Oberbürgermeister Frank Frühauf – selten hat man ihn seit seinem Amtsantritt so energisch erlebt – präsentierte einen ganz frischen Lösungsansatz in der Wassergall-Problematik, die seit fast zwei Jahren die Gemüter erhitzt. Für Frühauf muss der hochemotional geführte Streit um die Schließung des Zuwegs zwischen Regulshausen und der Kreisstraße 34, der auf dem Gebiet der Gemeinde Hintertiefenbach liegt, ein Ende haben. Das Thema „Wassergall“ soll vom Tisch: und zwar für alle Zeit. Frisch aus dem Urlaub, zog er den eigentlich nichtöffentlich angedachten Tagesordnungspunkt „Sachstand Wassergall“ bei der Sitzung in den öffentlichen Teil hinein. Frühauf brach nun das Schweigen, das sich der Herrsteiner VG-Chef Uwe Weber und Landrat Matthias Schneider selbst auferlegt hatten. Nach dem Treffen am 18. Mai habe es ein Hin und Her gegeben, Schriftverkehr, der letztlich deutlich machte: „Auf der jetzigen Parzelle werden wir keine Einigung mehr erzielen. Das kann sich noch Jahre so hinziehen. Wir verschwenden Geld für Juristen, jede Menge Zeit und Energie. Da kehrt keine Ruhe ein.“ Die Stadt habe die VG Herrstein und die Hintertiefenbacher gefragt, was denn gewünscht sei. Die VG Herrstein und die Hintertiefenbacher hätten indes gefragt, was denn vonseiten der Stadt geplant sei. Eine Sackgasse sei entstanden. Deshalb möchte Frühauf die Angelegenheit nun in die Hand nehmen: Eine neue Wegtrasse – rund 590 Meter lang und komplett als Straße gewidmet – oberhalb des Anwesens Mayer soll entstehen: „Damit über 40 Jahre währende Versäumnisse endlich aus der Welt sind, wir eine rechtsverbindliche, unantastbare Lösung haben für die Bürger unserer Stadt. “ Eine neue Anbindungsstraße nach niedrigstem Standard, aber mit allen Erfordernissen, für deren Finanzierung mit dem Ministerium verhandelt werden soll, schwebt Frühauf vor. Eine zielorientierte Lösung hat er im Blick: „Alle sollen mal einen Gang zurückschalten.“ Die von Frühauf ins Spiel gebrachte Variante ist eine andere als der Herrsteiner VG-Chef Uwe Weber jüngst als Nordtagente – die rund 1,4 Kilometer lang gewesen wäre – in Spiel gebracht hatte. Weber kommentiert im Gespräch mit der NZ: „Frühaufs Ansatz, den er mir in einem Vier-Augen-Gespräch unterbreitet hat, sehe ich als gute Lösung, mit der allen – auch den betroffenen Anliegern – gedient wäre.“ Die nun avisierte Wegführung sei ein „Kompromiss im Kompromiss“. Er habe seine volle Unterstützung zugesagt. Der Landkreis müsse überprüfen, ob es naturschutzrechtliche Bedenken geben könnte, und er werde sich in allen Bereichen einbringen: Es gebe noch ein Eckstück, das zum Anwesen Mayer gehört und an die Stadt übertrage werden müsse. „Wir sollten uns die Hand reichen. Und ich erwarte dann auch von der Bürgerinitiative, dass sie sich konstruktiv einbringt“, sagt Weber.
Frühauf betonte im Rahmen der Sitzung, dass er Weber vertraue: „Ein Mann, ein Wort.“ Die Kostenfrage wie auch der Zeitplan seien noch nicht abzustecken: Einige Details seien zu klären. Armin Korpus (CDU) betonte: „Ich bin guter Hoffnung, dass dieses Aufreger-Thema bald vom Tisch ist. Gut ist auch, dass die Verwaltungen Idar-Oberstein und Herrstein endlich wieder konstruktiv kooperieren.“ Thomas Engel (Freie Liste) hält Frühaufs Ansatz für eine „sehr gute Lösung“, damit das „leidige Thema“ endlich beendet wird. Thomas Petry (Bündnis 90/Die Grünen) mahnte, die Kosten müssten erst einmal ermittelt werden – angesichts der angespannten Haushaltssituation. Das Projekt sei mit Bedacht voranzutreiben. In eine ähnliche Kerbe schlug Stefan Worst (SPD): „Was sagt denn die ADD dazu? Wir wecken womöglich Hoffnungen und können sie nicht erfüllen. Schnell ist dort gar nichts machbar.“ Josef Mähringer (SPD) sagte: „Das ist wohl die beste Lösung, die man finden kann. Wir als Kommunalpolitiker setzen die Prioritäten. Und die Wassergall-Frage hat Priorität.“ Bernhard Zwetsch (FDP) ist ebenfalls dafür, diese Lösung weiter zu verfolgen und keinen Sprengstoff mehr in die Thematik reinzutragen: zum Beispiel womöglich bis zur Fertigstellung der neuen Trasse eine Freigabe der Wassergall zu fordern. Joachim Elfner von der Bürgerinitiative Offene Wassergall wirkte erleichtert: „Das wäre ein Schritt, der Perspektiven öffnet.“ Es gäbe kürzere Trassen: „Aber da müssten die Herrsteiner mitspielen.“ Von Vera Müller