Schuld daran war der Fund von Wehrmachtsmunition aus dem Zweiten Weltkrieg, auf die die Firma Behnke Ende Februar bei den Ausschachtarbeiten für die Bodenplatte des Gebäudes gestoßen war (die NZ berichtete). Welche Massen an Munition auf dem Wiesengelände hinter dem Waldorfkindergarten in der Brückener Straße tief im Boden steckten, machte Bernhard Alscher aber erst am Mittwoch deutlich: „Es wurden dort insgesamt etwa zehn Tonnen an Kampfmitteln, darunter Panzerfäuste und Handgranaten gefunden“, berichtete der VG-Chef. Eine Gefahr für die Bevölkerung habe zwar zu keiner Zeit bestanden, aber man habe das Gelände gleichwohl tagsüber von Mitarbeitern des VG-Ordnungsamts und nachts von einem eigens engagierten Sicherheitsdienst bewachen lassen – auch um zu verhindern, dass illegale Waffensammler auf dem Areal aktiv werden.
Was sich erst nach den Munitionsfunden herausstellte: Offenbar hatte die Wehrmacht in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 am Rand von Birkenfeld eine Flakstellung eingerichtet. Als aber die US-Truppen anrückten, flohen die deutschen Soldaten und kippten ihre komplette Muniton vermutlich einfach in die Schützengräben. Es dauerte bis Mitte Mai, bis alle Restflächen auf dem Gelände des künftigen Feuerwehrgerätehauses sondiert und die letzten Kampfmittel geborgen sowie von zwei Spezialfirmen entsorgt waren.
Schätzungsweise 140.000 Euro haben diese unfreiwilligen, aber notwendigen Maßnahmen gekostet, informierte Alscher, fügte aber im NZ-Gespräch hinzu: „Wir hoffen aber, dass wir zumindest einen Teil dieses Betrags wieder zurückbekommen, weil die Entsorgung von Kampfmitteln Sache des Bundes ist.“
Trotz der außerplanmäßigen Unterbrechung geht der Rathauschef davon aus, dass der vorher veranschlagte Kostenrahmen von 3 Millionen Euro für die Errichtung der zentralen Feuerwache in etwa eingehalten werden kann. Vom Land gibt es für das wichtigste und teuerste Bauprojekt der VG, die für den Brandschutz zuständig ist, einen 40-Prozent-Zuschuss.
Alscher erinnerte in diesem Zusammenhang auch daran, dass es schon eine „schwierige Geburt“ war, bis es überhaupt zur Verwirklichung dieses Vorhabens kam. Fast 20 Jahre lang habe man diskutiert, wo und auf welche Art und Weise die Feuerwehr in der Kreisstadt ein moderneres Domizil erhalten sollte. So stand zum Beispiel auch eine Erweiterung des bisherigen Gerätehauses, das sich seit den 1950er-Jahren ganz in der Nähe und ebenfalls in der Brückener Straße gegenüber dem Edeka-Markt befindet, zur Debatte. „Ich bin aber froh, dass wir diese Büchse der Pandora nicht geöffnet haben. Denn die Erfahrung zeigt, dass es oft viel teurer als geplant wird, wenn man mit dem Umbau eines alten Gebäudes anfängt“, betonte Alscher.
Mit einem solch bösen Erwachen rechnet die VG bei der Errichtung des von Architekt Guido Rech (Wiesbaden) geplanten Neubaus nicht. In dem eingeschossigen Bau werden auf einer Gesamtfläche von rund 2500 Quadratmetern elf Stellplätze für Fahrzeuge, eine Waschanlage, Umkleide-, Funktions- und Besprechungsräume, Werkstätten sowie selbstverständlich auch sanitäre Anlagen ihren Platz finden. Bis Oktober soll der Rohbau fertig sein, sodass über den Winter bereits ein Dach auf dem Gerätehaus drauf ist. Erklärtes Ziel ist es laut Rech, dass die Feuerwehrleute dann im Sommer 2018 in ihr neues Domizil einziehen können.
Darauf freut sich unter anderem der Wehrleiter der VG. „Wir haben lange für dieses neue Gerätehaus gekämpft“, sagte Lars Benzel. Zwar müsse die VG für dieses Bauvorhaben viel Geld stemmen, „das ist aber gut angelegt“, betonte Benzel. Denn er verwies darauf, dass gerade die jüngeren Vergangenheit gezeigt habe, dass die Einsatzzahlen der Feuerwehren stetig steigen und die Kameraden viel gefordert seien.
Das gilt insbesondere für die Birkenfelder Stützpunktwehr, in der aktuell 53 Männer und Frauen im Dienst für ihre Mitmenschen ehrenamtlich aktiv sind. Im Gespräch mit unserer Zeitung stellte auch Wehrführer Jochen Block klar, dass seine Truppe froh ist, wenn sie bald ihre Arbeit in einem Gerätehaus verrichten kann, das modernen Standards entspricht. Daran mangelt es in ihrem derzeitigen Domizil nämlich eindeutig, was auch durch einen Prüfbericht der Unfallkasse Rheinland-Pfalz klar belegt ist.
Block fasst die Verhältnisse im Altbau so zusammen: „Es fängt beim abgebrochenen Türgriff und blinden Fenstern an, geht mit den Kleidern, die ständig in den Abgasen hängen, weiter und reicht bis zu eindeutigen Problemen für die Einsatzfähigkeit, weil die Stellplätze für die Fahrzeuge eigentliche nicht mehr der Norm entsprechen und auch die Ausfahrten zu eng sind.“