Leona Riemann hat ein weiteres Buch veröffentlicht
Plastische Hunsrücker Lebensbilder – Autorin Leona Riemann aus Gödenroth stellt ihr neues Buch vor
Leona Riemann mit ihrem neuen Buch.
Karsten Schultheiß

Einen wohltuenden Kontrast zu jener Hunsrückliteratur, die sich trotz mehr versprechender Titel nur um den eigenen Kirchturm dreht, schafft Leona Riemann – aktuell mit „Hunsrücker Lebensbilder“. Von ihrer im äußersten Norden des Hunsrücks gelegenen Wahlheimat Gödenroth aus förderte sie schon eine Vielzahl interessanter Geschichten zutage und machte ebenso aus spärlichen Informationen lesenswerte Reportagen.

Lesezeit 2 Minuten

Damit umspannt sie den gesamten Hunsrück und obendrein die angrenzenden Flusstäler. In „Hunsrücker Lebensbilder“ bereitet sie auf 180 Seiten in seniorengerechter Schrift biografische Skizzen literarisch auf – wie von ihr gewohnt plastisch und flüssig geschrieben. Obwohl das Werk nur wenig Fotomaterial enthält, gelingt es der Autorin, mit nahezu jedem Satz vor dem geistigen Auge Bilder zu erzeugen, sodass sich das Publikum in die jeweilige zentrale Figur, deren Umfeld und den historischen Kontext hineinversetzen kann.

Porträts aus halbem Jahrtausend

Epochen übergreifend arrangiert die gebürtige Wiesbadenerin Porträts aus einem halben Jahrtausend – vom protestantischen Pfarrer Franz Merkel vor dem Dreißigjährigen Krieg bis zum 2002 verstorbenen Rheinschiffer und passionierten Maler Heinrich Vonderschmitt, der sich in Morbach niederließ.

Jeder Aufsatz steht für sich allein, sodass der Leser auch mittendrin einsteigen kann. Nur die Inhaltsangabe sollte er nicht überblättern. Für Bücher ganz und gar unüblich stellt die pensionierte Lehrerin ihren immer eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel voran. „Recherche“ nennt sie etwa den Text über Oberförster Grosholz, der 1851 den letzten Wolf im Soonwald erlegte. Hingegen entsprangen die Schilderung des letzten Lebenstags des ehemaligen Gödenrother Seelsorgers 1608 und die 1952 in der Uhrketten- und Bijouteriewarenfabrik Bengel in Oberstein spielende Erzählung „Der Stanzer“ ihrer Fantasie. Neben einem Hinweis auf diesen besonders gut entlohnten Arbeiter in einer Dissertation zog die Schriftstellerin fünf Heimatkalenderartikel als Quellen heran.

Zwei weitere Beiträge der „Hunsrücker Lebensbilder“ sind im heutigen Landkreis Birkenfeld angesiedelt: „Das neunte Kind“, die Kriegserinnerungen von Lore Neumann aus Wirschweiler, und „Vielleicht findet Papa in Russland ja auch eine gute Seele“: Der nur noch aus Frauen bestehende Haushalt der Familie Petry außerhalb von Bundenbach quartierte im Winter 1944/45 zwei Russen ein, die in der Wehrmacht als Freiwillige gedient hatten. Im Sommer 1945 kehrte der Vater, der desertiert war, unversehrt zurück – weil ihn auf dem Heimweg sowjetische Panzerbesatzungen verschonten.

Großes Netzwerk ist hilfreich

Einmal mehr zahlte sich für die 71-Jährige das Netzwerk aus, über das sie dank ihrer früheren Publikationen verfügt. So unterstützte Eckard Wiegand, der Erste Beigeordnete der Gemeinde Börfink, sie mit seinem militärischen Sachverstand als pensionierter Oberst und gab den Anstoß dazu, das schwere Schicksal des im 16. Jahrhundert in ihrem Wohnort wirkenden Geistlichen zu beleuchten: Als er die Pfarrstelle in Gödenroth antrat, brachte er als Geschenk den „Sabinenkelch“ aus der zerstörten Kapelle bei Börfink mit.

Im Gegensatz zu den fünf im Eigenverlag veröffentlichten „Hunsrücker“-Bänden sind die „Hunsrücker Lebensbilder – Band 1“ im Eifeler Literaturverlag erschienen. Preis: 15 Euro.

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