Eine Fotowanderung auf der Traumschleife Gräfin Loretta bietet der zertifizierte Wanderführer und Naturfotograf Christian Dübbers aus Deimberg am kommenden Samstag, 12. April, an. Dübbers will insbesondere Anfängern im Fotografieren auf dieser Halbtagestour helfen, ihre Kamera besser kennenzulernen und dabei interessante Motive ablichten zu können. Der Wanderführer erzählt im NZ-Gespräch, wie er zum Wandern kam.

Herr Dübbers, wie kommen Sie zum Wandern?
Ich bin schon immer mehr draußen als drinnen unterwegs gewesen. Nach den Hausaufgaben hat mich nichts mehr im Haus gehalten. Als Förstersohn war die Verbindung zur Natur natürlich fast in die Wiege gelegt und bei den Fahrten ins Revier mit meinem Vater faszinierten mich als Kind schon damals die wilden Tiere und Pflanzen der Umgebung. Während meiner Schulzeit lebten wir in der Lüneburger Heide. Die Ferien verbrachte ich oft bei meinen Großeltern in Reichenbach. Ich erinnere mich gerne an die vielen Wanderungen mit meinen Großeltern und die abenteuerlichen Erzählungen meines Opas zur Natur und zur Geschichte rund um den Ort, zur Nahe und zu den Felsen. Mittlerweile wohne ich im Glantal, aber es zieht mich auch immer wieder an die Nahe.
Als meine eigenen Kinder auf die Welt kamen, nahm ich sie auch mit in die Natur. Da die Kinder Spaß an der Bewegung in der Natur gefunden hatten, schloss sich auch meine Frau Nancy unseren Touren an und wir begannen, die Traumschleifen in unserer Umgebung zu erkunden.
Als Jugendlicher hatte ich schon mit dem Fotografieren experimentiert. Auf den Wanderungen begegneten uns so viele schöne Motive, dass ich damit wieder begonnen habe. Das entwickelt sich seit einigen Jahren immer weiter. Mein neuestes Projekt ist ein YouTube-Kanal, zum Thema Wandern und Natur/Tierfilme unter dem Namen Westrich Wilderness.

Wie kamen Sie genau dazu, eine Ausbildung als Wanderführer zu absolvieren?
Das ist eine lustige Geschichte. Ich lag auf einem schmalen Pfad am Rotenfels und fotografierte eine Kuhschelle. Da ich mitten im Weg lag und die nachfolgenden Wanderer stolperten beinahe über mich. Sie fragten mich natürlich, was ich da mache und ich erklärte, was das für eine seltene Pflanze ist und warum dieses Steppenrelikt gerade hier wächst. Sie hörten interessiert zu und stellten weitere Fragen. Am Ende sagten sie, sie hätten die Pflanze ohne meine Blockade gar nicht beachtet oder gewusst, was da blüht.
Das passierte dann öfters und ich merkte, dass viele Wanderer gar nicht so sehr auf ihre Umgebung achten und vor allem die kleinen Dinge übersehen, wenn sie nicht darauf hingewiesen werden. Aber gerade diese Vielfalt macht den Reiz und den Wert unserer Heimat aus. Wir haben das Glück, dass sich hier extrem viele unterschiedliche Lebensräume auf engem Raum erhalten haben. Das führt zu einer sehr vielfältigen Biodiversität, die man leider nicht mehr überall findet. Und wenn man dann beispielsweise einen schönen Schmetterling am Wegesrand entdeckt und feststellt, dass er auf der Roten Liste steht, dann wird es höchste Zeit, auf diese gefährdeten Lebewesen besser zu achten.
So entstand die Idee, den Besuchern unserer schönen Gegend mehr zu zeigen, als nur die Kilometer und Höhenmeter, die eine Tour so mit sich bringt. Ich habe dann letzten Herbst einen neuntägigen Intensivkurs zum zertifizierten Wanderführer des Deutschen Wanderverbands (DWV) beim Eifelverein in Mayen absolviert. Dort gab es viel theoretischen Unterricht, der mir noch einmal völlig neue Einblicke ins Wandern gebracht hat.

