Über den Zustand aller Brückenbauwerke – von der kleinen Bachüberführung bis zur Hochbrücke über die Kama – führt der Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Bad Kreuznach, wie der zuständige Abteilungsleiter Dipl.-Ing. Thomas Neumann, Leiter der Fachgruppe III Konstruktiver Ingenieurbau beim LBM, auf NZ-Anfrage betont. Dabei erhalten „alle Brückenbauwerke ab einer lichten Weite von mindestens zwei Meter eine Bauwerksnummer und können so eindeutig identifiziert werden“. Neben den Brücken werden aber auch andere Ingenieurbauwerke wie Stützwände (ab einer Höhe von 1,50 Meter), Lärmschutzwände und sogar Verkehrszeichenbrücken erfasst. „Die wichtigsten Daten des Bauwerks (Abmessungen, Baustoffe, Prüfprotokolle) sind in einem sogenannten Bauwerksbuch und den zugehörigen Bestandsplanunterlagen hinterlegt“, erläutert Wagner. „Die Datenverwaltung erfolgt über eine Software.“
Kontrollen werden halbjährlich durchgeführt
„Bei den jährlich durchzuführenden Besichtigungen sowie den halbjährlichen Beobachtungen kontrollieren die zuständigen Straßenmeistereien die Bauwerke im Hinblick auf augenscheinliche Schäden“, berichtet der LBM-Fachbereichsleiter. „Alle Ergebnisse werden für jede einzelne Brücke nach festen Vorgaben dokumentiert. Die Aufnahme der Schäden und die daraus folgende Beurteilung des Zustandes erfolgt unter Nutzung moderner EDV-Systeme. Hierbei werden die durch die Bauwerksprüfingenieurin bzw. den -ingenieur vergebenen Bewertungen für die Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit automatisch ausgewertet und zu einer Zustandsnote von 1 (sehr guter Zustand) bis 4 (ungenügender Zustand) zusammengefasst.“
Anhand dieser Daten und Erkenntnisse wird eine Prioritätenliste für die nötigen Sanierungsarbeiten erstellt. Auf der tauchen laut Wagner zurzeit 15 Maßnahmen im Nationalparklandkreis auf, die in den kommenden Jahren abgearbeitet werden sollen, darunter als teuerste Maßnahme – gemeinsam mit der Deutschen Bahn – die Erneuerung der Bahnüberführung bei Ruschberg (2.500.000 Euro), aber auch die Instandsetzung der Fischbachbrücke in Herrstein (315.000 Euro). Diese Sanierung rührt ebenso wie die Erneuerung von drei Brücken in Fischbach (eine ist bereits im Bau, insgesamt Kosten von rund 1,5 Millionen Euro) vom verheerenden Hochwasser Ende Mai 2018.
Hauptprüfung alle sechs Jahre mit Notenvergabe
Grundlage der Erhaltungsplanung und damit der Reihenfolge der Abarbeitung dieser Liste sind die Zustandsnoten der Bauwerke. Wagner: „Alle Brücken und sonstige Ingenieurbauwerke werden im Abstand von sechs Jahren einer so genannten Hauptprüfung nach DIN 1076 durch erfahrene und speziell ausgebildete Bauwerksprüfingenieure unterzogen. Dabei werden alle Bauteile – gegebenenfalls unter Zuhilfenahme von Besichtigungsgeräten – intensiv geprüft.“ In der Halbzeit dieses Prüfrhythmus' – also nach drei Jahren – erfolgt zusätzlich eine einfache Prüfung.
Kontrolliert werden im Zuständigkeitsbereich des LBM Bad Kreuznach alle Ingenieurbauwerke im Zuge der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen. „Bauwerke, die einen Wirtschafts- oder Forstweg an einer Bundes-, Landes- oder Kreisstraße über- oder unterführen, werden vom jeweiligen Straßenbaulastträger der klassifizierten Straße geprüft, da die jeweiligen Bauwerke in der Unterhaltungslast der des Straßenbaulastträgers stehen“, erläutert der LBM-Sprecher. „Bauwerke im Zuge von Gemeindestraßen, die keine klassifizierte Straße kreuzen, werden von den Kommunen selbst verwaltet und sollten auf die gleiche Art und Weise geprüft werden.“
Wagner weiter: „Die dringendsten Baumaßnahmen an Straßen und Ingenieurbauwerken werden bei Bund und Land im Rahmen einer mittelfristigen Finanzplanung (fünfjährige Investitionspläne) berücksichtigt und dann in den jeweiligen Bauhaushalten finanziert.“ Zusätzlich gibt es bei den Kreisen im Regelfall ein vom jeweiligen Kreistag beschlossenes mehrjähriges Bauprogramm, in denen die dringlichsten Maßnahmen berücksichtigt werden.
Mehr als 70 Projekte sind bereits umgesetzt
Im Rückblick listet der LBM mehr als 70 (!) Projekte auf, die bereits umgesetzt sind. Addiert man die jeweiligen Kosten, kommt man auf eine Investitionssumme von mehr als 15 Millionen Euro, verteilt über einen Zeitraum von gut zehn Jahren. Darunter finden sich mit den größten Anteilen die Instandsetzung der Naheüberbauung in Idar-Oberstein in drei Bauabschnitten von 2017 bis 2022 (rund 2,5 Millionen Euro), die Maßnahme Anschlussstelle B270/B41/L160 bei Fischbach/Weierbach in den Jahren 2013 bis 2019 (rund 3,4 Millionen Euro) sowie die Arbeiten an den Idarbachbrücken im Bereich Katzenloch im Zuge der Erneuerung der B422 (knapp 1,9 Millionen Euro). Die Sanierungen der Brücken zwischen Idar-Oberstein (Weiberswoog) und Hammerstein inklusive der Siesbachtalbrücke (B41) haben in den vergangenen Jahren alleine 3,3 Millionen Euro verschlungen.