Statt Spätsommer nun Februar: Ein Winter-Wahlkampf für die Bundestagswahl am 23. Februar stellt die Parteien vor Herausforderungen. Wahlkampfstand und Haustürbesuche? Bei Eiseskälte und womöglich sogar Schnee kein Zuckerschlecken. Die NZ fragte nach.
Sebastian Weber, FDP-Kreisvorsitzender, geht erst gar nicht auf die Jahreszeit, sondern Inhalte ein: „Wir starten mit einem klaren Kompass in den Winterwahlkampf: Unser zentrales Thema ist die Wirtschaftswende, denn wir sehen darin die große Chance, Deutschland wirtschaftlich zu modernisieren, neue Arbeitsplätze zu schaffen und gleichzeitig Verantwortung für das Klima zu übernehmen. Unser Ansatz ist dabei klar: Wir setzen auf Innovation, Technologieoffenheit und den Abbau von Bürokratie. Nur so können wir Wachstum und Nachhaltigkeit miteinander verbinden.“
Für Ideen begeistern
Ein starkes personelles Angebot sei für die FDP ebenfalls ein wichtiger Bestandteil dieses Wahlkampfs: „Für den Wahlkreis Kreuznach treten wir mit Patrick Bruns an, der mit seiner beruflichen Erfahrung in der Finanzbranche die Kompetenz mitbringt, unser Kernthema Wirtschaft und Finanzen glaubwürdig zu vertreten.“ Der Winter bringe sicher seine eigenen Herausforderungen – sei es beim direkten Austausch mit den Menschen oder bei der Mobilisierung: „Wir sind dennoch überzeugt, dass wir mit unserem klaren Programm und unseren überzeugenden Kandidaten gut aufgestellt sind. Uns geht es darum, den Menschen aufzuzeigen, wie Deutschland wieder zu einem Land wird, das Chancen eröffnet und Innovationen vorantreibt. Hier im Kreis Birkenfeld und darüber hinaus setzen wir alles daran, für diese Ideen zu begeistern.“
Astrid Ruppenthal, Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Kreis Birkenfeld, sagt: „Niemand von uns hat bisher einen Winterwahlkampf erlebt. Kälte, kurze Tage, unberechenbare Witterungs- und Straßenverhältnisse setzen dem klassischen Wahlkampf mit Veranstaltungen. Infoständen und/oder Haustürwahlkampf nach Feierabend enge Grenzen. Während der Tageszeiten sind die Berufstätigen leider nicht verfügbar, und um 17 Uhr ist es dunkel.“
Sachliche Ansätze
Auch die verkürzten Fristen als Folge der vorgezogenen Wahl machten zu schaffen: „Alles muss in engmaschigen Online-Vorstandssitzungen und in nachgeordneten Chatgruppen sehr schnell beraten, abgestimmt und umgesetzt werden. Aber trotzdem liegen wir gut in der Zeit und sind nicht zuletzt durch viele Neumitglieder auch finanziell gut aufgestellt. Großplakate, Themen- und Kopfplakate, Flyer sowie Giveaways sind bestellt. Hier arbeiten wir selbstverständlich eng mit dem Kreisverband Bad Kreuznach und unserer Direktkandidatin Regine Kircher-Zumbrink zusammen.“
Gemeinsam wollen die Grünen auch Veranstaltungen mit Bundes- und Landespolitiker zu für die Region relevante Themen (Senioren- und Behindertenpolitik, kommunale Wärmeplanung, Gesundheitsversorgung) durchführen: „Unseren Neujahrsempfang am 8. Februar wollen wir der Vielfalt als wichtigem Baustein für gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Erfolg widmen. Es ist uns sehr wichtig, auch in dem aufgeheizten politischen Klima einen seriösen, sachlichen Wahlkampf zu führen.“
Die üblichen Basics...
Aus dem Outdoor-Wahlkampf zumindest zeitweise einen Indoor-Wahlkampf zu machen, sei im Kreisverband als Idee entwickelt worden: „Dazu sollte in der Fußgängerzone in Idar-Oberstein ein kleines leerstehendes Ladenlokal für kurze Zeit und kleines Geld angemietet werden. Bei widriger Witterung hätten wir dann einen Rückzugsraum, in dem wir unseren Materialien deponieren könnten, der vor allen aber Interessierte zum Gespräch im Warmen einlädt. Den Plan haben wir noch nicht aufgegeben, leider war die Suche nach einer geeigneten Location bisher nicht erfolgreich.“
Rainer Böß, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbands Die Linke im Kreis Birkenfeld, berichtet: „Zuerst kommen natürlich die üblichen Basics, also Plakate hängen und Infomaterial in die Briefkästen. Infostände, falls das Wetter es zulässt. Einen Haustürwahlkampf werde ich im Kreis Birkenfeld nicht machen. Online werden von meiner Seite aus unsere Kreiswebseite sowie die Facebook-Seiten bespielt.“
Plakate nicht zeitgemäß
Bei der Aufstellungsversammlung zur Wahl der Landesliste habe er sich in Mainz auch mit Jürgen Locher, dem Direktkandidaten Die Linke für den Wahlkreis Kreuznach/Birkenfeld ausgetauscht. Seine Facebook-Werbung werde man auf den von Böß betreuten Facebook-Seiten posten.
Markus Schulz, einer der beiden Vorsitzenden des SPD-Kreisverbandes Birkenfeld, weiß um die Schwierigkeit des Winterwahlkampfes: „ES gibt keine Feste, keine Kirmes. Keine Großveranstaltungen wie im Sommer. Das macht es kompliziert.“ Die SPD werde zwei, drei Veranstaltungen organisieren und natürlich versuchen, Landes- oder Bundespolitiker in die Region zu bringen. Konkret ist noch nichts. Man werde mit Bannern werben. Plakatierung im großen Stil hält Schulz für nicht sehr zeitgemäß.
Stephan Dreher, CDU-Kreisvorsitzender, verweist auf die Direktkandidatin der CDU, Julia Klöckner, die bekanntlich bei vielen Terminen in der Region präsent sei: so zum Beispiel am 16. Januar zum politischen Frühstück im Idar-Obersteiner Parkhotel mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jens Spahn.