Unter den 41 Objekten, die die Architektenkammer Rheinland-Pfalz ausgewählt hat, um sie im Rahmen des bundesweiten „Tags der Architektur“ an diesem Wochenende zu präsentieren, ist auch ein leuchtendes Beispiel aus dem Landkreis Birkenfeld: Elf Mietparteien bewohnen das von Erika und Horst Luther zwischen 2022 und 2024 errichtete Haus Trierer Straße 5 in Birkenfeld.
„Das Hunsrücker Langhaus interpretiert regionale Bautradition neu“, erläutert Architektin Katharina Mentler vom Büro PUR+ aus Kasel bei Trier: „Mit seiner Ausrichtung parallel zur Straße, der Geschosshöhe und der Dachform folgt der Neubau dem historischen Vorbild und fügt sich harmonisch ins Stadtbild ein.“
Als bauliches Kleinod galt das aus dem Jahr 1804 stammende Haus Denzer, wie die 1993 erschienene Denkmaltopographie für den Kreis Birkenfeld belegt: Den Experten zufolge war es „das größte, älteste und besterhaltene Quereinhaus in Birkenfeld“. Jedoch fiel es schon drei Jahre später einem Brand zum Opfer; die Ruine wurde 2000 abgerissen. Seitdem verwahrloste das Gelände zusehends. Zunächst noch ohne konkrete Nutzungsidee erwarben die Eheleute Erika und Horst Luther das Grundstück. Durch den Verkauf der in Hoppstädten angesiedelten Firmen Luther HL und Meton im Jahr 2019 an den Zeppelin-Konzern „waren die wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben, um dieses Vorhaben zu realisieren“, blickt Horst Luther zurück. Einfach den Ruhestand zu genießen, kam dem heute 77-Jährigen nicht in den Sinn.
So bahnte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der Planerin aus dem Ruwertal an, wobei die Bauherren nicht nur die Leitlinien festlegten, sondern sich auch um Details wie die in Polen entdeckten organisch geformten Sichtschutz- und Brüstungselemente kümmerten. Im Übrigen sollten die Aufträge und damit die Wertschöpfung in der Heimatregion bleiben.
Zumal die in der Trierer Straße aufgewachsene Erika Luther das Haus Denzer noch plastisch vor Augen hatte, kam der Gedanke auf, sich architektonisch am Vorgängerbau zu orientieren, wozu alte Foto beitrugen. Auf einem Betonsockel, der eine als Yogastudio genutzte Gewerbeeinheit beherbergt, ruhen die in Holzrahmenbauweise ausgeführten Obergeschosse mit den über einen Fahrstuhl barrierefrei erreichbaren Wohnungen. Das Dachwerk und die Außenwände sind analog zum Vorbild mit Schiefer verkleidet.
Die allen Bewohnern zur Verfügung stehende und als Treffpunkt dienende Dachterrasse, unter der sich die Stellplätze befinden, ist das Bindeglied zum zweiten Baukörper mit den beiden Maisonetten. Deren Zuschnitt ist ideal für Familien mit Kindern. Von Anfang an erfüllt hat sich der Wunsch, Menschen aus allen Generationen ein neues Zuhause zu bieten. Sechs Wohnungstypen zwischen 55 und 140 Quadratmetern bieten sich für die verschiedenen Lebensphasen an. „Wir konnten alle Wohnungen frühzeitig vergeben, ohne Reklame zu machen“, freut sich Horst Luther. „Für eine gab es zehn Interessenten“, ergänzt seine Frau – was bestätigt, wie groß der Bedarf in der Kreisstadt ist.
Erneuerbarer Energien und hervorragende Wärmedämmung ermöglichen, bei der Energieeffizienz den Standard „KfW 40“ deutlich zu untertreffen: Voraussichtlich verbraucht der Komplex nur ein Viertel der Primärenergie eines vergleichbaren Neubaus.
Eine besondere Herausforderung war es, ein solides Fundament zu schaffen: Da der Keller beim Abbruch einfach mit dem Bauschutt verfüllt wurde, war eine Gründung mit Betonbohrpfählen notwendig.
Sowohl am Samstag, 28. Juni, als auch am Sonntag, 29. Juni, können sich Architekturinteressierte zwischen 14 und 18 Uhr von der Bauentwicklung und der „gelungenen Verbindung von Tradition und zeitgemäßem Wohnen“ überzeugen, wie es Architektin Mentler formuliert.