Edelsteincampus Idar-Oberstein
Paul Adie ist neuer „Artist in Residence“
Paul Adie "Abracadabra" (Halsschmuck aus Aluminium und Sterling Silber, 2015)
Mirei Takeuchi

Der Münchner Schmuckkünstler ist von Mai bis Juli in Idar-Oberstein zu Gast und wird in den Werkstätten der Hochschule sowie im Industriedenkmal Jakob Bengel arbeiten.

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Diese Idee belebt die Schmuckstadt Idar-Oberstein und befruchtet die Fachhochschule: Seit 2006 kooperieren der Campus Edelstein und Schmuck und das Industriedenkmal Jakob Bengel in ihrem gemeinsamen „Artist in Residence“-Programm. Die eingeladenen Künstler leben in einer ehemaligen Arbeiterwohnung in der Villa Bengel und werden durch ein Stipendium unterstützt. Während ihres ein- bis dreimonatigen Aufenthalts können sie die Werkstätten beider Institutionen nutzen und sich mit den Studierenden des Edelstein- und Schmuckcampus austauschen. Vorträge unterstützen diese Zusammenarbeit.

Paul Adie ist neuer Artist in Residence am Edelsteincampus Idar-Oberstein.
Juan Sierra

Paul Adie, der von Mai bis Juli in Idar-Oberstein zu Gast ist, stammt aus Glasgow und lebt und arbeitet seit einigen Jahren in München. Nach einem Bachelor of Arts in Russisch und Spanisch widmete er sich der Schmuckkunst und studierte zunächst an der Escola Massana in Barcelona. Anschließend absolvierte er ein Diplomstudium an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seit 2015 ist Paul in zahlreichen Gruppenausstellungen vertreten, seit 2018 zeigt er seine Arbeiten in Solo-Ausstellungen. Adie wurde mehrfach für renommierte Preise wie den Loewe-Craft-Prize nominiert.

Adie beschreibt seine Arbeitsweise folgendermaßen: „Der Ausgangspunkt meiner Arbeit ist, mich hinzusetzen und zu machen – Spontaneität führt meine Hand, anstatt sich an ein starres Konzept oder eine Blaupause zu halten. Ich spiele mit und schaffe Werke mit einer gestischen, intuitiven und kindlichen Ästhetik.“ Die oft farbenfrohe Fassade der Werke ist jedoch nur Oberfläche. „Bei näherer Betrachtung dienen sie als Einstieg, um das Bewusstsein für aktuelle gesellschaftliche Phänomene wie Identität, Sexualität und Queerness zu schärfen“, erläutert der Schmuckkünstler.

„Ich möchte zeigen, dass Schmuck, so klein er auch sein mag, ein Mittel zur Bewusstseinsbildung sein kann – vor allem, wenn er am Körper getragen und so in die Gesellschaft getragen wird.“
Paul Adie

Adie bezieht sich auf die Geschichte des kunsthandwerklichen Objekts, „aber auch auf Geschichten aus der Gesellschaft und den Humor als Mittel der Vermenschlichung, um eine Gemeinschaft aufzubauen und sich subversiv über etablierte Machtstrukturen lustig zu machen“. Weiter sagt Adie: „Schmuck ist in der Regel klein, wird oft übersehen und nur wegen der Kosten für das Rohmaterial wahrgenommen. Ich möchte zeigen, dass Schmuck, so klein er auch sein mag, ein Mittel zur Bewusstseinsbildung sein kann – vor allem, wenn er am Körper getragen und so in die Gesellschaft getragen wird.“

Paul Adie "Fabulous" (Ring aus Aluminium und Feinsilber, 2020)
Mirei Takeuchi

Am Mittwoch, 14. Mai, wird Paul Adie ab 17.30 Uhr seine Arbeiten und seine Arbeitsweise in einem englisch-sprachigen Vortrag an der Hochschule in der Saarstraße 2 in Idar-Oberstein (ehemalige Zerfass-Lederfabrik) vorstellen. Ein weiterer Vortrag wird vom Austauschstudenten Ryan Seng von der Cranbrook Academy of Arts bei Detroit in den USA gehalten. Er hat, bevor er sich entschied, einen Master in Schmuckdesign zu absolvieren, bereits Karriere in der Modeindustrie gemacht. Ryan Seng wird unter anderem auf die Unterschiede der Mode- und der Schmuckindustrie eingehen und auf die Gründe, warum er sich für das Schmuckhandwerk entschieden hat.

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