Von unserem Redaktionsleiter Stefan Conradt
Der Hauptweg soll durch die Fußgängerzone führen und ebenerdig Sehenswürdigkeiten und Denkmale verbinden. Hierfür hatte die Historikerin Dr. Regina Geiß-Dreier, die die Wege im Auftrag der Stadt entwickelte, den Namen Rubinweg vorgeschlagen: Der nach dem Diamant wertvollste Stein lasse sich gut in eine optische Präsentation einbinden.
Bei der Vorstellung war aber schnell kritisiert worden, dass Rubine im Raum Idar-Oberstein nicht vorkommen und auch Handel und Verarbeitung lokal eine eher untergeordnete Rolle spielen. Danach hatte es eine Vielzahl weiterer Vorschläge gegeben (zu denen in der Sitzung am Mittwoch noch weitere hinzukamen), die aber jeweils auch keine breite Mehrheit fanden.
Geschichte des Industrieviertels
Gleiches galt für den zweiten Themenweg, der vom Marktplatz hinauf zur Felsenkirche führen wird, das Thema „Heimische Mineralienwelt“ behandeln soll und anders als der Hauptweg nicht barrierefrei sein kann. Die Historikerin hatte Quarzweg vorgeschlagen – als Oberbegriff für die Edelsteingruppe. Hier hatte sich aber schnell eine Mehrheit für den griffigeren Achat gefunden. Beim zweiten wichtigen Stein der Quarz-Gruppe, dem farbenprächtigen und in Oberstein oft geschliffenen Amethyst, hatte viele die schwierige Rechtschreibung gestört ...
Am schwersten taten sich die Entscheidungsfinder aber mit dem dritten Weg, der die Geschichte des Industrieviertels Wilhelmstraße erläutern soll, wo bis in die 1950er-Jahre Tausende Arbeitnehmer beschäftigt waren und vor allem Massenware wie Gold- und Silberketten sowie Modeschmuck hergestellt wurde. Regina Geiß-Dreier hatte „Ketten-Weg“ oder „Ketten-Bummel“ vorgeschlagen, was keine Gegenliebe fand. Wohl auch um das bestehende Museumsensemble zu unterstützen, gab es jetzt eine große Mehrheit für „Bengel-Weg“.
Während sie mit den beiden ersten Umbenennungen gut leben könne, tut sich Regina Geiß-Dreier mit dem „Bengel-Weg“ schwer: „Da entstehen bei Besuchern falsche Assoziationen“ – mit einem frechen Lümmel habe dieser Weg ja nun nichts zu tun, sagte sie gestern der Nahe-Zeitung. Die drei Wege sollen im Frühjahr im Rahmen des Förderprogramms „Aktive Stadt“ ausgeschildert werden.
Keine Chance für den Amethyst
Lange hatten die städtischen Gremien darüber debattiert, wie die neuen Themenspazierwege durch die Stadt, die im kommenden Jahr in Oberstein ausgeschildert werden, heißen sollen. Jetzt gibt es endlich ein Ergebnis, nachzulesen auf der Seite Idar-Oberstein. Der schöne Amethyst kam nicht zum Zuge. Dabei hatte ihn CDU-Sprecher Armin Korpus so gepriesen. Vielleicht war aber sein Schlussakkord eher kontraproduktiv: Seit der Antike sei bekannt, dass der Farbstein gegen die Trinksucht helfe. Das sei aber eher ein Ausschlusskriterium, meinte Oberbürgermeister Bruno Zimmer augenzwinkernd: Das könnten die Gastronomen leicht als geschäftsschädigend auslegen...