Eigentlich wollte Patricia Müller Holzblasinstrumente bauen - doch die hochtalentierte Idar-Obersteinerin wurde Militärmusikerin und Soldatin
Lieber Querflöte als Waffe in der Hand: Idar-Obersteinerin Patricia Müller spielt im Luftwaffenmusikkorps
Oberfeldwebel Patricia Müller, hier während ihrer Zeit beim Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr, hat lieber ihre Querflöte als eine Waffe in der Hand. Trotzdem ist sie auch überzeugte Soldatin. Foto: Bundeswehr/Stefan Müller
STEFAN MUELLER. Stefan Müller

Es gibt eine Geschichte, die Patricia Müller (29) von ihrer Mutter oft gehört hat. „Nach einem Konzert ihres Musikvereins saß meine Mutter mit den Vereinsmitgliedern noch beim Abendessen zusammen und hatte mich als Kleinkind dabei. Angeblich nahm ich mir eine Flasche, hielt sie quer und tat so, als ob ich darauf spielen würde.“ Vermutlich war das der Anfang ihres heutigen Lebens als Querflötenspielerin. Doch der Weg dorthin war länger als gedacht.

Oberfeldwebel Patricia Müller, hier während ihrer Zeit beim Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr, hat lieber ihre Querflöte als eine Waffe in der Hand. Trotzdem ist sie auch überzeugte Soldatin. Foto: Bundeswehr/Stefan Müller
STEFAN MUELLER. Stefan Müller

„Nach meinem Abitur in Idar-Oberstein hatte ich zunächst andere Pläne“, erzählt die heutige Militärmusikerin, die ihr überragendes Talent an der Querflöte seit August im Luftwaffenmusikkorps Münster unter Beweis stellt. Müller ist Teil eines sinfonischen Blasorchesters, das dem Zentrum Militärmusik der Bundeswehr in Bonn unterstellt ist.

Große musikalische Bandbreite

Für die junge Soldatin ein Traumberuf, der sie immer wieder aufs Neue fordert. Denn das Luftwaffenmusikkorps Münster mit seinen 50 Orchestermitgliedern ist als musikalischer Botschafter der Bundeswehr weltweit unterwegs.

„Der Anspruch ist hoch und die musikalische Bandbreite groß“, erzählt die 29-Jährige, die als Abiturientin zunächst nach Koblenz ging, um eine Ausbildung zur Musikfachhändlerin zu machen. Ihrer Lehrstätte war damals eine Reparaturwerkstatt für Blasinstrumente angegliedert. „Diese Werkstatt hatte es mir besonders angetan“, verrät die Tochter aus musikalischem Hause, die schon mit acht Jahren ihren ersten Flötenunterricht erhielt und rasch erkannte, dass die Querflöte ihre große Liebe war.

„Als Lehrling in Koblenz genügte es mir daher nicht, nur zu wissen, wie man dieses Instrument gut spielt. Ich wollte es am liebsten auch selbst bauen können.“ Sie ging nach Wien, der Hauptstadt der Musik, und hängte noch eine Ausbildung zum Holzblasinstrumentenbauer hinten dran – um am Ende zu erkennen, „dass ich doch lieber professionelle Musikerin werden wollte“.

Die Liebe zu ihrem Instrument, der Querflöte, begann bei Patricia Müller schon früh. Foto: Sabine Müller

Frage: In Zivil oder in Uniform?

Müller, deren Vater bei der Bundeswehr arbeitet, wusste, dass sie dieses Ziel über ein Studium an einer Hochschule für Musik in Zivil oder in Uniform über die Bundeswehr erreichen konnte. „Ich hatte als Schülerin ein mehrwöchiges Praktikum beim Luftwaffenmusikkorps Erfurt absolviert. Daher waren mir die musikalischen Optionen bei den Streitkräften, aber auch die hohen Anforderungen bekannt.“ Sie entschloss sich dennoch, beim Luftwaffenmusikkorps Erfurt zunächst ein Jahr lang freiwillig Wehrdienst zu leisten. „So konnte ich mir sicher sein, dass ich mich bei der Bundeswehr auch tatsächlich wohlfühlen würde.“

Mit dieser Gewissheit in der Tasche wagte sie den nächsten Schritt und bewarb sich um einen von nur 34 Ausbildungsplätzen, die der Militärmusikdienst jährlich anbietet. Müller wurde genommen und durchlief eine fünfjährige Ausbildung, die mit einer militärischen Grundausbildung, einem Sanitätslehrgang und der Vorbereitung auf eine Eignungsprüfung an der Robert Schumann Hochschule für Musik in Düsseldorf begann und nach einem Musikstudium in Uniform mit einer musikfachlichen Abschlussprüfung endete.

Was dann folgte, war zunächst ungewiss: „Der Militärmusikdienst der Bundeswehr umfasst 15 Einheiten. Ich hatte Glück und landete genau dort, wo ich auch hinwollte, nach Münster.“ Denn wie alle anderen Absolventen auch, hatte Müller zuvor drei Wünsche äußern dürfen. „Münster stand ganz oben auf meiner Liste.“ Und bisher sei sie auch hochzufrieden – „sowohl mit unseren musikalischen Auftritten als auch mit dem Korpsgeist unter den Musikern“.

Wertekodex geht verloren

Dieses besondere Zusammengehörigkeitsgefühl gebe es aber auch in den anderen musikalischen Einheiten der Bundeswehr. „Das liegt wohl daran, dass wir als Militärmusiker nicht nur Soldaten sind, sondern auch Künstler. Das ist schon eine spezielle Mischung.“

Wobei sich alle Militärmusiker immer auch darüber bewusst seien, „welchen Auftrag wir als Soldaten haben“. Hinter diesem Auftrag stehe auch sie aus voller Überzeugung. „Natürlich habe ich lieber eine Querflöte in der Hand als eine Waffe. Aber wenn es darum gehen sollte, unser Land oder das Nato-Bündnis zu verteidigen, steht außer Frage, warum wir mehr gelernt haben, als nur auf hohem Niveau zu musizieren.“

Und noch etwas liege ihr am Herzen: „Für mich hat mein Dienst in der Bundeswehr auch viel mit Werten und Gemeinsinn zu tun.“ Sie beobachte vor allem in der jüngeren Generation, „dass ein gewisser Wertekodex, der Hilfsbereitschaft, Kameradschaft und Respekt vor allen Menschen umfasst, verlorengeht“. Bei der Bundeswehr könne man diese Werte noch leben. „Auch deshalb kann ich mir gut vorstellen, über meine aktuelle Verpflichtung als Berufssoldatin bei der Bundeswehr zu bleiben.“

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