mütter in der Region eine Geburtenstation zur Verfügung stehen.“

Ein politischer Neuling mit Nachteilen im Wahlkampf?

Die politische Gremienarbeit allerdings ist für den FW-Direktkandidaten noch relatives Neuland. Bei der Kommunalwahl 2024 wurde Schöpfer in den VG-Rat Birkenfeld sowie den Ortsgemeinderat seines Heimatortes Ellweiler gewählt – die ersten Mandate des 32-Jährigen. Das sieht der Ellweilerer jedoch nicht unbedingt als Nachteil an. Er sei in einer sehr politischen Familie groß geworden, in der die verschiedensten politischen Prägungen vertreten waren. „Bei uns am Küchentisch wurde zwar heiß, aber immer respektvoll diskutiert.“ Und diese Erfahrung will Schöpfer auch in die Gesellschaft tragen. „Ich habe das Gefühl, dass wir derzeit die Mitte verlieren. Statt einem pragmatischen Sachfokus bestimmt Polemik die politische Diskussion“, analysiert der FW-Kandidat. Für ihn lebe Politik von einem respektvollen Austausch –„und am Ende entscheidet der Bürger“. „Doch heute geht es vielen Politikern darum, möglichst wählbar zu sein – sich bloß nicht festnageln zu lassen“, meint Schöpfer.

Eine solche Herangehensweise zu vermeiden, dabei helfe ihm sein Status als politischer Neuling. „Ich bin relativ unbekannt, aber kann so meinen politischen Ansatz auch frei verfolgen“, sagt Schöpfer. Denn er sei nicht auf das Mandat im Bundestag angewiesen. „Ich agiere nicht aus der Not heraus, mich über das Mandat beruflich abzusichern. So kann ich mich auf Lösungen, statt auf reinen Wahlkampf konzentrieren.“ Und wenn der Bürger am Wahltag entscheidet, dass ihm Schöpfers Lösungen nicht zusagen? „Ich hoffe natürlich, möglichst viele von den Lösungsansätzen, die ich für richtig halte, überzeugen zu können, aber in diesem Fall führe ich mein Leben einfach weiter“, sagt der FW-Kandidat lachend.

Einen möglicherweise entscheidenden Nachteil bringt seine Berufstätigkeit aber für den Ellweilerer mit. Bereits seit Anfang des Jahres nimmt der Berufssoldat unter der Woche an einem „Laufbahn-Lehrgang“ in Hamburg teil. Das geht auf Kosten der persönlichen Präsenz im Wahlkreis. „Wenn ich vor allem am Wochenende vor Ort bin, versuche ich ein Maximum an Terminen wahrzunehmen“, sagt Schöpfer. Doch natürlich lasse sich das nicht mit dem Wahlkampfaufwand vergleichen, den Berufspolitiker stemmen könnten.

Social Media Wahlkampf und die Sendung mit der Maus

Auszugleichen versucht Schöpfer dies über die sozialen Medien. So teilt der FW-Direktkandidat auf Tiktok, Instagram, Youtube und Facebook fleißig Videos und andere Inhalte. Das Video-Spektrum reicht dabei von klassischem Wahlkampfvideos, in denen Schöpfer vor einer Plakatwand der Freien Wähler über seine Politikinhalte spricht, bis zu eher humoristischen Versuche im Stil der Sendung mit der Maus. Bei Letzteren nimmt Schöpfer gerne Inhalte oder Funktionsträger der konkurrierenden Bundestagswahlparteien, wie Jette Nietzard, Bundessprecherin der Grünen Jugend oder auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), aufs Korn. Ob das nicht auch Polemik sei? „Nein“, sagt Schöpfer. „Die Videos sind deutlich und kritisch, aber sollen auf keinen Fall beleidigend sein.“ Er bespreche auf seinen Social-Media-Kanälen Themen, die „die Öffentlichkeit, aber auch meinen Bekanntenkreis bewegen.“

Einen Appell richtet Schöpfer besonders an diejenigen Wähler, die zum Beispiel bei der Kommunalwahl die Freien Wähler gewählt haben oder sich mit den Grundsätzen der Partei identifizieren, aber bei der Bundestagswahl aus Angst vor einer verschwendeten Stimme bei Nicht-Erreichen der Fünf-Prozent-Hürde von einer Stimme für die Freien Wähler absehen würden. „Die deutsche Politik verliert das Vertrauen der Wirtschaft, der Bürger sowie internationaler Partner. Ich halte uns für einen Koalitionspartner, der Sicherheit gibt. Dass die Freien Wähler Regierungsverantwortung übernehmen können, haben wir zum Beispiel in Bayern gezeigt. Nur drei Direktmandate reichen für den Einzug in den Bundestag.“

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