Ausstellung Edelsteinmuseum
Meisterwerke aus einer goldenen Zeit
Die Sonderausstellung „Edle Gefäße“ des Deutschen Edelsteinmuseums zog bei ihrer Eröffnung zahlreiche Gäste an.
Hosser. HOSSER

Die goldenen Zeiten des Schalenschleifens in der Edelsteinregion Idar-Oberstein sind das Thema der aktuellen Sonderausstellung des Edelsteinmuseums. Noch bis zum 31. Oktober können Besucher 60 beeindruckende Exponate bestaunen.

Neben Bundestagspräsidentin Julia Klöckner waren auch zwei Meister aus der goldenen Zeit des Schalenschleifens in der Edelsteinregion Idar-Oberstein als Gäste bei der Eröffnung der Ausstellung „Edle Gefäße – Alltagsgegenstände als Luxusobjekte“ dabei. Axel Petry aus Bruchweiler und Jürgen Christmann aus Vollmersbach gehören zu den Könnern, die mit einigen Exponaten in der Sonderschau glänzen, die noch bis 31. Oktober täglich von 9.30 bis 17.30 Uhr im Edelsteinmuseum in Idar zu sehen ist.

Hans-Ulrich Pauly, Graveurmeister und Obermeister der Edelstein bearbeitenden Betriebe, ging bei seiner Eröffnungsrede auf Vergangenheit und Gegenwart des Schalenschleifens ein.
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Auch sie haben bei ihrer Arbeit „zwischen Katastrophe und Schönheit jongliert“, wie es Hans-Ulrich Pauly, Graveurmeister und Obermeister der Edelstein bearbeitenden Betriebe, formulierte. Damit spielte er darauf an, dass dabei stets das Risiko des Scheiterns bestand und besteht. „Ich möchte nicht wissen, wie viele Schalen kaputtgegangen sind, ehe sie vollendet werden konnten“, meinte er in seiner Einführung in die Ausstellung. Er verglich das Entstehen eines Meisterwerks dabei mit der Reifung der eigenen Persönlichkeit: „Auch wir haben Sprünge und Einschlüsse. Und auch wir müssen hart an uns arbeiten, damit wir zu einem edlen Gefäß werden.“

Zu den Ehrengästen des Abends gehörte auch die frisch gewählte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner.
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Die goldene Zeit des Schalenschleifens, für die auch die verstorbenen Helmut Wolf (Kirschweiler) und Bernd Hartmann (Schauren) stehen, begann laut Pauly in den 1980er-Jahren. Hartmann habe insbesondere aus Achaten das Beste herausgeholt, würdigt Axel Petry im Gespräch mit der Nahe-Zeitung das Werk seines Kollegen. „Keiner konnte diese Steine so lesen wie er.“

Während es in der Spezialdisziplin des Schalenschleifens leider kaum noch Nachwuchs gebe, sehe es in anderen Bereichen der Branche besser aus, berichtete Hans-Ulrich Pauly. „Wir brauchen nicht viele, aber gut ausgebildete Leute“, betonte der Obermeister, der in diesem Zusammenhang ausdrücklich den Idar-Obersteiner Hochschulzweig für Edelstein- und Schmuckdesign lobte. Er zeigte sich dankbar darüber, dass er einige Absolventen in seinem Betrieb habe – darunter auch zwei, die jüngst hohe Design-Auszeichnungen erhalten haben.

Moderne Zeiten für die Branche

Längst sind auch in dieser Branche moderne Zeiten angebrochen: Während man sich früher strikt am Stein orientiert habe, schicken manche Kunden ihre Vorstellungen heute per PDF-Datei, berichtete der Obermeister. „Wir müssen dann den passenden Stein dazu suchen“, beschrieb er die völlig andere Herangehensweise. In den alten Wasserschleifen legte der Schleifer bei der Herstellung von Schalen zuerst die Außenform fest, ehe er sich dann nach innen vorarbeitete. Mit der Elektrifizierung begann eine neue Zeit. Die Zahl der Schleifen schnellte damals von 40 auf 140 hoch.

Die mehr als 60 durchweg in Idar-Oberstein und Umgebung gefertigten Objekte, die in der Sonderschau gezeigt werden, stammen von einheimischen Unternehmen und aus Privatsammlungen.
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Die mehr als 60 durchweg in Idar-Oberstein und Umgebung gefertigten Objekte, die in der Sonderschau gezeigt werden, stammen von einheimischen Unternehmen und aus Privatsammlungen. „Bodenständigkeit trifft dabei auf Eleganz, Handwerk auf Luxus“, betonte Julia Klöckner in ihrem Grußwort. Auch die Bundestagspräsidentin, der Dieter Hahn als Aufsichtsrat der Museumsstiftung „am Dirigentenpult des Bundestags“ viel Glück, Erfolg und Durchsetzungsvermögen wünschte, zeigte sich beeindruckt von der Sonderschau.

Sie und er seien der Beweis dafür, dass „der Täter immer an den Tatort zurückkehrt“, ergänzte Hahn in Erinnerung daran, dass er vor 29 Jahren gemeinsam mit Julia Klöckner, damals noch Deutsche Weinkönigin, und dem damaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck „unser wunderschönes Museum“ eröffnet hatte.

Schau in beeindruckender Zeit auf die Beine gestellt

Die vom Kuratorium organisierten Sonderausstellungen sind für Dieter Hahn der jährliche Höhepunkt im Museumsbetrieb. Dem Vorsitzenden Achim Grimm und seinen Mitstreitern, zu denen auch die frühere Museumsleiterin Anette Fuhr gehörte, blieb wenig Zeit, um die Schau auf die Beine zu stellen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende vergaß nicht, um neue Mitglieder für den Förderverein zu werben und auf dessen jährliches Museumsfest am Pfingstsonntag hinzuweisen. Er sei ein großer Fan der mit großer Expertise, Fachwissen und ganz außergewöhnlicher Handwerkskunst geschaffenen Schalen, bekannte er. Solche Objekte waren schon in der Antike begehrt: „Wir lernen von alten Kulturen“, betonte Ulrich Pauly. Im Mittelalter wurden Schalen nach seinen Worten erst abgenommen, wenn sie so dünn und damit so leicht waren, dass sie auf dem Wasser schwammen, statt unterzugehen.

Der Obermeister flocht in seine Rede auch die Anekdote von einem römischen Senator ein, der einen Sklaven misshandelt hatte. Über ihn fällte der Senat in Rom damals ein besonders hartes Urteil: Er musste als Buße nicht ins Gefängnis, sondern vor aller Augen seine wertvollen Kristallschalen zerschlagen.

Die Sonderausstellung „Edle Gefäße – Alltagsgegenstände als Luxusobjekte“ ist von 18. April bis 31. Oktober täglich von 9.30 bis 17.30 Uhr im Deutschen Edelsteinmuseum in der Hauptstraße 118 in Idar-Oberstein zu sehen.

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