Aktionstag in Idar-Oberstein
Omas gegen Rechts: Für Toleranz und Menschlichkeit
Die Omas gegen Rechts hatten zum Aktionstag nach Idar eingeladen. Zum Programm gehörten Musik und Statements.
Vera Müller

Vor der Bundestagswahl am 23. Februar erheben die Omas gegen Rechts ihre Stimme. Sie warnen vor Rechtsextremismus und rufen zur Stimmabgabe für demokratische Parteien auf: so auch in Idar-Oberstein.

Unter dem Slogan „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ stand der Aktionstag, zu dem die Initiative Omas gegen Rechts – die bundesweit stetig wächst – auch in Idar-Oberstein eingeladen hatte. Interessierte und Mitstreiter sowie Kulturtreibende beteiligten sich auf dem Schleiferplatz in Idar an einem lebendigen, bunten Programm: zu Beginn bei Sonnenschein, der die Veranstaltung so bunt schimmern ließ, wie sie auch tatsächlich war. Alle Generationen waren vertreten: nicht nur Omas, sondern auch Opas sowie Söhne und Töchter und Enkel.

Mitorganisatorin Roswitha Klee - Emmerich von Omas gegen Rechs Idar-Oberstein begrüßte im Lauf des Nachmittags rund 170 interessierte Aktionstag-Besucher. Klare Ansage: „Wir holen uns die Demokratie zurück. Wir sind mehr, wir sind viele.“

Gegen 14 Uhr hieß es „Bühne frei“ mit flottem Rock und Pop, den Sebastian Herzig, Mikk Schuncke, Ralf Wayand und Jürgen Truncik präsentierten: darunter John Lennons berühmtes und sehr passendes „Imagine“. Pauline Wayand (Junge Generation gegen Rechts) gab ein Statement ab: Die 18-Jährige hob die Wichtigkeit des Schutzes der Menschenwürde hervor. Das Fundament der Demokratie werde von rechts bedroht. Sie verwies auf Beispiele aus der aktuellen US-Politik. Trauer über die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Monate und Jahre dürfe nicht dazu führen, in „blinden Populismus“ zu verfallen: „Nie wieder: Das ist jetzt.“

Ballade „Freiheit“ passte

Es folgten Jazz-Improvisationen mit Christian Kurtzahn. Passend: die Rockballade „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen. Sylvie Doll und Doris Müller von der bekannten Idar-Obersteiner Theatergruppe Frauenmantel trugen einen nachdenklich stimmenden Dialog vor: „Ich kann die Welt nicht ändern. Aber ich lasse nicht zu, dass sie mich ändert.“ Und: „Denn wenn wir zusammenstehen, dann sind wir stärker als Hass. Stärker als Angst. Wir wollen ein Miteinander. Für Menschlichkeit. Für uns alle.“

Roswitha Klee-Emmerich (links), Doris Müller und Sylvie Doll (rechts, beide Ensemble Frauenmantel) positionierten sich klar.
Vera Müller

Das Frauenmantel-Team betont: „Wir stehen für Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung. Unser Theater ist ein Raum für Kreativität und Respekt, in dem kein Platz für Hass und Ausgrenzung ist. Wir setzen uns für ein Miteinander ein, das alle Menschen unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder Überzeugung wertschätzt. Für Demokratie, für Menschlichkeit.“

Puppentheater mit Gaby Salamantra sowie dem Omas gegen Rechts-Thema angepasster Lieder vom Frauenchor Cantabile in Kooperation mit der Musikalischen Werkstatt gehörten ebenfalls zum Programm.

Auf dem Schleiferplatz in Idar wurde Flagge gezeigt.
Vera Müller

Monja Roepke vom Demokratischen Netzwerk Hunsrück-Hochwald betonte in ihrer Rede: „Stellt Euch vor, Ihr wacht eines Morgens auf und Eure Nachbarn, Kollegen, die Verkäuferin im Supermarkt um die Ecke – sie alle sind verschwunden. Einfach weg. Remigration nennen es einige, aber lasst uns ehrlich sein: Es ist nichts anderes als die Vertreibung von Menschen, die unser Land, seit Generationen mitgestalten und bereichern.“

Die Idar-Obersteinerin Anke Becker vertrat die DGB-Seite.
Vera Müller

Sie stellte klar: „Wir stehen heute hier, weil wir nicht länger schweigen können. Weil wir nicht zusehen werden, wie Menschen, die tagtäglich unser Land am Laufen halten, an den Rand gedrängt werden. Migranten, Geflüchtete, Menschen mit Behinderungen, Arbeitnehmer in prekären Beschäftigungsverhältnissen und queere Menschen – sie alle tragen zum Wohlstand unserer Gesellschaft bei, oft unter schwierigsten Bedingungen.“

„Die Omas gegen Rechts zeigen uns allen, dass Zivilcourage keine Frage des Alters ist. Sie sind lebendiger Beweis dafür, dass die Verteidigung unserer demokratischen Werte eine generationenübergreifende Aufgabe ist.“
Monja Roepke (Demokratisches Netzwerk Hunsrück-Hochwald)

Sie bezog Position: „Wir stehen für eine offene, vielfältige und gerechte Gesellschaft. Eine Gesellschaft, in der jeder Mensch, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder sozialer Stellung, die gleichen Chancen und Rechte hat.“ Roepke forderte auf: „Lasst uns gemeinsam ein Zeichen setzen – für Solidarität, für Gerechtigkeit, für ein Deutschland, das niemanden zurücklässt und ein Deutschland, das sich mit einem starken Grundgesetz und verbrieften Menschenrechten für alle Menschen ohne Unterschiede einsetzt. Lasst uns gemeinsam aufstehen – für ein Land, in dem Vielfalt als Stärke gilt.“

Auch der Chor Cantabile trat gemeinsam mit der Musikalischen Werkstatt auf.
Vera Müller

Roepke dankte den Omas gegen Rechts für die Organisation dieser Veranstaltung: „In Zeiten, in denen wir den Einbau einer Flügeltür in die sogenannte Brandmauer im Bundestag erleben mussten, sind solche Zusammenkünfte von unschätzbarem Wert. Wir leben in einer Zeit, in der die Grundfesten unserer Demokratie erschüttert werden. Nicht durch äußere Feinde, sondern durch Kräfte in unserer Mitte, die glauben, mit Ausgrenzung und Hass eine bessere Zukunft schaffen zu können.“

Acoustic Rock mit Finn und Hannah sowie eine Stellungnahme von Noel Nees (Junge Generation gegen Rechts) gehörten zum Finale des Aktionstages. Nees, erst 15 Jahre alt und bereits in der SPD aktiv, sagte: „Es berührt mich, hier zu stehen. Viele von euch haben mehr erlebt, als ich es mir je vorstellen kann. Ihr habt schwierige Zeiten durchlebt, Kämpfe geführt und Werte verteidigt, die für meine Generation oft selbstverständlich wirken. Aber ich habe das Gefühl, dass diese Werte heute wieder bedroht werden – dass Freiheit, Respekt und Zusammenhalt nicht mehr von allen geschützt werden.“

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