Was hat sie dazu bewegt, als erste Tour eine Fotowanderung anzubieten?
Wenn ich mit anderen Nichtfotografen unterwegs bin, ist das nicht immer ganz so einfach. Es lauern überall Motive... Man kommt nicht vorwärts. Und für die Begleiter wird das langweilig, auch wenn sie sich später über die Fotos freuen. Deshalb kam mir die Idee, Menschen zusammenzubringen, die Spaß am Fotografieren in der Natur haben. Sie haben mehr Verständnis für den nächsten Fotostopp.
Was macht die Traumschleife Gräfin Loretta aus, dass sie diese Tour für ihr Programm ausgesucht haben?
Wir werden am Samstag, 12. April, nicht die ganze Traumschleife ablaufen. Der Teil, den ich ausgesucht habe, bietet von allem etwas, sodass man einiges ausprobieren kann. Jeder hat so seinen eigenen Fokus beim Fotografieren, ob Makromotive wie Insekten und Blühpflanzen, Landschaft oder die großen Säugetiere. Wenn man sich darüber mit anderen Begeisterten austauschen kann, finde ich das sehr spannend. Und vielleicht kann ich ja mit dem einen oder anderen Tipp auch ein bisschen weiterhelfen. Ich werde ein paar unterschiedlich Objektive mitbringen, um zu zeigen, welche Möglichkeiten es so gibt.

Lassen sich die technischen Anforderungen des Fotografierens und das Naturerleben an eine Anfängergruppe vermitteln?
Das finde ich überhaupt nicht problematisch. Es geht um das Achten auf Details. Durch das Objektiv fixiert man sich auf sein Motiv. Man taucht in eine völlig andere Welt ein, die neben unserer menschlichen Welt existiert. Wenn man den Schmetterling durch den Sucher beobachten kann, sieht, wie er seinen Saugrüssel ausrollt, mit seinen Augen die Kamera wahrnimmt, dann merkt man, dass man da Lebewesen vor sich hat, die genauso existieren wie wir. Sie bekommen eine größere Daseinsberechtigung, als wenn man sie nur wegflattern sieht.
Als Wanderer mache ich mir danach viel mehr Gedanken, ob ich auf dem Weg bleibe oder die Wiese daneben niedertrampele. Viel intensiver ist das noch mit großen Säugetieren wie Mufflons, die ich eigentlich am liebsten fotografiere. Natürlich wird man diesen Tieren nicht mit einer größeren Gruppe begegnen, aber wenn man ihre Fährten erkennen kann, sieht man plötzlich, wer noch alles auf den Wanderwegen unterwegs ist, wenn es ruhiger ist.

Wollen Sie diese Kombination von Wandern und Fotografieren zum Schwerpunkt ihrer Touren machen oder schweben ihnen auch andere Themen vor?
Die Naturfotografie ist mein Ding. Aber es geht ja vor allem um die Natur. Um das zu zeigen, brauche ich nicht unbedingt die Kamera. Aber Bilder zum Erklären sind da schon ganz brauchbar. Das Land an Nahe und Glan ist so unterschiedlich, von den Eiszeitrelikten an den Felsen und Blockschutthalden, die seit der Zeit der Mammuts und Moschusochsen hier existieren, bis hin zu den neuen Mitbewohnern wie Nutrias oder Mufflons gibt es unzählige Themen, zu denen man etwas erzählen kann.
Aber auch andere Themen reizen mich. Wandern und Zelten, also Trekking, finde ich sehr spannend. Neue Gegenden kennenlernen, ganz nach dem Motto „All you need fits a rucksack!“ Da stehen bei mir im Sommer ein paar Touren zu Gämsen und Steinböcken an.
Zusammen mit der Verbandsgemeinde Baumholder plane ich gerade eine zweitägige Trekkingtour auf dem Nahesteig mit Übernachtung im Zelt für den Sommer. Wir leben in einer total schönen Gegend. Ich hoffe, dass wir sanften Naturtourismus bei uns noch mehr fördern können, und dazu möchte ich meinen Beitrag leisten.
Die Fragen stellte
Informationen zur Tour gibt es bei der Touristinformation Baumholder unter Tel. 06783/8116 oder per E-Mail an tourismus@vgv-baumholder.de. Die Teilnahme kostet 39 Euro pro Person.