Mehr als 40 Anwohner des Rothenwegs in Hoppstädten-Weiersbach sind der Einladung der Ortsverwaltung zu einer Auftakt- und Informationsveranstaltung im Gemeindezentrum gefolgt. Ortsbürgermeister Manuel Weber begrüßte diese und die geladenen Gäste, darunter VG-Bürgermeister Matthias König, Diplom-Betriebswirt Thomas Anton vom Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) am Umwelt-Campus Birkenfeld (UCB) und Christoph Zeis von der Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe GmbH (EDG), die über das Projekt Nahwärmenetz in der Ortsgemeinde informierten. Denn die Verwaltung plant, das Gemeindezentrum, das Jugendhaus mit Gemeindebüro, die Grundschule und ein Wohnhaus, das sich im Besitz der Ortsgemeinde befindet, mit Nahwärme zu versorgen.
Knapper Zeitplan für Nahwärmenetz
Ein bestehendes Nahwärmenetz, das vom Biomassekraftwerk in Neubrücke versorgt wird, ist bereits vorhanden. Die Leitungen dafür führen vom Industriegebiet entlang der Firma Rofu bis zum neuen Gewerbegebiet „Hinter Allerbach“. An diese Leitung möchte sich die Ortsgemeinde anschließen. Die Trassenführung geht dann durch den Rothenweg bis zu den öffentlichen Gebäuden der Ortsgemeinde. Die Verwaltung bietet den Anwohnern des Rothenweges an, sich ebenfalls an das geplante Netz anzuschließen.
Nach den Grußworten des Ortsbürgermeisters und des VG-Bürgermeisters stieg Thomas Anton vom IfaS in die Thematik ein. Nach einer kurzen Vorstellung des UCB und des IfaS erläuterte Anton den bisherigen Werdegang, angefangen mit der Erstellung der Quartierskonzepte, über die Förderanträge für die Bundesförderung Effiziente Wärmenetze (BEW) und das Kommunale Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (Kipki) des Landes Rheinland-Pfalz bis hin zur Ausschreibung und Auftragsvergabe an das IfaS für das Sanierungsmanagement, das aktuell in der Umsetzung ist.
„Sportlich“ nannte Thomas Anton in diesem Zusammenhang den ambitionierten Zeitplan, den man sich gesetzt habe. Denn im Jahr 2025 sollen die Ausschreibungen, die Fachplanungen und Genehmigungen erfolgen, sodass man 2026 mit Anlagenbau und Netzverlegung beginnen und das Ziel einer ersten Wärmelieferung am Kipki-Netz Ende des Jahres 2026 verwirklichen kann. Im Jahre 2027 sollen dann die Anschlüsse der Anwohner erfolgen. Parallel dazu soll ein BEW-Antrag zur Erweiterung auf den Nordweg, der parallel zum Rothenweg verläuft, gestellt werden. In vielen Grafiken und Tabellen erläuterte Anton zum Beispiel auch die Kosten pro Kilowatt Energie bei fossilen Brennstoffen, die er in einer vereinfachten Berechnung auf 22,5 Cent pro Kilowattstunde ermittelt hatte. Hinzu komme aber noch, dass in den nächsten Jahren die CO2-Abgabe stufenweise von jetzt 45 Euro pro Tonne auf 220 Euro angehoben werden würde. Eine weitere Grafik veranschaulichte zum Beispiel den Abfluss von 1,9 Millionen Euro pro Jahr für den Einkauf der fossilen Brennstoffe, hinzu kämen nochmals 1,9 Millionen für elektrische Energie, sodass jährlich mehr als 3,8 Millionen Euro aus der Gemeinde mit ihren 3500 Einwohnern und 830 Wohnhäusern abfließen würden. Das Kraftwerk sei erst zu 50 Prozent ausgelastet, „der Rest wird eigentlich in die Luft geblasen“, so Thomas Anton. Es stünden noch zwei Megawatt Wärmeleistung zur Verfügung, ohne das Kraftwerk technisch um- und aufzurüsten. Parallel dazu werde zusätzlich viel Energie durch die Bewohner mit den eigenen Heizungsanlagen verbraucht.
Was ein Anschluss für Anwohner schätzungsweise kostet
Christoph Zeis vom EDG gab weitere wichtige Informationen an die Anwohner weiter. Das Ziel sei es, möglichst viele Anschlusswillige zu gewinnen, denn je mehr Bürger sich anschließen würden, umso effizienter werde das Netz, und die Verluste würden gleichzeitig minimiert. „Wenn zu wenige mitmachen, stirbt das Projekt, und eine große Chance wäre vertan“, sagt Zeis. Deshalb hoffe er, eine hohe Anschlussdichte zu erreichen, dabei sprach er von mindestens 50 Prozent. Es konnte berichtet werden, dass am Tag der Anwohnerversammlung der Kipki-Förderbescheid in Höhe von 1,7 Millionen Euro zugestellt wurde, der eine 100-prozentige Förderung vorsieht. Dann stellten sich die beiden Vortragenden und der Ortsbürgermeister den zahlreichen Fragen der Zuhörer. Es wurde etwa nach der genauen Trassenführung gefragt oder wer nachher Rechnungssteller für die gelieferte Nahwärme sei. Nach den Kosten, die auf die Anwohner zukommen, wurde ebenfalls gefragt.
Die Verantwortlichen teilten mit, dass keine Kosten im Rahmen der wiederkehrenden Beiträge anfallen. Die individuellen Anschlusskosten könnten nur bei genauer Detailplanung berechnet werden. Christoph Zeis konnte jedoch eine ungefähre Angabe machen: So rechne er mit etwa 20.000 Euro plus Mehrwertsteuer, dabei gehe er von einer Länge des Anschlusses von etwa 10 Metern aus, gemessen von der Straßenmitte bis zur Hauswand. Entsprechend könne es dann auch teurer oder billiger werden. Zeis stellte allerdings Förderungen von 30 Prozent und zusätzlich von 20 Prozent Förderungsbeschleunigung der Kosten in Aussicht. Die Ortsgemeinde bietet individuelle Beratungstermine zusammen mit Mitarbeitern des IfaS und der EDG für die Anwohner an. Die Termine dafür sollen vorab im Gemeindebüro abgestimmt werden.