Für Schwerlaster gesperrt
Das muss geklärt sein, damit die Genehmigung erteilt werden kann, bestätigt Schlöder auf Anfrage unserer Zeitung. Bisher lägen dazu noch keine Unterlagen vor. EnBW, das den Windpark mit der Gesellschaft für Alternative Ingenieurtechnische Anwendungen (Gaia) mbH entwickelt, würde dafür nach eigener Aussage am liebsten die Kreisstraße 125 nutzen, die mitten durch den Vierherrenwald führt. Es wäre die kürzeste und damit auch die für den Betreiber kostengünstigste Variante. Das Problem: Die K 125 ist für Schwertransporte gesperrt. Man sei da aber noch in Gesprächen mit den zuständigen Behörden, teilt EnBW mit.
Zugleich aber würden andere Optionen geprüft. Eine davon ist offenbar der Ausbau eines von der Landesstraße 159 zwischen Bruchweiler und Hinzerath abzweigenden Forstwirtschaftswegs durch den Wald in Richtung Schauren. Susanne Müller, Bürgermeisterin der Gemeinde, bestätigt, dass die Projektierer „an uns herangetreten sind“. Bisher sei allerdings weder über Zahlen noch über die genaue Streckenführung gesprochen worden. Man warte jetzt auf ein konkretes Angebot, ehe dann im Gemeinderat darüber beraten werde. Dabei gehe es auch um die Frage, „ob wir das grundsätzlich wollen oder nicht“.
Der notwendige Eingriff wäre erheblich: Für den Transport müsste der Weg durch den Wald massiv verbreitert und natürlich asphaltiert werden. Denn für den Transport sollen laut dem Energiekonzern EnBW Schwerlaster mit einer maximalen Achslast von 12,5 Tonnen und einem maximalen Fahrzeuggewicht von 140 Tonnen eingesetzt werden. Zum Vergleich: Die K 125 ist zurzeit nur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen zugelassen.
Die Tür für den Windpark geöffnet hatte die Ortsgemeinde Hellertshausen, deren Vertreter trotz der Widerstände im Dorf im Dezember 2017 den Pachtvertrag unterzeichnet hatten. Drei der fünf Windräder stehen allerdings auf dem Gelände des belgischen Holzunternehmers Fruytier, der damit den Löwenanteil der Pachteinnahmen einstreichen würde. Zu denen, die gegen den geplanten Windpark im Vierherrenwald sind, gehören auch Hans-Joachim Billert, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im VG-Rat Herrstein-Rhaunen, und Altlandrat Wolfgang Hey. „Der Standort für die geplanten Windkraftanlagen liegt in einem hochsensiblen, mehrfach geschützten Gebiet“, betont der Sozialdemokrat. „Er liegt in einem Naturpark, in direkter Nähe des Nationalparks, in einem FFH-Gebiet, in Wasserschutzgebieten und in einem archäologisch bedeutsamen Areal. Hinzu kommt die große Bedeutung des Idarwaldes für die Erholung der Menschen und den Tourismus. Es ist nicht akzeptabel, Windanlagen in der geplanten gigantischen Dimension in einem so wertvollen und einzigartigen Naturraum zu errichten“, unterstreicht Hey.
Kaum Abstand zum Nationalpark
Hans-Joachim Billert hat sich im Rahmen der Bürgerbeteiligung gemeinsam mit seiner Frau ebenfalls gegen das Vorhaben ausgesprochen. Beide sind nicht grundsätzlich gegen Windräder und befürworten auch die Energiewende, „aber mit Sinn und Verstand“. Den vorgesehenen Standort sehen sie „äußerst kritisch“ – vor allem wegen der Nähe zum angrenzenden Nationalpark. Ein Windpark direkt neben einem solchen Premiumschutzgebiet: Das vertrage sich einfach nicht. Zudem verlaufe über der geschlossenen Waldfläche eine Zugvogelstrecke, lautet ein weiteres Gegenargument.
Diese und andere Bedenken werden sicherlich auch beim Erörterungstermin am Donnerstag, 17. Juni, ab 9 Uhr im Sitzungssaal der Kreisverwaltung in Birkenfeld zur Sprache kommen. Bis dahin sollen alle Einwendungen geprüft und bewertet werden. „Wir rechnen mit der Genehmigung in diesem Jahr“, gibt sich EnBW zuversichtlich. Danach ginge das Projekt in die Ausschreibung zur Bundesnetzagentur. Davon hängen dann nach Aussage des Konzerns alle weiteren Schritte auf dem Weg zum geplanten Windpark „Vierherrenwald Süd“ ab.