Umfrage: Schon vorher Diskussionen und Beschimpfungen wegen der Maskenpflicht - Polizei verstärkt Präsenz in Idar-Oberstein
Nach der Bluttat in Idar-Oberstein: Beim Tankstellenpersonal geht die Angst um
Nach der Bluttat sicherte die Polizei den Tatort in der Hauptstraße ab. Seither hat die Polizei ihre Präsenz in der Stadt verstärkt. Foto: dpa/Foto Hosser
picture alliance/dpa/Foto Hosser

Kreis Birkenfeld. Nach dem brutalen Mord an einem jungen Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein geht die Angst um, dass dieses Verbrechen Nachahmer finden könnte. Die Polizei hat ihre Präsenz im Stadtgebiet spürbar verstärkt. Nicht nur Tankstellenmitarbeitende, auch Supermarkt-Kassiererinnen, Verkäuferinnen im Einzelhandel, Zugschaffner, Taxifahrer oder medizinisches Personal mussten während der Corona-Krise des Öfteren mit uneinsichtigen Menschen diskutieren und erfuhren dabei nicht selten Beschimpfungen und auch Bedrohungen.

Von der Politik wird derzeit gefordert, für mehr Sicherheit für diese Berufsgruppen zu sorgen. Wir haben bei Tankstellen und Taxibetrieben im Kreis Birkenfeld nachgehört, wie dort die Erfahrungen aussehen und wie man das Personal zu schützen gedenkt.

Sabine Müller, Inhaberin der Tankstelle in der Heidensteilstraße in Idar-Oberstein, ist Verstöße gegen die Maskenpflicht gewohnt. „Es kam schon vor, dass Kunden den Mitarbeitern gegenüber ausfällig wurden. Das dulden wir nicht. Deswegen mussten wir auch schon Hausverbote erteilen“, erklärt sie. Die Verstöße seien aber zurückgegangen, die meisten Kunden halten die Vorschriften ein. „Es gibt jedoch immer wieder Leute, die selbst nach Aufforderung, den Mund-Nasen-Schutz anzulegen, dem nicht nachkommen oder negativ reagieren“, so Müller. Ihren Mitarbeitern hat sie geraten, auf Diskussionen nicht einzugehen, um sich selbst zu schützen. „Sicherheit geht immer vor“, sagt sie.

Ein ähnliches Bild bei der bft-Tankstelle in Sien: Auch hier kommen Verstöße vor, sind jedoch weniger geworden, erzählt Bernd Willrich, Ehemann der Inhaberin. Auch er ist das Pöbeln und Meckern gewohnt, das von einigen Kunden erfolgt, wenn man sie auf die Vorschriften hinweist. „Wenn es öfter vorkommt, sage ich, sie sollen an eine andere Tankstelle gehen. Es sind aber meist Leute, die nur einmal kommen, die man nicht kennt. Die Stammkundschaft hält sich an die Regeln“, sagt Willrich. Nach dem Vorfall am vergangenen Samstag hat er den Mitarbeitern ans Herz gelegt, Diskussionen zu vermeiden. „Es ist besser, die Leute nicht zu bedrängen oder sie zu bitten, die Tankstelle zu verlassen, wenn sie sich nach einer Aufforderung weiterhin weigern. Aber manchmal stecken wir in einer echten Zwickmühle mit dem Mund-Nasen-Schutz“. Einige Kunden versuchten, die Maskenpflicht zu umgehen, Motorradfahrer etwa, indem sie den Helm anbehalten und denken, das reicht. Willrich kennt das – für viele ist der Tankstellenbesuch eine schnelle Sache: Eintreten, schnell bezahlen und wieder raus. „Dass die Maske dabei trotzdem Pflicht ist, sehen manche leider nicht ein.“

Notwendig ist der Mundnasenschutz auch in Taxis, um sich und den Fahrer zu schützen. Aber auch hier diskutieren einige und versuchen, die Pflicht zu umgehen, erzählt Corina Becker, Inhaberin von Taxi Allmang in Idar-Oberstein: „Wir weisen die Leute dann darauf hin, die Maske zu tragen. Manchmal gibt es Diskussionen, aber die meisten ziehen sie doch an.“ Angepöbelt wurde noch keiner ihrer Fahrer. Becker findet es schwierig, jetzt die richtigen Anweisungen zu finden: „Es ist eine schwere Situation nach so einer schrecklichen Tat. Mir ist wichtig, dass meine Fahrer selbst entscheiden können. Natürlich sollen sie auf die Maskenpflicht hinweisen, aber der Konfrontation möglichst aus dem Weg gehen und im Notfall lieber wegfahren.“ Am wichtigsten sei es, dass die Fahrer sich sicher und wohlfühlen. Die derzeitigen Bedenken der Taxifahrer kann sie gut nachvollziehen: „Nach einem so schrecklichen Vorfall ist das absolut verständlich und berechtigt.“

Von unserer Mitarbeiterin Ronja Stephan

Top-News aus der Region