Die Hoffnung starb zuletzt: Organisatoren sagen Birkenfelder Karnevalstreiben am 12. Februar ab
Narren in Birkenfeld sind geknickt – Nachtumzug abgesagt
Viele Besucher am Straßenrand, und die Musik spielt nach Einbruch der Dunkelheit dazu: So wird es nächstes Jahr in der Fastnachtszeit an der Ecke Achtstraße/Gollenberger Weg nicht aussehen. Denn der Birkenfelder Nachtumzug 2020 wurde jetzt definitiv abgesagt. Fotos: Reiner Drumm (Archiv)
Reiner Drumm

Birkenfeld. Diese aktuelle Entscheidung ist keine frohe Botschaft und alles andere als eine schöne Bescherung, obwohl sie kein Ereignis in der Weihnachtszeit, sondern erst eine in rund zwei Monaten geplante Veranstaltung betrifft: „Wir haben uns schweren Herzens für die Absage unseres zweiten ,Birkefella Faasenachtszuuchs' entschlossen“, sagt Jürgen Schug, Chef des sechsköpfigen Organisationsteams.

Nach der sehr erfolgreichen Premiere Anfang 2020, als in der Kreisstadt erstmals – anstelle des zuvor lange kriselnden Rosenmontagszugs – an einem Freitagabend ein närrischer Lindwurm durch die Straßen gezogen war, sollte die zweite Auflage am 12. Februar 2021 über die Bühne gehen. Im Unterschied zu anderen Karnevalshochburgen in der VG wie Buhlenberg oder Leisel, wo schon früher im Herbst der Ausfall aller Aktivitäten wie Prunksitzungen oder Umzüge in der nächsten Session angekündigt wurden, hatten sich in Birkenfeld Schug und seine Mitstreiter noch etwas länger ein Türchen offen halten wollen.

Ihrer Hoffnung, dass im kommenden Jahr Fastnacht im Freien doch noch möglich sein würde, hat die Corona-Pandemie aber wie so vielem anderem schlussendlich aber nun doch einen Strich durch die Rechnung gemacht, zumal sich die Situation in Deutschland zuletzt bekanntlich wieder deutlich zugespitzt und nun zu einem zweiten harten Lockdown geführt hat. „Es hat angesichts der aktuellen Entwicklung kein Weg daran vorbeigeführt, den Umzug abzusagen und sich auf ein nächstes Mal im Jahr 2022 zu freuen“, sagt Schug.

Gesundheit nicht gefährden

Vor allem drei Punkte haben bei diesem Beschluss die wichtigsten Rollen gespielt: Natürlich wollte das Organisationsteam nicht, dass durch eine Veranstaltung wie den Fastnachtsumzug die Gesundheit der Besucher in irgendeiner Art und Weise gefährdet wird. Aber selbst für den Fall, dass es bis Februar wieder Lockerungen bei den Corona-Regeln geben sollte, „wäre es mit einem viel zu hohen logistischen Aufwand verbunden gewesen, wenn wir doch versuchen würden, den Umzug stattfinden zu lassen und dafür eine Genehmigung zu bekommen“, sagt Schug. Denn beispielsweise am Nadelöhr und Publikumsmagnet untere Achtstraße sei die Einhaltung von Abstandsregeln praktisch unmöglich.

Ein entscheidender Aspekt in den Überlegungen, so Schug, war zudem, dass das Organisationsteam inzwischen Klarheit hat, dass die im Eigentum des Turnvereins Birkenfeld befindliche Jahntunhalle für größere Veranstaltungen geschlossen bleibt und somit auch nicht am 12. Februar fürs fröhliche Feiern im Anschluss an den Zug zur Verfügung steht. „Gerade diese Party war voriges Jahr nach dem Umzug ja eine klasse Sache und hat dazu beigetragen, dass die ganze Veranstaltung ein Bombenerfolg wurde“, betont Schug.

Unter dieser Voraussetzung trotzdem einen Umzug durchzuführen und ihn dann mehr oder weniger sang- und klanglos beispielsweise auf dem Talweiherplatz enden zu lassen, wo sich alles auflöst, sei für das Organisationsteam nicht infrage gekommen.

