Einstimmig fassten der Werksausschuss und die Verbandsversammlung des Wasserzweckverbandes im Kreis Birkenfeld in ihrer jüngsten Sitzung im Sitzungssaal der Steinbachtalsperre gleich zwei wegweisende Beschlüsse: die Gründung der Kommunale Netze Hunsrück (KNH) als Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) und den Beitritt des Gebiets der ehemaligen Verbandsgemeinde Rhaunen zum 1. Mai in den Verband.
Während die Rückkehr der 2010 ausgetretenen VG zumindest nach außen relativ reibungslos und damit geräuschlos ablief, war die Partnerschaft mit den Stadtwerken Trier eine deutlich schwerere Geburt: Es waren zahlreiche Sitzungen und Gespräche notwendig, um alle Bedenken auszuräumen und die Widerstände, die vor allem aus den Reihen der Liste Unabhängiger Bürger (LUB) befeuert wurden, zu überwinden. Ein als Befreiungsschlag gedachter Informationsabend im April vorigen Jahres in der Messe Idar-Oberstein endete als Fehlschlag. Daran konnten damals auch die Appelle der hauptamtlichen Kommunalpolitiker und von Erwin Manz, Staatssekretär im Umweltministerium, nichts ändern. Zu viele Rats- und Ausschussmitglieder fühlten sich überrumpelt und unzureichend informiert: Diese Botschaft sendeten sie bei der Veranstaltung an die Verantwortlichen aus.
Mehrere Ehrenrunden waren nötig
„Danach mussten wir mehrere Ehrenrunden drehen“, fasste Verbandsvorsteher Uwe Weber die darauffolgende Serie von Sitzungen salopp zusammen. Allein Werkleiter Bernd Stein absolvierte mehr als 30 Termine. Nachdem die Verbandsgemeinden Herrstein-Rhaunen und Baumholder sowie die Stadt Idar-Oberstein bereits zugestimmt hatten, hing zuletzt alles von der VG Birkenfeld ab, deren Verbandsgemeinderat das Projekt KNH schließlich im Februar ebenfalls absegnete. Nach der intensiven Überzeugungsarbeit im Vorfeld habe die Zustimmungsquote insgesamt bei mehr als 90 Prozent gelegen, bilanzierte Uwe Weber zufrieden.
„Demokratie ist gar nicht so einfach, aber es lohnt sich, dafür zu kämpfen“, zog er ein erleichtertes Fazit des langwierigen Prozesses. Er vergaß nicht, allen zu danken, „die uns das Vertrauen geschenkt haben“. Und bekräftigte, dass er selbst „absolutes Vertrauen in die Stadtwerke Trier hat“. Jetzt gehe es darum, „aus der gemeinsamen Wertschätzung eine Wertschöpfung zu machen“.
Auch die Mitglieder im Werksausschuss und der Verbandsversammlung schienen erleichtert und sahen keinen weiteren Klärungsbedarf: Es gab in der Sitzung keine einzige Wortmeldung – was als Beleg dafür gewertet werden kann, dass das Thema in den vergangenen Wochen und Monaten erschöpfend beraten und diskutiert worden ist. Dabei hatte auch das Umweltministerium Druck gemacht, dass bei der Wasserversorgung auf regionale Verbünde setzt. Der Gründungsvertrag soll am Mittwoch, 30. April, im Rahmen einer Feier an der Steinbachtalsperre unterzeichnet werden.
Gründungsvertrag wird am Mittwoch, 30. April, unterzeichnet
Auch Helfried Welsch, der Prokurist der Stadtwerke und erster Ansprechpartner des Wasserzweckverbandes, zeigte sich im Gespräch mit der Nahe-Zeitung erleichtert: „Jetzt freuen wir uns auf eine gemeinsame positive Zukunft. Wir wollen in den nächsten Jahren auch die noch vorhandenen Kritiker mit Leistung überzeugen“, betonte er. Die anstehenden Aufgaben und Herausforderungen zu meistern: „Das wird kein Sprint, sondern ein Marathon“, weiß Welsch.
Von der Kommunale Netze Hunsrück AöR erhoffen sich die Beteiligten nicht nur Synergieeffekte bei der Betriebsführung. Sie soll auch helfen, Engpässe – wie sie in der Vergangenheit in den benachbarten Verbandsgemeinden Kirchberg und Kirner Land bereits aufgetreten sind – zu vermeiden. Ein wesentlicher Baustein in dem neuen Versorgungsnetz ist die bereits beschlossene Beteiligung des Zweckverbandes am Neubau der Trinkwasseraufbereitungsanlage durch den Talsperrenverband Nonnweiler in Eiweiler. Diese soll vor allem die Wasserversorgung in den Verbandsgemeinden Baumholder und Birkenfeld zusätzlich absichern.
3,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser bis 2052
Damit verbunden ist zudem die vertragliche Verlängerung der Laufzeit zum Bezug von 3,5 Millionen Kubikmeter Wasser von derzeit bis 2040 auf 2052. Zudem gibt es die Option auf den Erwerb von zusätzlich 1 Million Kubikmeter, verbunden mit einer Förderung von 70 Prozent durch das Umweltministerium. Der Talsperrenverband Nonnweiler hat außerdem in Aussicht gestellt, die Laufzeit zum Bezug des gesamten Rohwasserkontingentes ab Inbetriebnahme der Trinkwasseraufbereitungsanlage Eiweiler, die voraussichtlich 2027 erfolgen soll, auf 50 Jahre zu verlängern.
Beim Strom waren der Wasserzweckverband und die Stadtwerke Trier schon vorher Partner. 2025 können diese den Bezug noch etwas günstiger gestalten. Pro Kilowattstunde werden – bei einer Abnahmemenge von rund 3,4 Millionen – ab 1. März 13,54 statt wie 2024 15,9 Cent fällig. Für 2026 wolle man mit allen Kommunen im Landkreis Birkenfeld die dadurch erheblich vergrößerte Abnahmemenge gemeinsam ausschreiben, um so noch bessere Konditionen zu erzielen, berichtete Uwe Weber.
Bei einem anderen Vorhaben soll der nächste große Schritt voraussichtlich im Juni oder Juli erfolgen: Dann werde der Auftrag für die komplette Einzäunung des Sees der Steinbachtalsperre erfolgen, kündigte der stellvertretende Werkleiter Stephan Geyer an. Das ist die Voraussetzung für den geplanten Wanderweg rund um den Stausee.