Die Antwort, die den Kern seiner Arbeit darstellt, lautet: Der jüngste Nationalpark in Deutschland genießt ein vergleichsweise hohes Ansehen. 73 Prozent der 389 von ihm Befragten, die aus allen Teilen der Region kommen, haben sich bei einer an der Sonntagsfrage orientierten Abstimmung für seinen Fortbestand ausgesprochen. „Das ist relativ hoch für das junge Alter“, beurteilt der 25-Jährige dieses Ergebnis. Zum Vergleich: Im Bayerischen Wald waren es nach der gleichen Zeitspanne nur circa 65 Prozent gewesen. Wobei die Akzeptanz mit den Jahren erfahrungsgemäß steigt. Für die nächste Generation wird der Nationalpark schon wie selbstverständlich dazugehören. Den 73 Prozent stehen derzeit noch 12 Prozent gegenüber, die gegen den Park sind, während 15 Prozent sich bei dieser Frage enthalten.
Breite Zustimmung zu Verboten
Arne Wildbihler wollte in dem von ihm entwickelten Fragebogen auch wissen, wie es sich mit der Einstellung verhält: Sie ist bei 65 Prozent positiv, während 23 Prozent eine neutrale Haltung zum Nationalpark haben – nur 12 Prozent sehen ihn grundsätzlich negativ. Diese Anteile haben sich seit der Gründung im Mai 2015 kaum verändert. Nur rund ein Viertel denkt heute anders über den Nationalpark als damals. Wobei unter denen, die ihn wie beispielsweise manche Mountainbiker oder Landwirte jetzt kritischer beurteilen, vor allem die Einschränkungen eine Rolle spielen.
Andere sehen den Nationalpark positiver als am Anfang. Die Verbote stoßen indes auf breite Zustimmung: 86 Prozent halten sie für eher sinnvoll, während 22 Prozent sich gemaßregelt fühlen. Der Zuspruch hängt auch von der Entfernung ab: Von denen, die weiter weg wohnen, beurteilen das Schutzgebiet 83 Prozent positiv, während das aus dem Nahbereich nur auf 70 Prozent zutrifft. 63 Prozent haben ein großes bis sehr großes, 37 Prozent nur ein geringes bis überhaupt kein Interesse.
Der angehende Gymnasiallehrer für Sport und Erdkunde fragte auch nach der Arbeit des Nationalparkamts, die dem Großteil der Einheimischen im Naturschutz (98 Prozent), Umweltbildung (90 Prozent), Forschung (77 Prozent) und der Regionalentwicklung (80 Prozent) wichtig erscheint. 55 Prozent bewerten die Aktivitäten der Behörde positiv, 19 Prozent negativ. Wobei da offenbleiben muss, wer das überhaupt kompetent beurteilen kann. Die Mehrheit der lokalen Bevölkerung, nämlich 53 Prozent, erwartet durch den Nationalpark mehr Vorteile für die Region, 16 Prozent sehen eher Nachteile, 23 Prozent bewerten es ausgeglichen. 47 Prozent meinen, dass Einheimische und Touristen in gleichem Maß von diesen Vorteilen profitieren. Fast ein Drittel (30 Prozent) findet hingegen, dass überwiegend die Touristen profitieren, 10 Prozent sehen den größten Gewinn bei der lokalen Bevölkerung.
Ergebnisse sind nicht repräsentativ
Arne Wildbihler legt Wert auf die Feststellung, dass die Ergebnisse seiner Arbeit, in die er auch Akzeptanzstudien zu anderen Nationalparken einbezogen hat, zumindest nicht voll repräsentativ sind. „Sie sind aber auf jeden Fall eine grundlegende Orientierungshilfe.“ Der 25-Jährige, der in der Region verwurzelt ist und nach wie vor beim SC Birkenfeld Fußball spielt, hatte den Weg zur Gründung des Premiumschutzgebiets mit der aus seiner Sicht beispielhaften Bürgerbeteiligung als interessierter Einheimischer hautnah verfolgen können. Zudem kennt er Teile des Schutzgebiets von Touren mit dem Rad und zu Fuß.
Der Birkenfelder sieht im Nationalpark eine Chance für die Region und dabei noch viel Potenzial für die Regionalentwicklung. Fest steht für ihn aber auch: „Der Naturschutz muss an erster Stelle stehen.“ Was würde er empfehlen, um die Akzeptanz des Nationalparks zu erhöhen? „Kommunikation auf möglichst vielen Kanälen ist der Schlüssel. Es geht darum, die Menschen mitzunehmen und zu beteiligen. Aber da wird auch schon viel gemacht“, betont er. Das sei aber auch eine Frage der personellen Möglichkeiten.
Man dürfe generell nicht vergessen, dass „wir uns immer noch in der Anfangsphase befinden“. Die positiven Auswirkungen kämen erst nach und nach, während die Einschränkungen sofort wirksam werden. Bei einem Nationalpark gebe es auch keinen Schalter, der umgelegt werde und dann sei alles anders. Auch ein Wow-Effekt fehle. „Der Nationalpark ist ein Prozess“, warnt der Student vor überhöhten Erwartungen. Das bedeute: „Man muss Geduld haben.“ Vor diesem Hintergrund seien die bei seiner Befragung erzielten Zahlen vielversprechend und ermutigend.