Es handelt sich um einen neueren Kleinwagen desselben Typs (Renault Zoe). „Allerdings hat er eine deutlich höhere Akkukapazität, die Fahrten von rund 300 Kilometern am Stück erlaubt“, sagt VG-Klimamanager Viktor Klein. Gekostet hat das neue Elektrobürgerauto inklusive Winterreifen und einer verlängerten Garantiezeit knapp 24.000 Euro. Bei der Finanzierung mitgeholfen haben die Kreissparkasse Birkenfeld sowie die Stiftung „Sonne für Birkenfeld“.
15 ehrenamtliche Fahrer im Einsatz
„Gern hätten wir die 100.000 Kilometer mit dem ursprünglichen Auto noch vollgemacht. Doch im Winter hatten wir mit der Reichweite Probleme. Deshalb mussten wir die Anzahl der Fahrten pro Tag auf vier einschränken. Der neue Wagen schafft in der kalten Jahreszeit mehr Kilometer als der alte im Sommer, und so können wir mit unserer Planung flexibel bleiben. Das erleichtert uns die Arbeit sehr“, betont Helmut Neißer, Sprecher der Ehrenamtlichen des Projekts. Insgesamt sind es derzeit 15 Männer und Frauen, die sich freiwillig als Fahrer zur Verfügung stellen, um anderen Bürgern der VG mehr Mobilität zu ermöglichen.
Überwiegend handele es sich bei der Kundschaft, die sich für eine Fahrt mit dem Bürgerauto anmeldet, um ältere Menschen – zumeist um Frauen, berichtet Klein. Wichtigster Zweck sind Arztbesuche oder andere Termine für medizinische Behandlungen. Häufig gebucht wird eine Fahrt auch, um Einkäufe erledigen zu können. Bei fast der Hälfte der Fahrten ist die Stadt Birkenfeld Abfahrts- oder Zielort. Das bedeutet mit weitem Abstand Rang eins, was angesichts der dort angesiedelten Geschäfte und Praxen aber auch wenig verwunderlich ist. Platz zwei und drei belegen laut Viktor Klein bei der Statistik der Abholorte Hoppstädten-Weiersbach und – etwas erstaunlich – Oberhambach. Blick ans hintere Ende der Tabelle: Aus den drei Dörfern Elchweiler, Ellenberg und Meckenbach gab es 2017 niemanden, der eine Fahrt angemeldet hat.
Für die VG Birkenfeld falle die bisherige Bilanz des Projekts Bürgerauto positiv aus, betonen die Verantwortlichen. Die Förderung durch das Modellvorhaben „LandZukunft“ hatte einen Großteil der Investitionskosten für das erste Bürgerauto abgedeckt. Ein kleinerer Teil wurde durch Spenden der OIE und der Kreissparkasse sowie durch die VG selbst übernommen. Dass man das Experiment gewagt habe, den Bürgerautobetrieb mit einem Elektrofahrzeug zu bewerkstelligen, bezeichnet die VG insgesamt als gelungen. Das Auto habe sich durch geringe Wartungskosten von circa 500 Euro in der vierjährigen Laufzeit ausgezeichnet. „Die Kosten für den Strom fielen dabei um circa 50 Prozent geringer aus als die Treibstoffkosten für einen vergleichbaren Benziner. Hierdurch wurde auch die Batteriemiete mehr als ausgeglichen“, rechnet Klein vor.
Verbrauch nur halb so teuer
Negativ auffällig seien lediglich der hohe Reifenverschleiß, die mäßige Heizung sowie gelegentliche Ladeschwierigkeiten gewesen. „Ganz zum Schluss trat dann doch noch ein größerer Schaden auf, und der Motor des Fahrzeugs musste ausgetauscht werden, was allerdings anstandslos über die Garantie abgewickelt wurde“, sagt Klein. Auch wenn dies das bis dahin ausschließlich positive Bild trübt, bleibt die VG weiterhin diesem Fahrzeugtyp treu, denn er ermögliche als bisher einziger eine schnelle Ladung an einer relativ günstigen Wechselstrom-Wallbox, was entscheidend dazu beigetragen hat, die hohen Fahrleistungen im Projekt zu ermöglichen.
„Ich denke, wir haben hier in der VG einen einzigartigen Fahrdienst geschaffen, der die Lebensqualität von Senioren in der Region deutlich verbessert“, erklärt VG-Bürgermeister Bernhard Alscher. „Nachdem ich von den Reichweitenproblemen im Winter gehört habe und das Auto auch angefangen hat, erste Ausfallerscheinungen zu zeigen, habe ich mich dafür eingesetzt, dass das Projekt noch in diesem Jahr ein neues Fahrzeug erhält, sodass der Betrieb unterbrechungsfrei weiterlaufen kann“, sagt Alscher.
Übrigens: Auch für das alte Fahrzeug geht nach der Reparatur der Einsatz weiter. Denn es wird zukünftig als Dienstfahrzeug der VG-Mitarbeiter eingesetzt, wo es wesentlich geringere Fahrleistungen zu erbringen hat. red/ax