Kreis Birkenfeld- Bislang herrscht eher das Schweigen im Walde... Die vergangene Woche von Seiten des Mainzer Umweltministeriums verkündete Info, der Bereich Hochwald-Idarwald könnte zum ersten rheinland-pfälzischen Nationalpark werden, stößt auf erstaunlich wenig Resonanz.
„Aus meiner Sicht sind noch viele offene Fragen zu klären. Da gilt es, Details auszuloten. Die Kriterien, die Akzeptanz in der Bevölkerung, die Finanzierung... Da muss man ansetzen. Die Diskussion ist ja jetzt schon kontrovers“, kommentiert Landrat Dr. Matthias Schneider die Nationalpark-Idee. Er ergänzt: „Generell sind wir für das für das Thema offen.“ Aber: „Es wird nicht reichen, einfach ein Schild mit der Aufschrift 'Nationalpark' hinzustellen...“ Vermutlich Ende Oktober wird der frühere Schwollener Dr. Erwin Manz, Büroleiter im Mainzer Umweltministerium, bei einer informellen Kreistagssitzung über das Thema referieren.
Mit Blick auf das mögliche Projekt eher skeptisch gibt sich Gerd Womelsdorf, Leiter des Forstamtes Idarwald: „Es gibt da sicher geeignetere Wälder... Andreas Schäfer, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes, verweist auf eine aktuelle Veröffentlichung zu einer Info-Veranstaltung, die in Detmold zum Thema Nationalpark stattfand. In Nordrhein-Westfalen sind Teile des Teutoburger Waldes als zweiter Nationalpark vorgesehen, was auch auf kritische Stimmen stößt. Diese Kritik wird mit dem Beispiel Nationalpark Eifel ausgehebelt. Dort wurden keine negativen Auswirkungen auf Arbeitsplätze in der Holz- und Sägeindustrie festgestellt; in waldreichen Regionen lasse sich der Holzbedarf, so die Vertreter der Nationalparke, umlenken, heißt es in der September-Ausgabe der Zeitschrift der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW. In der Eifel sei der Planungsprozess durch intensive Öffentlichkeits- und Informationsarbeit begleitet worden. Zudem sei ein kommunaler Nationalpark-Ausschuss gebildet worden, in dem alle wichtigen Fragen (Wegeplan, Infrastruktur, Masterplan Tourismus etc.) abgestimmt worden seien. Die gesamte Infrastruktur sei im Einvernehmen mit den Kommunen geplant worden. In der Eifel seien positive Effekte für die Tourismuswirtschaft anhand der Zahlen nachweisbar. 27 Prozent der Gäste kommen wegen des Nationalparks. Nationalpark-Besucher bleiben länger als andere Gäste. Den Nationalpark Eifel besuchen jährlich 8,7 Millionen Gäste. Aufgrund dieser Besucherzahlen lassen sich, so Nationalparkleiter Henning Walter, 265 zusätzliche Arbeitsplätze in der Tourismuswirtschaft generieren.
Schäfer ist überzeugt: „Mit der Ausweisung als Nationalpark würde unsere Region in die naturschutzfachliche Bundesliga katapultiert. Das Potenzial, dort mitzuspielen, ist ohne Frage vorhanden. Viele bundesweit bedeutsame und stark gefährdete Arten haben bei uns ihren Lebensraum. Beispielhaft sind hier nur die Leitarten Schwarzstorch und Wildkatze genannt. Sie sind ein hochsensibler Zeiger für naturnahe, störungsarme und wenig zerschnittene waldreiche Landschaften, wie sie in Deutschland kaum noch zu finden sind.“ Auch die für den Hunsrück so charakteristischen Hangmoore, Bruchwälder und Rosselhalden müssten bezüglich ihrer naturschutzfachlichen Wertigkeit bundesweit keinen Vergleich scheuen.(vm)