Nicht abwarten. Handeln. Jetzt. Für Lena Kieser – Edelsteinfasserin und Edelsteinfassermeisterin – ein Lebensmotto. Aufgewachsen ist sie in Dickesbach bei Idar-Oberstein: „Also genau dort, wo das Herz der Edelsteinwelt schlägt“, sagt die 37-Jährige, Inhaberin der Marke „Die Fasserin“. Sie möchte ihre Geschichte erzählen. Und die ist besonders. Weil sie anderen Menschen Mut macht und gleichzeitig die Schönheit und Bedeutung des regionalen Handwerks sichtbar macht, wie sie selbst erläutert. Trotz eines schweren gesundheitlichen Schlages ist Lena Kieser, die in Altenglan lebt, beruflich sehr erfolgreich und hat sich selbstständig gemacht: mitten in einer Lebenskrise, die eine schwere Krankheit mit sich brachte.
Der Reihe nach: In Idar-Oberstein hat sie ihre Ausbildung zur Fasserin gemacht und viele Jahre in einem großen Betrieb gearbeitet – mit Meistertitel, Ausbilderrolle, Messeauftritten und Showfassungen. „Doch im Frühjahr 2023 veränderte eine Krebsdiagnose mein Leben grundlegend. Mitten in der Chemotherapie – zu einem Zeitpunkt, an dem andere alles auf Pause setzen müssen – habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Ich wusste: Wenn ich etwas verändern will, dann jetzt. Trotz der körperlichen Belastung habe ich weitergearbeitet, mein Atelier gegründet und meinen Traum vom eigenen Weg realisiert.“

Bevor sie erkrankte, war Kieser arbeitslos: „Aber mein Weg in die Selbstständigkeit war bereits geplant. Ich war mitten in der Gründungsberatung, alles war vorbereitet. Und dann kam die Diagnose: ein aggressiver, schnell wachsender Tumor. Vom ersten Verdacht bis zur ersten Chemotherapie vergingen gerade einmal vier Wochen.“
Trotzdem hat sie weitergearbeitet – im Nebengewerbe, das schon seit 2019 besteht: „Mit so viel Kraft, wie eben da war. In dieser Zeit habe ich gespürt: Das hier ist nicht nur ein Beruf. Das ist meine Berufung. Ich wurde gebraucht. Meine Arbeit und Qualität hatten Bedeutung. Und dieses Glitzern der Steine – es hat mir innerlich gutgetan. Es hat mich ruhig gemacht. Und es hat mich verbunden mit etwas Größerem“, schildert sie sehr emotional ihre Erfahrung.
Die letzten vier Chemos waren für sie die schwierigsten: „Körperlich – aber vor allem mental, weil da so viel Ungewissheit war. Und doch habe ich genau in dieser Zeit entschieden, dass ich nicht länger warte. Drei Tage vor der schwersten Chemo-Gabe habe ich meine Selbstständigkeit offiziell gemacht. Das war nicht leichtfertig – aber es war klar. Weil ich wusste: Wenn ich auf den perfekten Moment warte, kommt er vielleicht nie. Aber wenn ich losgehe, kann sich etwas bewegen.“
„Dankbarkeit für die kleinen Dinge. Das ist wichtig.“
Lena Kieser
Ihre Arbeit ist für sie wie eine Meditation: „Wenn ich mit dem Mikroskop arbeite und kleine Brillanten im klassischen Verschnitt fasse, bin ich ganz bei mir. Ich liebe dieses Glitzern. Und ich liebe es, mit meiner Arbeit anderen eine Freude zu machen.“ Kieser teilt Bilder und Videos von den schönen Schmuckstücken auf Instagram.
Ihr Credo: „Fang an. Jetzt.“ Ebenso wichtig sei Dankbarkeit für die kleinen Dinge: „Ein Cappuccino auf dem Balkon. Schönes Glitzern der Steine. Ein Moment der Ruhe inmitten von Chaos. Ich habe gelernt, dass man nicht erst auf Sicherheit oder Perfektion warten muss, um loszugehen. Man darf es einfach tun – und auf dem Weg wachsen.“

Stolz sei sie auf sich selbst: „Ich freue mich auf das, was im Leben noch kommt. Nicht zuletzt inspirieren mich alle, die den Mut haben, für ihren eigenen Weg loszugehen – auch wenn es schwer ist. Denn genau das habe ich auch getan.
Kieser arbeitet heute für Goldschmiede und Juweliere aus Deutschland, Österreich und Luxemburg – auch an luxuriösen Einzelstücken.
Lena Kieser, die in ihrer Freizeit gern Fahrrad fährt, möchte auch anderen Frauen in ähnlichen Situationen Unterstützung bieten: Kontakt per E-Mail info@ diefasserin.de