Mit einer Demo bezogen die Omas gegen Rechts Idar-Oberstein jüngst auf dem Schleiferplatz mit Musik und Reden auch junger Menschen Position: Anlass war ein bundesweiter Aktionstag der Initiative, die in Idar-Oberstein immer weiterwächst. Viel Beifall gab es. Vereinzelt waren auch in den digitalen Netzwerken aber auch kritische Stimmen zu vernehmen: Die Omas, zu denen im Übrigen auch Opas gehören, zeigten keine Empathie mit den Opfern der jüngsten traurigen Ereignisse und attackierten die Falschen.
Unsere Zeitung fragte bei Roswitha Klee-Emmerich nach, die zu den Hauptinitiatorinnen der Gruppierung in Idar-Oberstein gehört: „Die Omas und Opas in unserer Gruppe engagieren sich aus unterschiedlichen Motiven. Häufig besteht in der eigenen Familie ein Bezug zu traumatischen Ereignissen während der NS-Zeit. Andere beschäftigen sich bereits seit langer Zeit mit der Geschichte der Hitler- und der Nachkriegszeit, viele von uns waren im Berufsleben Lehrerinnen. Wieder andere sind Mitglieder demokratischer Parteien.“ Was alle eine und für elementar wichtig erachtet werde: „Für die Praxis und den Erhalt der Grund- und Menschenrechte einzutreten, wie sie nach den großen Menschheitsverbrechen im Nationalsozialismus etabliert wurden. Die meisten von uns sind in den 1950er-Jahren geboren.“
Überparteilichkeit gilt
Die Entwicklung von Toleranz und Menschlichkeit, das offene gesellschaftliche Miteinander in gegenseitigem Respekt bestimme das Leben der Omas und Opas. Diese Entwicklung solle weiterhin Bestand haben: „Dafür kämpfen wir – manche von uns schon einige Jahre, andere kamen im vergangenen Jahr neu dazu.“
Klee-Emmerich führt weiter aus: „Wir wählen unterschiedliche Parteien und vertreten unterschiedliche parteipolitische Positionen. Gerade dies erleben wir im Austausch als sehr gewinnbringend. Wir haben Respekt vor der Meinung anderer, wir hören uns einander zu und vollziehen miteinander Meinungsbildungsprozesse auf demokratischem Wege.“ Das stärke die Gruppe.
Solange es um Positionen aus dem demokratischen Spektrum gehe, gelte ganz grundsätzlich die Überparteilichkeit: „Wir erwarten von den demokratischen Parteien, dass sie über den parteipolitischen Tellerrand hinaussehen und im sachorientierten Miteinander konsensfähig Lösungen finden, die mit geltendem Recht vereinbar sind. In diesem Zusammenhang sagen wir ausdrücklich, dass wir das Programm der AfD, deren Verhalten und Verlautbarungen im Parlament sowie die Aussagen ihrer rechtsextremen Hintermänner als nicht konform mit den Grund- und Menschenrechten sehen. Wir halten diese Partei für nicht kompatibel mit dem Spektrum der demokratischen Parteien.“
Keine einfachen Lösungen
Selbstverständlich habe die Gruppierung Empathie für die Menschen, die Opfer von Gewalttätern wurden: „Wir sind entsetzt über jeden Anschlag und weinen mit den Angehörigen. Wir verlautbaren dies auf der Webseite und auf unseren Social-Media-Seiten. Natürlich sind wir an der Lösung von Problemen in Fragen der Migration interessiert, wir sehen die gesellschaftlichen Herausforderungen.“
In einer komplexen Welt gebe es jedoch keine einfachen Lösungen: „Wir sind selbstverständlich für einen durchgreifenden Vollzug bestehender Gesetze. Das heißt: Für einen konsequenten rechtsstaatlichen Umgang mit Gefährdern, Kriminellen oder Menschen, die kein Bleiberecht haben. Unser Herz schlägt zugleich da, wo Integration gelebt und gefördert wird.“ Nicht wenige Akteurinnen der Gruppe engagierten sich im interkulturellen Bereich, beruflich oder ehrenamtlich, und das leidenschaftlich gern.