Dazu gehört eine tägliche Nationalparklinie, die von Türkismühle über die Haltestellen Bostalsee, Birkenfeld, Erbeskopf, Wildenburger Kopf und Idarkopf bis nach Rhaunen führt. Alle Orte im Kreis sollen im Rhythmus von zwei Stunden angefahren werden – und zwar an sieben Tagen die Woche einschließlich der Ferien. Zudem soll es Linien nach Morbach, Wittlich und sogar Trier geben. Es wurden drei Linienbündel eingerichtet: neben den bereits im Februar 2019 beschlossenen Nord und Süd jetzt neu auch das für Idar-Oberstein.
Die große Mehrheit im Kreistag kann die Übernahme des städtischen ÖPNV voll und ganz nachvollziehen. Es gebe gute Gründe dafür, betonte Bernhard Zwetsch (FDP), der die Entscheidung alternativlos nannte. Dadurch bekomme man einen öffentlichen Nahverkehr „aus einem Guss“, freute sich Rainer Böß (Linke), der ab August 2022 sogar auf einen Halbstundentakt in Idar-Oberstein hofft. Hans-Joachim Billert sprach von einem zukunftsweisenden Konzept und plädierte für eine Überprüfung in regelmäßigen Abständen, um bei Bedarf gezielt nachzubessern.
SPD-Sprecher Hans-Jürgen Noss zeigte wegen der schlechten Haushaltslage der Stadt volles Verständnis dafür, dass sie die seit Dezember 1999 bestehende Vereinbarung mit dem Kreis gekündigt hat und den ÖPNV in die Hände des Kreises gibt. Denn die Zeiten, in denen er kostendeckend zu betreiben war, scheinen vorbei.
Noss erinnerte daran, dass Idar-Oberstein ja über die Kreisumlage weiter an dessen Finanzierung beteiligt sei. Die LUB aber kann sich mit diesem Wechsel ganz und gar nicht anfreunden, wie ihr Sprecher Wolfgang Augenstein deutlich machte. Die Stadt habe den Kreis vor vollendete Tatsachen gestellt. So sollte man nicht miteinander umgehen, kritisierte er mit Verweis auf andere Städte wie Bad Kreuznach, Bingen und Ingelheim, die den Busverkehr weiter in eigener Regie betreiben wollten. Diesen Beispielen sollte Idar-Oberstein nach Meinung der LUB folgen.
Bernhard Alscher von der Freien Liste Kreis Birkenfeld (FLKB) fühlt sich „zeitlich überrannt“. Er bemängelte, „dass wir uns bei der Ausgestaltung des ÖPNV in Idar-Oberstein nicht einbringen konnten“. Frank Frühauf (CDU), Oberbürgermeister „der größten urbanen Agglomeration im Kreis“, wie Landrat Matthias Schneider die Stadt nannte, gab zurück, dass man bereits vor mehr als zwei Jahren die ersten Gespräche in dieser Sache geführt habe. „Auch die Bürger von Idar-Oberstein sind Bürger des Kreises“, merkte er an. In einem größeren Verbund ließen sich bei der Vergabe des zukünftigen ÖPNV-Pakets sicherlich auch bessere Konditionen erzielen, unterstrich Frühauf. Weil die Verkehrsbetriebe Idar-Oberstein (VIO) Ende des Jahres den ÖPNV aufgibt, muss die Stadt ihn für die Übergangszeit vom 1. Januar 2021 bis zum 31. Juli 2022 aber noch neu vergeben.