Das Nationalparkamt hat die entsprechenden Verträge mit den Zertifizierten Nationalparkführern (ZNF) zum 31. Dezember gekündigt. Wie und ob es weitergeht mit den geführten Touren ab den Nationalparktoren, ist unklar. Die Verwaltung des Schutzgebiets hofft, dass die ZNF die Touren in eigener Regie weiterführen. Die wiederum sagen: Ohne die finanzielle Rückendeckung des Nationalparks lohnt sich das nicht.
Bislang garantierte das Birkenfelder Amt für jede Tour 100 Euro. Die Zuzahlung bis zu dieser Höhe wurde – abzüglich der gezahlten Gebühr der Teilnehmer – fällig, wenn sich weniger als zehn Teilnehmer angemeldet hatten. Teilnehmer zahlen zehn Euro. Problem: Die zehn Teilnehmer wurden zuletzt kaum noch erreicht.
Das NLP-Amt hat die Zuschüsse an die ZNF als „Anschubfinanzierung“ gesehen, hoffte, dass sich die Touren nach drei Jahren eingespielt hätten, die Nachfrage anhält oder im besten Fall weiter steigt. Aber das Gegenteil ist der Fall: Die Anmeldezahlen gehen zurück. Warum ist unklar. „Es wird zu wenig geworben“, glaubt Jutta Görner-Dietz, Sprecherin des Wildenburg-Teams, das die Felsentour organisiert hat. „Die interessierten Einheimischen waren alle schon da, auswärtige Besucher sind sehr selten: Wenn ich in meinem Bekanntenkreis in Mainz frage, weiß kaum jemand, dass es hier einen Nationalpark gibt.“
Die exquisiten Wandermöglichkeiten auf den gut beschilderten Traumschleifen der Region und die Tatsache, dass die Menschen immer mehr sparen müssen, täten ein Übriges: „Der Aufwand lohnt sich für uns nicht für drei oder vier Interessierte.“ Hinzu käme, dass das Nationalparkamt ja seine Rangertouren umsonst anbiete, während die ZNF hinterher noch einen „Papierkrieg“ mit Meldebögen für jeden Teilnehmer hinter sich bringen müssen. Das sei für die Nationalparkführer, von denen die meisten noch einen normalen Beruf haben, zu aufwendig.
Das Jahr 2022 lief schlecht
Die einzelnen Führer bieten weiterhin Touren an und stehen auch für Gruppenführungen zur Verfügung. Aber auch da komme deutlich zu wenig aus dem Dunstkreis der NLP-Partnerschaftsbetriebe, also vor allem der Gastronomie, sagt Matthias König, Geschäftsführer der Erlebnis Nationalpark GmbH mit Sitz in Birkenfeld. Die ENP mit 26 Teilzeitkräften und zehn zertifizierten Nationalparkführern betreibt auch die Sommerrodelbahn am Erbeskopf und hatte sich ebenso wie das Wildenburgteam vor vier Jahren für die Wochenendtouren ab den Nationalparktoren beworben.
Auch die ENP wird die Kelten- und die Junior-Wildkatzentour, die speziell für Kinder und Jugendliche gedacht war und vor der Pandemie viel Zuspruch verzeichnete, nur noch bis Ende des Jahres anbieten: „Das rechnet sich einfach nicht“, sagt König. Schon die beiden Corona-Jahre hätten die ENP schwer getroffen, „dieses Jahr war aber auch nicht gut. Die Gäste kommen nicht in dem Maße, wie wir uns das alle erhofft hatten.“ Aus seiner Sicht verzettele sich die Region mit zu vielen touristischen Institutionen und Organisationen: „Da kommen wir als kleine GmbH oder gar als Einzelkämpfer gar nicht nach, mit denen allen ins Gespräch zu kommen“ – ganz zu schweigen davon, dass Touristen nicht mehr durchblickten, wer für was zuständig ist.
Das Nationalparkamt schätzt die Lage anders ein: Die Situation für die NLP-Führer sei „noch nie besser gewesen als jetzt“, sagt Anja Eckhardt, Leitungsassistentin von NLP-Chef Harald Egidi. Auf mehreren Plattformen und im NLP-Magazin „Wildkatz“ werde für die Touren geworben, die seit Neustem auch online buchbar seien, der Nationalparkbus sei eingerichtet worden, der ÖPNV fahre die Startorte der Touren an der Wildenburg und am Erbeskopf seit einigen Wochen im attraktiven Rhythmus an, bringe so Besucher aus Idar-Oberstein oder gar Trier.
Keine Änderung bei Rangertouren
Es sei nicht daran gedacht, dass künftig Ranger die drei Touren am Wochenende übernehmen. „Die Rangertouren werden im nächsten Jahr in unveränderter Form beibehalten“, antwortet Eckhardt auf NZ-Anfrage. „Weiterhin werden wir die Möglichkeit eröffnen, dass sich Einzelgäste den Kontrollgängen der Ranger am Wochenende anschließen können. Eine Anmeldung zu den Angeboten der Ranger ist, sofern keine neuen Corona-Bestimmungen kommen, nicht erforderlich.“
Eckhardt weiter: „Bei den ZNF- Touren an den Wochenenden waren die Teilnehmerzahlen leider sehr gering, was uns veranlasst hat, eine Möglichkeit zu suchen, ein attraktiveres Angebot zu bewerben. Gemeinsam mit den Tourist-Informationen, der Naheland-Touristik und den ZNF hat hierzu ein Treffen stattgefunden, in dem man übereingekommen ist, die Touren möglichst breit zu bewerben und in das Gesamtangebot der Region einzubinden.“
Hierzu werde den Nationalparkführern die Möglichkeit eingeräumt, ihre Touren im Gesamtangebot der Tourismusorganisationen zu bewerben und buchbar zu machen: „Die ZNF haben die Möglichkeit, Thementouren und saisonale Angebote wie Arnikablüte, Brunft- oder Radtouren zu entwickeln und diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch Kooperationen mit Partnerbetrieben sehen wir als ein sehr interessantes Angebot an, das eine Win-Win-Situation für ZNF und Betriebe darstellen kann.“ Hierzu sei es jedoch erforderlich, dass Führer und Betriebe gemeinsame Angebote entwickelten. Da gebe es bislang noch zu wenig Bewegung, so Anja Eckhardt.
Diplom-Biologe Jörg Dietrich, selbst ZNF und Mitglied im Wildenburg-Team, findet es schade, dass der Nationalpark die Unterstützung der Touren der Naturführer beendet hat und verweist auf den Bildungsauftrag, der im Staatsvertrag festgelegt ist. Dort heißt es unter anderem: „Das Nationalparkamt soll Bildungs- und Naturerlebnisangebote im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung durchführen, beauftragen oder die Durchführung sachkundigen Dritten gestatten.“