„Also lassen wir es besser sein und versuchen es 2022 noch mal, auch wenn wir jetzt wieder ganz von vorn anfangen müssen“, sagt Schug. Unter normalen Bedingungen, da ist er sich sicher, hätten sich nach der gelungenen Premiere doppelt so viele Gruppen – 2020 waren es 21 und geschätzt 4000 Zuschauer am Straßenrand – angelockt, ob das danach von vielen Vereinen bekundete Interesse an einer Teilnahme nach dem nun aktuell beschlossenen Ausfall für 2021 und der langen Wartezeit bis 2022 noch genauso groß sein wird, könne niemand sagen, so der Chef des Organisationsteams.

Für ihn ist 2020 ohnehin in vielerlei Hinsicht ein Jahr, das er in keiner guten Erinnerung behalten kann. Als Gastronom zählt der Inhaber des Restaurants Charly's Place in der Hauptstraße zu den Vertretern einer Branche, die unzweifelhaft am meisten unter den bisherigen Corona-Lockdowns gelitten hat beziehungsweise es immer noch tut.

Marktmeister ist traurig

Nebenberuflich ist Schug zudem bei der Stadt als sogenannter Marktmeister angestellt. Aber egal, ob Prämienmarkt, Stadtfest oder Weihnachtsmarkt: Alle größeren Veranstaltungen in Birkenfeld, bei denen Schug größtenteils federführend die Organisation und Programmgestaltung innehat, sind ausgefallen. „Das tut schon weh, weil es doch viele Menschen wie mich gibt, die die Geselligkeit lieben“, sagt Schug. Vor einigen Tagen sei er mit dem Auto über den Kirchplatz gefahren, „und mir ist eingefallen, dass wir dort jetzt normalerweise schön den Weihnachtsmarkt feiern würden. Bei diesem Gedanken hatte ich dann schon eine Träne im Auge verdrücken müssen“, verrät Schug freimütig. Ebenso deutlich weist er aber im NZ-Gespräch auch darauf hin, dass er seine Befindlichkeit in der Corona-Krise nicht in den Vordergrund stellen will, sondern es Menschen gibt, die es noch viel härter getroffen hat. „Mir tun vor allem die Aussteller und Besitzer von Fahrgeschäften Leid, die ihr Geld auf den Märkten verdienen. Manche von ihnen haben 2020 keinen einzigen Euro eingenommen. Das ist wirklich bitter“, sagt Schug.

Zurück zum Nachtumzug: Zu dessen Absage nimmt im NZ-Gespräch auch Bürgermeister Miroslaw Kowalski Stellung, wenngleich die Stadt bei dieser Veranstaltung anders als beim Prämienmarkt und beim Weihnachtsmarkt keine Veranstalterin ist. „Es ist zwar schade, dass nun auch der Karnevalsumzug in Birkenfeld ausfallen wird, aber Fastnacht wird überall ins Wasser fallen. Das ist einfach so. Man kann doch nicht riskieren, jetzt alles bis Mitte Januar herunterzufahren, um dann vier Wochen später wieder Fastnacht zu feiern. Ohnehin ist den meisten Menschen im Moment wohl kaum nach ausgelassenem Feiern zumute, sondern wir haben alle gemeinsam eine schwere Zeit zu überstehen, in der wir uns zurücknehmen müssen“, sagt Kowalski.

Er hoffe aber natürlich, dass sich die Pandemiesituation im Lauf des nächsten Jahres wieder entspannen wird und die Zeit bis zum Termin für das wichtigste Birkenfelder Volksfest reicht. Nach der Corona-Zwangspause in diesem Jahr soll Anfang September 2021 die 167. Auflage des Prämienmarkts in der Kreisstadt über die Bühne gehen. Fest beabsichtigt ist übrigens, dass diese fünftägige Veranstaltung wie gewohnt auf dem Talweiherplatz stattfinden wird.

Neues zum Talweiherplatz

Kürzlich, so Kowalski, gab es ein Gespräch mit dem Freiburger Fachbüro Faktorgruen, das für die Planung der umfassenden Neugestaltung des Talweiherplatze verantwortlich ist. Dabei wurde vereinbart, dass der Start der Arbeiten auf dem Platzteil, der auch für das Festzelt und Stände genutzt wird, nicht schon wie von Faktorgruen vorgesehen Mitte August erfolgt, sondern erst ab Mitte September, also nach Ende des Prämienmarkts 2021, die Bagger anrücken.

Von unserem Redakteur

Axel Munsteiner

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