Kongress am Umwelt-Campus
Natürlicher Klimaschutz lebt vom Mitmachen
Sie stellten Ideen für angewandten Klimaschutz im Kleinen, in den Kommunen, vor: (von links) Udo Götschel und Susanne Trockle von der Peter-und-Luise-Hager-Stiftung, Prof. Dr. Peter Heck, geschäftsführender Direktor des IfaS, Michael Müller, Projektleiter am IfaS und Michael Ipfling von der Globus-Stiftung
Thomas Brodbeck

Angesichts von Preissteigerung und Konflikten auf der ganzen Welt hat der Klimaschutz derzeit in Politik und Gesellschaft nicht mehr den Stellenwert, den er eigentlich haben müsste – waren sich die Teilnehmer an einem Kongress am Umwelt-Campus einig.

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Mit eindringlichen Worten eröffnet Prof. Klaus Helling, Dekan des Fachbereichs Umweltwirtschaft und Umweltrecht am Umwelt-Campus Birkenfeld, die Veranstaltung „Natürlicher Klimaschutz im Saarland und in Rheinland-Pfalz: „Wenn man die aktuellen Diskussionen verfolgt, dann bekommt man den Eindruck: Klimaschutz sei nicht mehr wichtig. Dabei ist er gerade heutzutage umso wichtiger. Wir alle sind gefordert, Klimaschutz zu praktizieren. Und daher ist unser Projekt, das den natürlichen Klimaschutz in den Fokus stellt, so essenziell“.

Diesen Gedanken nahm Prof. Peter Heck, ebenfalls am FB Umweltwirtschaft und Umweltrecht sowie Geschäftsführer des Veranstalters vom Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS), direkt auf: „Extremereignisse wie Dürren und Starkregen nehmen zu. Wir müssen zirkuläre Wertschöpfung mit dem Klimaschutz verknüpfen. Dabei erreichen wir mit unseren Informationen meist in der Regel immer die Gleichen. Wie also finden wir Kontakt zu mehr Menschen, die notwendig sind für einen flächendeckenden Klimaschutz?“.

Die Antwort auf diese Frage gab der Kongress: Auf dieser Veranstaltung konnte man sich vernetzen, neue Mitstreiter gewinnen – und Mut zu fassen für weiteres gemeinsames Handeln. Unter den mehr als 120 Teilnehmern und Teilnehmerinnen fanden sich gut 50 Vertreter von Gemeinden, und viele davon trafen sich hier zum ersten Mal.

Auch bei den Vorträgen gab es reichlich Beispiele, wie man mit aktiven Klimaschutzmaßnahmen Bürger zum Mitmachen bewegen konnte. Dies wurde von Nadine Stemmler, Bauamtsleiterin von Oberthal, der kleinsten Gemeinde im Saarland mit gerade einmal 6000 Einwohnern, anschaulich vorgetragen. Als Gewinner-Gemeinde im Wettbewerb „Natürlicher Klimaschutz im Saarland und in Rheinland-Pfalz“ profitierte sie von einem umfangreichen Coaching durch das IfaS sowie finanziellen Mitteln für die Projektumsetzung. Die Bürger erhielten Zuschüsse für Obstbäume, es gab und gibt Mitmach-Aktionen mit dem Revier-Förster, Infotage und Baumpaten-Projekte. Wobei Nadine Stemmler sicher für viele der Anwesenden sprach: „Klimaschutz lebt durch das Mitmachen und somit auch durch eine enge Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten. Wir wissen, dass Klimaschutz, Artenvielfalt und Bildung zentrale Zukunftsthemen sind. Wir sind stolz darauf, auch als kleine Gemeinde unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.“

Dank an unterstützende Stiftungen

Bürgermeister Michael Clivot aus der saarländischen Gemeinde Gersheim erläuterte, wie bei der Renaturierung eines alten Sportplatzes Naturschutz und Freizeitnutzung harmonieren können. Aber er sprach auch aus, „dass oft zwar der Wille vorhanden ist, doch es fehlen die finanziellen Möglichkeiten, um effektiven Klimaschutz zu betreiben“. So manches sinnvolle Projekt bleibt ohne Geld auf der Strecke. Besonderen Dank gilt daher der Globus- und der Peter-und-Luise Hager-Stiftung, die mit nicht unerheblichen Mitteln den Wettbewerb unterstützen.

Jenny Eckes und Dr. Jörn Schultheiß vom Institut für Landschaftsentwicklung der Hochschule Geisenheim zeigten in ihrem Vortrag „Von der Schwammstadt zur Schwammregion am Beispiel des Naturparks Soonwald-Nahe“ auf, wie wichtig der flächige Wasserrückhalt in der Landschaft ist. Denn die Versorgung mit dem immer knapper werdenden Gut Trinkwasser werde in der sich verschärfenden Klimakrise zunehmend schwieriger. Dabei spiele die Vernetzung von Forst- und Landwirtschaft eine wichtige Rolle: „Wir müssen alle Akteure zusammen bringen“, so Schultheiß.

Genau dazu war die Tagung sicher geeignet und damit ein voller Erfolg. Denn es trafen sich hier nicht nur alte Bekannte, sondern man sah auch viele neue Gesichter – die sich informierten, austauschten und vernetzten. Mit dieser Konferenz wurde offiziell die zweite Wettbewerbsphase eingeläutet: Auch künftig sind alle Interessierten aus Schulen, Vereinen, Unternehmen und Kommunen eingeladen, ihre Ideen für natürlichen Klimaschutz einzubringen und umzusetzen, unterstrichen die Organisatoren.

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