Insider sprechen sogar von einer Zangengeburt. Dabei wähnte sich die Führungsriege des Wasserzweckverbandes im Kreis Birkenfeld vor etwa einem Jahr schon am Ziel. Doch jener inzwischen legendäre Abend in der Messehalle Idar-Oberstein, bei dem die Partnerschaft mit den Stadtwerken Trier (SWT) eingetütet werden sollte, wurde zum Fiasko. Viele Mandatsträger fühlten sich unzureichend informiert, einige waren grundsätzlich dagegen. Es kostete viel Überzeugungsarbeit, viel Energie und viel Zeit, um die Widerstände zu überwinden und den Weg zur Gründung der Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) mit dem Namen Kommunale Netze Hunsrück (KNH) freizumachen. Zu der aus diesem Anlass anberaumten Feier kam jetzt neben Staatssekretär Erwin Manz auch Umweltministerin Katrin Eder an die Steinbachtalsperre – und brachte gleich vier Förderbescheide mit.
Die Grünen-Politikerin nannte das neue Konstrukt in Anspielung auf den mühsamen Prozess bis zum gewünschten Ziel süffisant „einen großen Schritt für die Völkerverständigung“. In Zeiten des Klimawandels werde gutes, sauberes Wasser immer wichtiger, betonte die Ministerin. Um die Versorgung auch bei Niedrigwasser zu gewährleisten, brauche man leistungsfähige Strukturen. Das Land setzt dabei auf interkommunale Zusammenarbeit und Vernetzung. Städte und ländliche Regionen könnten diese Herausforderung nicht jeder für sich allein, sondern nur gemeinsam bewältigen.
Technisches Sicherheitsmanagement soll eingeführt werden
Eder verwies in diesem Zusammenhang auf das ebenfalls von den Stadtwerken Trier gemanagte und nach ihren Worten sehr erfolgreiche Projekt Kommunale Netze Eifel. Die SWT bezeichnete sie als „sehr innovativen, tollen Player“. Die Ministerin dankte insbesondere deren Prokuristen Helfried Welsch und Bernd Stein, dem Werkleiter des Wasserzweckverbandes, für ihren „unermüdlichen und kräftezehrenden Einsatz für das zukunftsweisende Projekt Kommunale Netze Hunsrück“. Beide wurden zuvor in der nicht öffentlichen konstituierenden Sitzung als Vorsitzende der AÖR bestellt. Deren Verwaltungsrat gehören neben den zwölf Mitgliedern des bisherigen Werksausschusses die vier hauptamtlichen Bürgermeister und vier Vertreter der Stadtwerke Trier an. Vorsitzende dieses Gremiums sind Uwe Weber, Vorsteher des Wasserzweckverbandes, und Arndt Müller, Vorstand der Stadtwerke Trier. Alle Entscheidungen erfolgten einstimmig.
Bernd Stein nannte die vergangenen Monate mit insgesamt 28 von ihm absolvierten Abendveranstaltungen „eine sehr bewegende Zeit“. Die Gründung der Kommunale Netze Hunsrück, an der der Zweckverband 74,9 Prozent und die Stadtwerke 25,1 Prozent halten, „ist keine Übernahme“, betonte er. Es gehe vielmehr um die technische und kaufmännische Betriebsführung mit dem Ziel, die Effizienz und Qualität zu steigern. Dafür soll ein Technisches Sicherheitsmanagement eingeführt werden, kündigte Helfried Welsch an. Die Herausforderungen an die Qualitätssicherung beim Trinkwasser werden nach seinen Angaben durch immer mehr Schadstoffe immer größer. Zudem soll eine Machbarkeitsstudie Hunsrück in Auftrag gegeben werden, um die technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten eines erweiterten Verbundsystems für die Großregion zu untersuchen. Dazu steuert das Land 175.000 Euro bei.
Weiterentwicklung der AöR wird gefördert
Schon die nach ihren Worten „gewaltigen Investitionen“ für die Verbindungsleitung zur Primstalsperre und die Sanierung der Steinbachtalsperre seien mit der Bedingung verknüpft gewesen, die Wasserversorgung größer zu denken, hob die Ministerin hervor. Dazu passe auch der Erwerb der Rechte für jährlich eine Million Kubikmeter Wasser aus der geplanten Trinkwasseraufbereitungsanlage Eiweiler. Das Ministerium bezuschusst das mit 1,5 Millionen Euro.
Es fördert zudem die Weiterentwicklung der neuen AöR mit 140.000 Euro in den nächsten beiden Jahren. Einen weiteren Zuschuss in Höhe von 718.000 Euro stellt die Landesregierung für die Trinkwasserversorgung auf dem Gebiet der ehemaligen VG Rhaunen bereit, die dem Wasserzweckverband nach langem Zögern und mithilfe finanzieller Zugeständnisse beigetreten ist.
Verbandsvorsteher sieht seine Mission als erfüllt an
Katrin Eder erinnerte daran, dass das Ministerium in Sachen Wasserversorgung im Kreis Birkenfeld vor 15 Jahren schon einmal Motivationshilfe in Form finanzieller Hilfe geleistet hat. Damals ging es um die Gründung des Wasserzweckverbandes. Auch Uwe Weber konnte sich noch gut an den sanften Druck erinnern, den Mainz damals ausübte – und plauderte aus dem Nähkästchen. Sinngemäß habe es damals geheißen: „Wenn ihr eure Keltenstammmentalität nicht aufgebt...“
Seine Mission sieht der Verbandsvorsteher mit der Gründung der KNH erfüllt. „Die vergangenen zweieinhalb Jahre haben sich wie fünf angefühlt“, blickte Weber zurück, der sein Amt im Sommer turnusgemäß an Bernd Alsfasser, den Bürgermeister der VG Baumholder, übergeben wird.