Fachrichtung Edelstein und Schmuck ist im Nahehaus eingezogen
Nach verheerendem Brand: Hochschule hat vorläufige Unterkunft im Idar-Obersteiner Nahehaus gefunden
Die in Idar-Oberstein angesiedelte Fachrichtung Edelstein und Schmuck der Hochschule Trier hat nach dem verheerenden Brand in der Vollmersbach vorübergehende Arbeitsräume im Nahehaus bezogen. Foto: Theo Smeets

Wieder einen Schritt weiter: Nach dem verheerenden Brand am 18. Juli in der Idar-Obersteiner Hochschule Fachrichtung Edelstein und Schmuck (die NZ berichtete) wurde nun eine temporäre Unterkunft in der Nahehaus-Einkaufspassage in Oberstein gefunden.

Lesezeit 3 Minuten

Nach der Umsetzung einer kleinen Brandschutzauflage in Absprache mit der Brandschutzbehörde der Vermieterin können die Studierenden ihr Studium nun fortsetzen – wenn auch ein wenig eingeschränkt, da es nicht möglich ist, alle Werkstätten in der Nahe-Passage aufzubauen, wie Theo Smeets, Professor für Schmuck- und Objektgestaltung, erläutert. Dennoch seien die Studierenden und sein Team sehr froh, bis Ostern 2023 Arbeitsräume, in denen Theorie-, Foto- und CAD-Lehrveranstaltungen, aber auch kleinere Workshops in Gestaltungsgrundlagen und Steinbearbeitung veranstaltet werden können, gefunden zu haben. Die Einkaufspassage steht seit etwa 20 Jahren leer.

Dieser Tage besuchte der Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Noss (SPD) die temporäre Bleibe, um sich über den Stand der Dinge zu informieren. Eingeladen hatte die Präsidentin der Hochschule Trier, Prof. Dr. Dorit Schumann. Sie war mit Kanzlerin Claudia Hornig aus Trier angereist. Der Landtagsabgeordnete hatte in den vergangenen Wochen ermöglicht, dass die nun anfallenden Kosten für die Miete noch in den diesjährigen Landeshaushalt eingestellt wurden.

Präsidentin Schumann dankte Noss für sein Engagement. Alle Gesprächsteilnehmer betonten die Relevanz des weltweit einmaligen Studiengangs für die Region und waren sich einig, dass der Idar-Obersteiner Hochschulstandort nach der Brandkatastrophe in geeigneten Räumen untergebracht werden müsse. Allerdings sei „der Weg zu einer langfristigen Unterkunft noch weit“, und es sei vor allem „viel Unterstützung aller regionalen Akteure nötig, um den Standort dauerhaft zu sichern“, waren sich Noss und Schumann einig.

Besuche in Werkstätten

Die Präsidentin zeigte sich erfreut, dass die Studierenden das Studium im Winter im Nahe-Haus weiterführen können – auch wenn die wichtigsten Werkstätten fehlten. Smeets legte dar, wie insbesondere einige mehrwöchige Workshops in der Bengel-Stiftung, ein umfangreiches Exkursionsangebot und einige Sonder-Workshops im Steinbereich dazu beitragen, dass keine Studierenden das Studium verlängern müssen. Die Bachelorstudierenden hatten zudem eine besondere Exkursionswoche. Dabei wurde eine Reihe Edelsteinwerkstätten – „vom Hightech bis kleines Künstleratelier“ (Smeets) – besucht.

Auch zeigten momentan die Partnerschaften mit Bengel und einigen der hiesigen Firmen Wirkung, „wo wir Studierenden, die gerade Ihre Thesis schreiben und auf Werkstätten angewiesen sind, Arbeitsmöglichkeiten anbieten können.“ Erste Ergebnisse solcher, teilweise in Firmen entstandenen Abschlussarbeiten liegen bereits vor.

Noss informierte sich auch über den Stand der Planung für die zukünftige Unterbringung. Kanzlerin Hornig sagte, die Verhandlungen über die temporäre Nutzung der ehemaligen Lederfabrik Zerfass in Idar seien so weit abgeschlossen, „es werden als Nächstes den Behörden die Planungsunterlagen zur Freigabe vorgelegt, damit die für den Brandschutz notwendigen Maßnahmen demnächst beginnen können“. Wenn das Gebäude dann so weit vorbereitet ist, ist vor dem Einzug noch viel Arbeit für den Aufbau der Werkstätten zu leisten.

Die Fachrichtungsleitung, Professorin Eva-Maria Kollischan und Professor Theo Smeets, zeigte sich zuversichtlich, dass der Unterricht im kommenden Sommersemester im Zerfass-Gebäude stattfinden kann: „Dazu ist der Aufbau unserer Werkstätten bis Ostern ein Muss – wenn alle Beteiligten gut zusammenarbeiten, ist das zwar sehr sportlich, aber machbar“, so Eva-Maria Kollischan.

Spenden sind willkommen

Die Studierenden freuen sich derweil, nach dem Brand eine, wenn auch kurzzeitige Heimat im Nahehaus gefunden zu haben. Noss schaute sich im Gespräch mit einigen Masterstudentinnen deren frisch eingereichten Abschlussarbeiten an und fragte nach den Erfahrungen und Erwartungen der Studierenden nach dem Brand: „Wichtig ist erst mal, dass wir unser Studium fortsetzen können und dass wir dafür im Sommer alle Werkstätten wieder benutzen können. Vor den abgebrannten Resten unserer Hochschule zu stehen, war sehr schockierend, und auch wir Studierenden haben viel Werkzeug, Material und teilweise auch unsere Arbeiten verloren. Aber wir sind sehr froh, dass die Hochschule so schnell reagiert und sich sofort um Ersatzunterbringung gekümmert hat“, sagte Constanza Salinas, frisch gekürte Masterabsolventin.

Dem fügte Prof. Kollischan hinzu, dass es erfreulicherweise bereits einige kleinere Werkzeug- und Materialspenden für die „Studis“ gebe. Mehr wäre schön: „Die Studierenden haben so viel verloren, ich kann mir vorstellen, dass einige Firmen noch einiges an selten oder ungenutztem Werkzeug bereitstellen könnten. Wir freuen uns über jeden Beitrag.“

  • Spendenmöglichkeiten und Unterstützung der Studierenden sind per E-Mail an e.kollischan@hochschule-trier.dezu erfragen. Auch mit einer Mitgliedschaft beim Freundeskreis der Idar-Obersteiner Hochschule können Interessierte die Studierenden und studentische Projekte unterstützen, Infos gibt es unter www.hochschule-trier.de/go/gdf

Top-News aus der Region